Die Krypto-Kolumne
Wird Trump die Bitcoin-Rallye am 20. Januar wiederbeleben?
Der Bitcoin hat in dieser Woche Schwäche gezeigt und ist kurzzeitig unter die Marke von 90.000 US-Dollar gerutscht. Damit hat er einen wichtigen charttechnischen Support eingebüßt, der seit Mitte November vorherrscht.
- Bitcoin fiel unter 90.000 USD, erholte sich schnell.
- Trump plant Krypto-freundliche Executive Orders.
- SAB 121 hindert Krypto-Unternehmen an Bankzugang.
- Report: Zu günstig, um wahr zu sein?

Allerdings konnte eine ebenso schnelle Erholungsbewegung folgen, die den Kurs zwischenzeitlich wieder über den 21-Tage-Trend und bis an den 50-Tage-Trend gehoben hat, der derzeit als charttechnischer Widerstand auftritt.
Trump-Amtseinführung rückt näher – Erwartung im Krypto-Sektor steigt
Grund dafür ist eine Veröffentlichung der Washington Post, die über die Pläne des neu gewählten US-Präsidenten Trump berichtet, an Tag eins seiner neuen Amtszeit mehrere Executive Orders umzusetzen, die den Krypto-Sektor in den USA unterstützen sollen. Donald Trump plant laut den Berichten, am ersten Tag seiner Präsidentschaft Verordnungen zu erlassen, die sich mit "De-Banking" und der "Staff Accounting Bulletin 121" (SAB 121) befassen könnten.
Was ist die SAB 121 Regelung und warum ist sie ein Hindernis für die Krypto-Branche?
Die Staff Accounting Bulletin (SAB) 121 ist eine von der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) im März 2022 veröffentlichte Richtlinie. Sie legt spezifische Buchhaltungsstandards für Unternehmen fest, die Krypto-Vermögenswerte im Auftrag ihrer Kunden verwahren.
Solche Unternehmen müssen diese Vermögenswerte als Verbindlichkeiten in ihren Bilanzen ausweisen. Gleichzeitig müssen die Unternehmen entsprechende Gegenwerte in Form von Sicherheiten oder Eigenkapital ausweisen. Die SEC argumentiert mit Sicherheitsbedenken, fehlender regulatorischer Klarheit und der starken Volatilität von Kryptowährungen. Für Unternehmen ist diese Regelung ein großes Hindernis, da es die finanzielle Lage unvorteilhafter darstellen kann, als sie in der Realität ist.
Viele Banken und Finanzinstitute zögern deshalb, Dienstleistungen für die Krypto-Industrie anzubieten, da sie die Bilanzierungsanforderungen und Risiken abschrecken. Dies behindert den Zugang von Krypto-Unternehmen zu traditionellen Finanzdienstleistungen (ein Aspekt, der oft als "De-Banking" bezeichnet wird).
Kritiker bemängeln, dass die Regelung keine Unterscheidung zwischen tatsächlichen Verbindlichkeiten und treuhänderisch verwalteten Kundengeldern macht. Kundeneinlagen werden in der Bilanz wie Schulden behandelt, obwohl sie nicht zum Vermögen des Unternehmens gehören.
Trump will Krypto-freundlicheres Umfeld schaffen
Donald Trump plant, eine Executive Order zu erlassen, die Banken und Finanzinstituten erlaubt, Bitcoin und andere Krypto-Vermögenswerte für Kunden zu verwahren und die SAB 121 Verordnung aufzuheben. Das würde den Zugang zur Krypto-Industrie erheblich erleichtern. Trumps Team könnte zudem auch Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Krypto-Unternehmen Zugang zu Banken haben, was die Branche seit langem fordert. Unter der letzten US-Administration herrschte eine Krypto-feindliche regulatorische Haltung und im Zuge der Bankenkrise 2023 wurden wichtige Krypto-Dienstleister-Banken wie Silvergate Capital und die Signature Bank aufgelöst.
Desweiteren steht im Raum, dass Trump eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA installieren wird, zunächst per Executive Order, die die von der Regierung bereits beschlagnahmten Bitcoin-Bestände zu einer Reserve umdeklariert. Ein entsprechendes Gesetz für weitere Bitcoin-Zukäufe wird von republikanischer Seite diskutiert.
Wird Trump den Bullrun am 20. Januar wiederbeleben?
In den Wochen seit dem Wahlsieg von Trump ist bereits eine Menge an Erwartung eingepreist worden und hat Bitcoin zwischenzeitig über die Marke von 100.000 Dollar gehoben. Zuletzt hat die Dynamik jedoch deutlich nachgelassen, da die Liquiditätssituation an den Märkten sich verschlechtert hat. Der starke Dollar und die Aussicht auf weniger geldpolitische Lockerung haben die Stimmung getrübt.
Das liefert jedoch den Spielraum für positive Überraschungen. Während weiterhin fraglich bleibt, wie, wann und in welcher Form Trump wirklich eine strategische Bitcoin-Reserve auf den Weg bringen möchte, könnte die Aufhebung von SAB 121 und eine generell freundlichere regulatorische Umgebung für den Krypto-Sektor vom Markt noch unterschätzt werden.
Eine Änderung der Accounting-Vorschriften würde es Unternehmen deutlich vereinfachen, Bitcoin in ihr Balancesheet aufzunehmen und damit nicht nur als Absicherung gegen geldpolitische Risiken, sondern auch als positiver Faktor für die Balancesheet-Entwicklung interessant machen. MicroStrategy liegt laut offiziellen Accounting-Regelungen in den roten Zahlen. Der Wert der Bitcoin-Bestände im Balancesheet des Unternehmens hat sich jedoch seit dem Start der Strategie um mehrere Milliarden Dollar erhöht.
Banken würde eine Änderung der Regulatorik erlauben, Bitcoin zu kaufen und als Collateral für Kredite einzusetzen oder anzunehmen. Es würde die generelle Einbettung von Bitcoin in die traditionelle Finanzwelt massiv vorantreiben und viele neue Möglichkeiten und damit Kapitalströme in das Asset erschließen.
Trotz der momentan ungünstigen Liquiditätsbedingungen am Markt könnte Trumps Inauguration zu einer Wiederbelebung der Bitcoin-Rally führen, je nachdem welche Maßnahmen er auf den Weg bringt. Im Zweifel muss das Potenzial von Bitcoin neu eingepreist werden.
Denken Sie langfristig!
Autor: Alexander Mayer
Wann wird Bitcoin sein Bullenmarkt-Top erreichen? Ein Blick auf einige On-Chain-Indikatoren kann eine gute Orientierung liefern. Mehr Informationen dazu erfahren Sie in der neusten Analyse von decentralist.
Alexander Mayer ist seit 2019 als Journalist an den Finanzmärkten tätig und seit 2017 als Investor im Krypto-Sektor unterwegs. Auf seinem Blog decentralist blickt er mit einem makroökonomischen Fokus auf die Krypto-Märkte.
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