Finanzstabilität im Fokus
Crash wegen Klimarisiken? Europas Bankenaufseher schwingen Regulierungskeule
Europas Bankenaufseher verschärfen die ESG-Auflagen: Banken müssen Klimarisiken langfristig bewerten, Emissionsziele festlegen und sich auf regulatorische Risiken vorbereiten. Klimarisiken bedrohen die Finanzstabilität.
- Banken müssen Klimarisiken langfristig bewerten.
- EBA fordert konkrete Emissionsziele von Banken.
- ESG-Risiken sind entscheidend für Finanzstabilität.
- Report: Gewinner im Megamarkt
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat neue Leitlinien veröffentlicht, die Banken in der EU zu einer umfassenden und regelmäßigen Bewertung von ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance) verpflichten. Damit soll die Stabilität des Finanzsektors angesichts wachsender Gefahren durch den Klimawandel und soziale Faktoren gestärkt werden. Zuerst hatte der US-Nachrichtensender Bloomberg darüber berichtet.
"ESG-Risiken, insbesondere klimabedingte Übergangsrisiken und physische Umweltrisiken, stellen eine Herausforderung für die Sicherheit und Stabilität von Institutionen dar und können sich auf alle traditionellen Kategorien von Finanzrisiken auswirken, denen sie ausgesetzt sind", erklärte die EBA am Donnerstag.
Die Banken sollen Szenarien entwickeln, um Risiken auf Einzel- und Portfolioebene sowie in verschiedenen Industriesektoren zu identifizieren, zu bewerten und zu mindern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Sektor der fossilen Brennstoffe. Die EBA fordert konkrete quantitative Ziele für finanzierte Emissionen und eine vorausschauende Analyse von Kunden, die stark von fossilen Energieträgern abhängig sind.
Die Leitlinien werden zu einer Zeit veröffentlicht, in der die Kosten von Naturkatastrophen weltweit stark ansteigen. Neue Daten zeigen, dass die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr mehr als doppelt so hoch waren wie im 30-jährigen Durchschnitt. Ereignisse wie die jüngsten Waldbrände in Los Angeles lassen für das Jahr 2025 noch höhere Schäden erwarten.
Während europäische Banken zunehmend auf eine Netto-Null-Strategie setzen, wird die Kluft zu den US-Banken immer größer. Große Wall-Street-Institute haben sich kürzlich aus der Net-Zero Banking
Alliance zurückgezogen, während europäische Banken betonen, dass sie an ihren Klimazielen festhalten.
Die neuen Anforderungen der EBA verlangen von den Banken, dass sie die Abhängigkeit ihrer Kunden von fossilen Brennstoffen über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren bewerten und die Netto-Null-Umstellungspläne ihrer Kunden überprüfen. Gleichzeitig müssen sie die potenziellen finanziellen Risiken von Kunden bewerten, die keine Netto-Null-Ziele verfolgen, Kapital zur Absorption von Verlusten vorhalten und sich auf mögliche Klagen im Zusammenhang mit Umweltvergehen vorbereiten.
Mit diesen Maßnahmen signalisiert die EBA, dass ESG-Risiken nicht mehr nur eine Frage der Nachhaltigkeit, sondern auch ein zentraler Faktor für die Finanzstabilität sind.
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Redaktion