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     1663  0 Kommentare Klar wie Kloßbrühe

    Es verwundert, dass sich alle wundern

    Uups, jetzt hat es die Aktienmärkte doch stärker erwischt. Was für ein Wunder. Es hat noch niemals in der Geschichte eine Periode von Zinserhöhungen gegeben, in der es die Märkte nicht früher oder später erwischt hat. Dass die Märkte irgendwann bei Zinserhöhungen in die Knie gehen ist klar wie Kloßbrühe und sicher wie der Stuhlgang nach kontinuierlicher Nahrungsaufnahme. Man weiß eben nur nicht genau, wann es so weit ist.

    Das Einzige, was am gegenwärtigen Marktrutsch daher verwundert, ist die überall gezeigte Verwunderung über den Marktrutsch.

    Das, was jetzt passiert, ist das Normalste auf der ganzen Welt. Kein Anlass für übergroße Sorge also. Es wird sicherlich noch weiter nach unten gehen, denke ich. Na und? Genau dadurch werden doch erst die Bedingungen für weitere Kursaufschwünge gelegt.

    Amüsant ist es dabei stets, die Kommentare zu hören oder zu lesen. Hier ist es genauso wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft, bei der die Fans aus 32 Ländern jeweils voller Inbrunst (und gegenwärtig unwiderlegbar) verkünden, warum gerade ihr Land Weltmeister wird, also 32 Nation ein und die selbe Weltmeisterschaft für sich entscheiden werden. So auch an den Finanzmärkten: Die einen sehen den Grund für den Marktrutsch in der bevorstehenden Inflation, die anderen hingegen im genauen Gegenteil, nämlich der erfolgreichen Bekämpfung der Inflation. Und ganz Schlaue, wie beispielsweise Marc Faber, sehen gleich beides: Erst führt die Inflationsbekämpfung zum Marktrutsch und anschließend kommt die Inflation und alles rutscht noch weiter.

    Und so kann alles passieren und auch das Gegenteil von allem, völlig egal, Hauptsache man ist dabei. Weitere Worte sind an dieser Stelle nicht vonnöten, außer dem Hinweis, dass weitere Worte nicht vonnöten sind und dem Hinweis, darauf hinweisen zu müssen, dass weitere Worte nicht vonnöten sind – und sofort ist das System wieder aus den Angeln gehoben und wir haben wieder eine Zukunft!


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Klar wie Kloßbrühe Es verwundert, dass sich alle wundern Uups, jetzt hat es die Aktienmärkte doch stärker erwischt. Was für ein Wunder. Es hat noch niemals in der Geschichte eine Periode von Zinserhöhungen gegeben, in der es die Märkte nicht früher oder …