Erwartungen verfehlt
Enttäuschung auf ganzer Linie: SAP-Rivale Oracle bricht nach Zahlen ein!
Cloud-Anbieter Oracle kann das bislang starke Börsenjahr nicht mit einem weiteren, sehr starken Quartalsbericht krönen. Die Aktie bricht nachbörslich ein.
- Oracle-Aktie bricht nach schwachem Quartalsbericht ein.
- Umsatz und Gewinn verfehlen Erwartungen leicht.
- Hohe Bewertung trotz KI-Boom nicht gerechtfertigt.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Hinter der Aktie von Software- und Cloud-Anbieter Oracle liegt nach Kursgewinnen von fast 80 Prozent ein bislang phänomenal gutes Börsenjahr. Der Rivale von DAX-Schwergewicht SAP, dessen Anteile sich im Schatten des US-Konzerns ebenfalls um beachtliche 72 Prozent steigern konnten, profitierte vom anhaltenden KI-Boom.
Oracle konnte zahlreiche Milliardenaufträge von großen Internetkonzern wie Amazon, Alphabet und Microsoft an Land ziehen und übernimmt für diese das Trainieren von KI-Modellen. Damit ist das Unternehmen einer der derzeit schwergewichtigsten AI-as-a-Service-Anbieter, was der Aktie einen hohen Bewertungsaufschlag eingebracht hat. Gegenüber dem historischen Durchschnitt ist Oracle bei vielen Kennziffern, wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, um 60 bis 80 Prozent überbewertet.
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Die Zahlen rechtfertigen den gewaltigen Bewertungsaufschlag nicht
Eine solch hohe Bewertung war nach drei zuvor sehr erfolgreich verlaufenen Ergebnispräsentationen nur mit erneut außergewöhnlichen starken Zahlen zu verteidigen. Die hat das Unternehmen am Montagabend jedoch nicht vorlegen können.
Oracle verfehlte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Erwartungen. Zwar legten die Erlöse gegenüber dem Vorjahresquartal um 9,0 Prozent auf 14,1 Milliarden US-Dollar zu, die Prognose lag jedoch noch um 20 Millionen US-Dollar höher.
Eine knappe Verfehlung erlaubte sich Oracle auch beim bereinigten Gewinn, der mit 1,47 US-Dollar je Anteilsschein um 1 Cent unter den Erwartungen ausfiel. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen 1,34 US-Dollar pro Aktie erwirtschaftet. Das bedeutet einen Anstieg um 9,7 Prozent.
Insgesamt erzielte der SAP-Rivale einen Nettogewinn in Höhe von 3,15 Milliarden US-Dollar und damit ein Ergebnis um 26 Prozent über dem Stand vor 12 Monaten. Der operative Gewinn legte sogar um 28 Prozent von 3,6 auf 4,2 Milliarden US-Dollar zu.
Starkes Cloud-Wachstum, aber Schwächen in anderen Segmenten
Als Wachstumstreiber entpuppte sich auch in den vergangenen drei Monaten das Cloud-Geschäft. Hier kletterten die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 5,9 Milliarden US-Dollar. Besonders dynamisch wuchs Oracle jedoch im Bereich Cloud-Infrastruktur, wo der Umsatz um 52 Prozent auf 2,4 Milliarden US-Dollar stieg.
Einen Rückgang verzeichnete das Unternehmen dagegen im Hardware- und Dienstleistungsgeschäft. Hier fielen die Erlöse um 4 beziehungsweise 3 Prozent. Mit insgesamt rund 2,1 Milliarden US-Dollar trugen die beiden Segmente 14 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Nicht überraschend betonte CEO Safra Catz in der Pressemitteilung des Unternehmens vor allem die Fortschritte im Cloud-Geschäft: "Die rekordhohe Nachfrage nach KI trieb den Umsatz von Oracle Cloud Infrastructure im zweiten Quartal um 52 % nach oben – eine deutlich höhere Wachstumsrate als bei allen unseren Hyperscale-Cloud-Infrastruktur-Wettbewerbern."
Zusätzlich betonte der Vorstandsvorsitzende die unternommenen Anstrengungen beim Ausbau seiner Cloud- und KI-Infrastruktur. Insgesamt 65.000 H200-Beschleuniger von Nvidia hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits in Betrieb genommen, um dem wachsenden Bedarf nach KI-Dienstleistungen gerecht zu werden.
Anleger strafen Verfehlung gnadenlos ab
Angesichts der bislang starken Kursgewinne und der weit überdurchschnittlichen Bewertung verzeihen Anleger dem Unternehmen das geringfügige Verfehlen der Analystenerwartungen nicht. Nur wenige Minuten nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts notierte die Aktie mit zweistelligen Kursverlusten.
Gegenwärtig (Stand: 22:45 Uhr MEZ) setzt jedoch eine leichte Erholung ein, sodass die Kursverluste nach 2,5 Millionen gehandelten Anteilsscheinen 6,9 Prozent betragen – vernachlässigbar in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Anteile allein in den vergangenen 6 Monaten um mehr als die Hälfte verteuert haben.
Das aus Anlegerperspektive enttäuschende Abschneiden hat auch Auswirkungen auf die SAP-Aktie, die im nachbörslichen Handel an der NYSE um ein Prozent nachgibt und am deutschen Handelsplatz Lang & Schwarz mit Abgaben von 2,3 Prozent (gegenüber dem Freitag) taxiert wird.
Fazit: Das war einfach nicht gut genug!
Ein Ausblick auf das kommende Quartal beziehungsweise eine Anpassung der Guidance für das laufende Geschäftsjahr lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor, dieser wird erst auf der Bilanzpressekonferenz im späteren Verlauf des Abends präsentiert. Auf Basis der bisherigen Gewinnschätzungen ist die Aktie für 2025 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30,5 bewertet.
Das ist eine ganze Menge für ein Unternehmen, das zwar zuletzt ein beschleunigtes Umsatz- und Gewinnwachstum präsentieren konnte, aber weiter nur im einstelligen Prozentbereich zulegt. Demnach stutzen die Anleger die Papiere in der US-Nachbörse zumindest teilweise zurecht. Rettet nicht ein starker Ausblick das unter den Erwartungen liegende Ergebnis, sollten sich Anleger am Dienstag auf fortgesetzte Gewinnmitnahmen und mittelfristig eine Korrektur einstellen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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