Finanzmärkte können aufatmen
EZB senkt Zinsen erneut und signalisiert weitere Lockerungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum vierten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen gesenkt und dabei die Möglichkeit weiterer Lockerungen in Aussicht gestellt.
- EZB senkt Leitzinsen auf 3,0 Prozent, weitere Senkungen möglich.
- Inflation nähert sich Ziel von 2 Prozent, Wirtschaft schwach.
- Finanzierungsbedingungen lockern sich, Erholung bleibt fragil.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Grund dafür ist die Annäherung der Inflation an das angestrebte Ziel von 2 Prozent sowie eine weiterhin schwache Wirtschaft in der Eurozone. Der Zinssatz für Bankeinlagen wurde von 3,25 Prozent auf 3,0 Prozent gesenkt. Noch im Juni hatte der Satz bei einem Rekordhoch von 4,0 Prozent gelegen.
Damit setzt die Zentralbank ihren Lockerungszyklus fort und signalisiert, dass weitere Zinssenkungen möglich sind, wie Mark Wall, Chefvolkswirt von Deutsche Bank Research, betont. "Die Tür für weitere Zinssenkungen bleibt offen", erklärte Wall und wies darauf hin, dass die EZB zwar weiterhin von angespannten Finanzierungsbedingungen spricht, aber den bisherigen Hinweis auf eine dauerhaft restriktive Geldpolitik gestrichen hat.
Laut Wall deutet diese Änderung auf eine klare Tendenz zur weiteren Lockerung hin. "Für die Märkte dürfte die heutige Entscheidung der EZB als Bestätigung wahrgenommen werden", fügte der Analyst hinzu.
Die EZB selbst deutete an, dass die Tür für zusätzliche Zinssenkungen offen bleibt. Der bisherige Verweis auf eine "ausreichend restriktive" Zinspolitik, der auf ein Wachstums hemmendes Zinsniveau hinweist, wurde aus den offiziellen Mitteilungen gestrichen.
"Die Finanzierungsbedingungen lockern sich, da die jüngsten Zinssenkungen die Kreditaufnahme für Unternehmen und Haushalte allmählich verbilligen", erklärte die EZB. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Geldpolitik weiterhin restriktiv bleibt und die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen nach wie vor spürbar sind. Ökonomen gehen davon aus, dass ein neutraler Zinssatz, der das Wachstum weder fördert noch bremst, in der Eurozone zwischen 2 Prozent und 2,5 Prozent liegt.
Ausblick bleibt vorsichtig
Die Entscheidung unterstreicht die schwierige Balance der EZB zwischen der Stabilisierung der Inflation und der Unterstützung einer angeschlagenen Wirtschaft. Die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen könnte für zusätzliche Entspannung auf den Finanzmärkten sorgen, signalisiert jedoch auch, dass die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone weiterhin fragil ist. Heute kommen die Bemühungen von der EZB-Chefin Christine Lagarde nicht ganz am europäischen Markt an. Der Euro Stoxx 50 weilt minimal im Minus. Und der DAX zeigt sich nahezu regungslos.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
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