Tarifkonflikt spaltet
Verliert Deutschland einen weiteren VW-Standort an Polen?
Volkswagen plant, die ID.Buzz-Produktion von Hannover nach Polen zu verlagern. Nach den jüngsten Tarifstreiks wächst die Sorge um den Standort.
- Volkswagen plant ID.Buzz-Produktion nach Polen zu verlagern.
- Produktionszahlen des ID.Buzz bleiben hinter Erwartungen zurück.
- Tarifkonflikt und Standortfragen belasten Volkswagen stark.
- Report: Gewinner im Megamarkt
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Im Zuge umfassender Sparmaßnahmen zieht der Volkswagen-Konzern eine Verlagerung der Produktion seines Elektro-Bullis ID.Buzz von Hannover nach Polen in Betracht. Diese brisante Überlegung wurde am Mittwoch auf einer nichtöffentlichen Betriebsversammlung in Hannover diskutiert.
Es wird sowohl eine vollständige Verlagerung ins polnische Werk Poznań als auch eine teilweise Produktionserweiterung geprüft. Ein Sprecher der Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) bestätigte, dass verschiedene Szenarien analysiert werden, ohne konkrete Details zu nennen.
ID.Buzz: Hoffnungsträger oder Fehlzündung?
Der ID.Buzz, einst als Symbol des Elektrozeitalters von Volkswagen gefeiert, hat die hohen Erwartungen bisher nicht erfüllt. Seit dem Produktionsstart 2022 wurden im ersten Halbjahr 2024 lediglich 14.600 Einheiten ausgeliefert – ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber weit entfernt von den ursprünglich angestrebten 130.000 Fahrzeugen jährlich.
Mit dem Produktionsende des Verbrenner-Modells T6.1 ist der ID.Buzz eines von nur zwei verbleibenden Modellen im VWN-Stammwerk Hannover. Die mögliche Verlagerung könnte die Zukunft des Standorts Hannover erheblich gefährden.
Krise bei Volkswagen: Tarifkonflikt und Standortfragen
Die wirtschaftlichen Herausforderungen bei Volkswagen spitzen sich weiter zu. Aufgrund eines festgefahrenen Tarifstreits mit der IG Metall bei dem am Montag rund 47.000 VW-Mitarbeiter allein in Wolfsburg für zwei Stunden die Arbeit niederlegten (Konzernweit beteiligten sich fast 100.000 Beschäftigte an den Warnstreiks) wurde die wichtige Planungsrunde für Investitionen und Werksbelegungen verschoben. Einen neuen Termin gibt es bisher nicht, aber die Streik Verhandlungen gehen am 9. Dezember in die nächste Runde.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nahm an der Betriebsversammlung in Hannover teil und forderte den Erhalt der Arbeitsplätze sowie der deutschen Standorte. "Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben", betonte Heil. Gleichzeitig richtete er klare Worte an Konzernchef Oliver Blume: "Investitionen, die die Zukunft der Standorte sichern, müssen gewährleistet sein."
China-Konkurrenz und Restrukturierung
Volkswagen sieht sich in einem intensiven Wettbewerbsumfeld, insbesondere durch die massive Konkurrenz aus China. Konzernchef Oliver Blume unterstrich, dass harte Einschnitte notwendig seien, um den Konzern langfristig wettbewerbsfähig zu halten. "Wir agieren nicht in einer Fantasiewelt. Neue Spieler betreten den Markt mit enormer Geschwindigkeit", so Blume.
Gleichzeitig betonen Arbeitnehmervertreter, dass solche Einschnitte nicht auf Kosten der Belegschaft gehen dürfen. "Die Beschäftigten sind keine Kostenstellen mit Ohren", so Arbeitsminister Heil in seiner Ansprache.
Zukunft ungewiss: Volkswagen vor richtungsweisenden Entscheidungen
Mit der anstehenden vierten Verhandlungsrunde am 9. Dezember steht Volkswagen an einem Scheideweg. Wird der Konzern sich mit der IG Metall und den Arbeitnehmern einigen, oder droht eine weitere Eskalation der Proteste?
Die mögliche Verlagerung der ID.Buzz-Produktion nach Polen ist dabei nur ein Symbol für die grundlegenden Herausforderungen des Autobauers.
Autor: Pascal Grunow, wallstreetONLINE Redaktion
Die Volkswagen (VW) Vz Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +0,89 % und einem Kurs von 82,00EUR auf Tradegate (05. Dezember 2024, 17:01 Uhr) gehandelt.
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