Für den Euroraum
EZB-Zinsentscheidung – Wird der Euro jetzt endgültig abgewertet?
Am Donnerstag steht die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer schwierigen Entscheidung. Es geht um nicht geringeres, als um die Leitzinsen im Euroraum.
- EZB entscheidet über Leitzinsen, erwartet Senkung um 25 BP.
- Inflation stieg auf 2,3%, Wachstum in Eurozone stabil.
- Politische Unsicherheiten und Dollar-Kurs beeinflussen.
- Report: 6 Richtige für 2025
Am Donnerstag wird die Europäische Zentralbank (EZB) über die Erhöhung des Leitzinses entscheiden. Es wird damit gerechnet, dass die Institution voraussichtlich die Senkung um einen Viertel statt einem halben Prozentpunkt vornehmen wird.
Zugleich werden die Quartalsprognosen zu Wachstum und Inflation in der Eurozone veröffentlicht. Die Zentralbank hat ihren Leitzins zwischen Juni und Oktober in drei Schritten von jeweils 25 Basispunkten von 4 Prozent auf derzeit 3,25 Prozent gesenkt.
Die Möglichkeit, dass sich die EZB zum Abschluss des Jahres 2024 für eine Senkung um 50 Basispunkte entscheiden würde, schien nach der Herbsttagung bereits als ausgemacht.
Die Preisgestaltung am Geldmarkt deutet derzeit aber darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer drastischen Kürzung gering ist. Bis Mittwochmorgen waren Zinssenkungen im Wert von etwa 29 Basispunkten für Dezember eingepreist.
Die Gesamtinflation stieg im November wieder über den Zielwert und kletterte von 2 Prozent im Oktober auf 2,3 Prozent. Auch die Wirtschaft der Eurozone wuchs im dritten Quartal so schnell wie seit zwei Jahren nicht mehr, wenn auch nur mit einer Rate von 0,4 Prozent.
"Für die EZB besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund zur Eile", sagte Sylvain Broyer, Chefvolkswirt für Europa bei S&P Global Ratings gegenüber CNBC.
"Die Inflation ist zumindest kurzfristig unter Kontrolle. Aber solange die Arbeitskosten stärker steigen als die Produktivität, sollte die EZB vorsichtig bleiben oder mit Zinssenkungen abwarten."
Dies werde sich wahrscheinlich in einer Senkung um 25 Basispunkte im Dezember niederschlagen, sagte Broyer, gefolgt von rascheren Zinssenkungen, um die Geldpolitik auf eine neutrale Haltung zu bringen, die das Wachstum weder einschränke noch stimuliere.
Auch Forscher der dänischen Danske Bank erklären in ihrer aktuellen Mitteilung, dass die Entscheidungsträger der EZB bei ihrer Dezembersitzung eine Senkung der Zinsen auf 25 Basispunkte einigen werden.
Die EZB steht vor einer schwierigen Entscheidung. Sie steht muss das schwindene Wachstum in der Eurozone berücksichtigen und das politisch instabile Umfeld durch die Verhältnisse in Frankreich und Deutschland.
Wichtig ist auch, den Dollar bei der Entscheidung im Auge zu behalten. Eine zu rasche Absenkung drückt den Euro tiefer in die Parität zur US-Währung und würde damit die Euro-Inflation wieder anfeuern.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion