Göttlicher Beistand gefordert
Intel-Krise: Jetzt hilft nur noch Beten!
Um den angeschlagenen Halbleiterriesen Intel steht es schlecht. Jetzt hat der geschasste Ex-Chef Pat Gelsinger dazu aufgefordert, für das Unternehmen zu beten.
- Intel kämpft mit technologischen Rückständen und Verlusten.
- Ex-Chef Gelsinger ruft zum Gebet für das Unternehmen auf.
- Externe Hilfe nötig, Übernahme oder Verkauf möglich.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Um den traditionsreichen Halbleitergiganten Intel steht es schlecht. Im Kerngeschäft hat sich das Unternehmen technologisch von den Designs von AMD und Nvidia abhängen lassen, während die Fertigungssparte mit einem Rückstand gegenüber Samsung und Taiwan Semiconductor kämpft.
Das weckt Zweifel an den Plänen zum geplanten Konzernumbau zur Rettung des Unternehmens, wofür Pat Gelsinger in der vergangenen Woche seinen Hut nehmen musste. Er galt als Urheber des auch finanziell ambitionierten Vorhabens, für Dutzende Milliarden US-Dollar überall in der Welt neue Hableiterwerke zu errichten – darunter auch in Magdeburg.
Anleger nach CEO-Abgang tief verunsichert ...
Mit seinem Abgang ist Intel daher nun nicht nur führungs-, sondern auch planlos. Daher reagierten Anleger in der vergangenen Woche nicht erleichtert, sondern tief verunsichert. Anstatt zu einer Erholungsrallye ist es zu weiteren Kursverlusten gekommen. Diese belaufen sich seit dem Jahreswechsel auf inzwischen 58 Prozent.
Trotz oder gerade wegen seines Rauswurfs scheint Pat Gelsinger dem Unternehmen aber noch immer verbunden zu sein. In einem Post auf dem Kurznachrichtendienst X hat er seine Follower daher dazu angehalten, mit ihm gemeinsam für das Überleben des Konzerns "in dieser schwierigen Zeit" zu beten:
... der will nun für das Unternehmen beten!
Nach eigener Aussage legt er jeden Donnerstag einen 24-stündigen Gebets- und Fastentag ein. Diesen möchte er in dieser Woche Intel und seinen 100.000 Mitarbeitenden widmen, da das Team "für die Zukunft der Halbleiterbranche und der USA" von "wegweisender Bedeutung" sei.
Pat Gelsinger ist schon in der Vergangenheit durch eine wachsende Zahl an Nachrichten mit biblischen Inhalten aufgefallen. Je schlimmer es in den zurückliegenden Quartalen um Intel stand, desto häufiger setzte er beispielsweise ausgewählte Verse aus der Bibel ab.
Intel auf externe Hilfe angewiesen
In Anbetracht sinkender Erlöse, wachsender Verluste und einer immer höheren Verschuldung des Unternehmens könnte Intel tatsächlich nur noch durch Beistand von außen zu retten sein. Freilich aber nicht durch göttlichen Beistand, sondern in Form einer Übernahme und / oder dem Verkauf von Unternehmensanteilen.
Eine operative Wende aus eigener Kraft ist Intel aktuell nicht zuzutrauen. Im Server-Geschäft setzen Geschäftskunden zunehmend auf Konkurrenzprodukte und im CPU-Geschäft kämpft das Unternehmen einerseits mit der anhaltenden PC-Markt-Schwäche und andererseits mit einer wachsenden Konkurrenz.
So hat beispielsweise Qualcomm, das zeitweise als möglicher Bieter für Intel gehandelt wurde, damit begonnen, neben System-on-Chips für mobile Endgeräte auch Prozessoren für Notebooks herzustellen. Erste Geräte werden gemeinsam mit Microsoft als Copilot- beziehungsweise KI-Notebooks vermarktet.
Weiterer Gegenwind zu befürchten
Zwar hat die Regierung Biden wiederholt ein großes, strategisches Interesse an Intel gezeigt und dieses mit 7,6 Milliarden US-Dollar an Fördermitteln aus dem sogenannten CHIPS-Act bedacht, allerdings hat der künftige Präsident Donald Trump schon mehrfach angedeutet, derartige Subventionen unter die Lupe zu nehmen beziehungsweise durch das von Tesla-CEO Elon Musk zu verantwortende Department of Government Efficency unter die Lupe nehmen zu lassen.
Von einer Regierung Trump ist für Intel daher eher Gegen- als Rückenwind zu erwarten, was den finanziellen Druck auf das Unternehmen, das inzwischen mit einer Nettoverschuldung in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar kämpft, weiter verschärfen könnte.
Fazit: Hoffnung ist nicht die einzige Option
Angesichts dieser völlig verfahrenen Situation tun Anleger daher gut daran, auf externe Hilfe zu hoffen – oder sich von ihren Anteilen zu trennen und ihr Kapital in aussichtsreichere Halbleiter-Aktien zu investieren, wovon es wahrlich keinen Mangel gibt.
Zwar verfügt Intel mit David Zinsner, der zuvor als Finanzchef beim Speicherchiphersteller Micron unter Vertrag war, über einen kompetenten und auch innerhalb der Branche erfahrenen Interims-Co-CEO. Dessen Stärke könnte jedoch vor allem sein, einen fairen Preis für den Verkauf von Unternehmensanteilen zu ermitteln, anstatt für einen operativen Turnaround zu sorgen. Ob das auch für Anleger ein Anleger ein gutes Geschäft ist, darf bezweifelt werden.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte