Wasserstoffpionier vor Aus?
Nel: Werksschließung und Stellenabbau – Aktie findet keinen Boden!
Ende November hat der Tagestipp empfohlen, die Aktie von Nel zu verkaufen. Seitdem hat der Kurs um 26 Prozent nachgegeben. Ich wiederhole den Tipp: Die Nachrichtenlage bei Nel wird nicht besser, sondern immer schlimmer.
- Nel Aktie weiter im Sinkflug, Verkauf empfohlen.
- Produktion eingestellt, Stellenabbau in Norwegen.
- Analysten senken Kursziele, pessimistische Aussichten.
- Report: Zu günstig, um wahr zu sein?

Gegen Mitte der Woche gab der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel bekannt, dass er sich angesichts einer schwachen Marktentwicklung und ausbleibender Aufträge zu drastischen Maßnahmen gezwungen sieht: Die Produktion in einer seiner norwegischen Fertigungsstätten wird vorübergehend eingestellt und zudem plant Nel, die Belegschaft an diesem Standort zu reduzieren.
"Der Markt für Technologien zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff hat sich langsamer entwickelt als erwartet", erklärte Konzernchef Håkon Volldal in einer Pressemitteilung. Während viele in der Branche auf einen rasanten Aufschwung der Wasserstoffwirtschaft spekulierten, blieb der Auftragseingang in den Jahren 2023 und 2024 hinter den Erwartungen zurück. Laut Nel sind zudem mehrere Kundenprojekte entweder verzögert oder drohen, komplett abgesagt zu werden.
Die temporäre Werksschließung und der damit verbundene Stellenabbau markieren einen schwierigen Wendepunkt für das Unternehmen, das als Vorreiter in der Entwicklung von Elektrolyseuren gilt. Diese Schlüsseltechnologie wird zur Produktion von grünem Wasserstoff eingesetzt, der als entscheidend für eine klimaneutrale Energieversorgung gilt.
Schwäche am Wasserstoffmarkt
Die Herausforderungen, vor denen Nel steht, sind symptomatisch für die gesamte Wasserstoffbranche. Zwar investieren viele Länder weltweit in groß angelegte Wasserstoffstrategien, doch hapert es oft an der konkreten Umsetzung. Investitionen in Infrastrukturprojekte und die Nachfrage nach großindustriellen Anwendungen lassen auf sich warten. Gleichzeitig drücken steigende Kosten für Rohstoffe und Energie auf die Margen.
Für Nel sind dies alarmierende Signale. Der Konzern hat in den letzten Jahren massiv in den Ausbau seiner Kapazitäten investiert, um mit der erwarteten Marktnachfrage Schritt zu halten. Nun sieht sich das Unternehmen jedoch gezwungen, einen Teil seiner Produktionskapazitäten herunterzufahren und die Kostenstruktur anzupassen.
Die Nachricht von der Werksschließung hat auch an der Börse Spuren hinterlassen. Die Aktie von Nel verlor weiter an Boden und erreichte ein neues Jahrestief.
Der Fokus des Managements liegt nun darauf, die internen Abläufe zu optimieren und gleichzeitig neue Aufträge zu akquirieren. "Wir sind weiterhin überzeugt von der Rolle des grünen Wasserstoffs in der Energiewende und bleiben unserer Mission verpflichtet, nachhaltige Lösungen zu entwickeln", betonte Volldal.
Strategischer Weckruf
Die Entwicklungen bei Nel könnten auch für andere Akteure der Branche ein Weckruf sein. Die Wasserstoffwirtschaft gilt zwar als Schlüsseltechnologie der Zukunft, doch der Weg zur Profitabilität bleibt steinig. Um die bestehende Marktlücke zu überwinden, braucht es nicht nur technologische Innovationen, sondern auch verstärkte politische Unterstützung und den Ausbau von Infrastruktur.
Die nächsten Monate werden für Nel entscheidend sein. Sollten sich große Projekte verzögern oder scheitern, könnte dies die finanzielle Stabilität des Unternehmens weiter belasten. Daher muss Nel im ersten Quartal des neuen Jahres unbedingt neue Aufträge an Land ziehen. Bleiben diese aus, dann könnten die Lichter in Norwegen nicht nur flackern, sie könnten ganz ausgehen.
Immer mehr Analysten werden pessimistischer
Kurz nachdem Nel seine neuen Pläne veröffentlicht hat, reagieren die Analysten. DNB, das größte Finanzdienstleistungsunternehmen in Norwegen, bleibt bei seiner Einschätzung "Verkaufen", senkt zudem abermals das Kursziel. Von 2 norwegischen Kronen (NOK) geht es runter auf 1,5 NOK (0,13 Euro).
Auch die schwedischen Kollegen der SEB sehen bei Nel kein Licht am Ende des Tunnels. Sie bekräftigen ebenfalls ihre Verkaufsempfehlung und senken das Kursziel 3,60 auf 1,60 NOK (0,14 Euro).
Lediglich Bernstein findet nach der nächsten Horror-Meldung aus Norwegen etwas Positives. Analyst Yoann Charenton erklärte in einer aktuellen Studie, dass Nel angesichts der schwierigen Marktlage stärker auf die Verwaltung seiner Finanzen setze. Das Unternehmen habe angekündigt, die Kosten weiter zu senken, die Produktion an die Nachfrage anzupassen und Stellen abzubauen. Nel folgt damit seiner Strategie, die Investitionsausgaben bis 2025 im Vergleich zum Vorjahr zu halbieren. Sein Votum: "Market-Perform" und ein Kursziel von 7 NOK (0,60 Euro).
Von den 18 Analysten, die sich noch mit der Aktie von Nel beschäftigen, ist allerdings kein Experte mehr dabei, der die Aktie zum "Kauf" empfiehlt. 11 würden die Aktie noch "Halten" und 7 Analysten plädieren für einen "Verkauf" der Aktie.
Mein Tipp: Bis zu den Zahlen für das 4. Quartal hat die Aktie von Nel nichts im Depot verloren. Erst, wenn das Geschäftsjahr 2024 in Zahlen verarbeitet ist und der Ausblick für 2025 auf dem Tisch liegt, sollten Anleger sich noch einmal mit der Aktie beschäftigen. Meiner Meinung nach ist Nel nur noch zu retten, wenn die Norweger übernommen werden. Aber selbst jetzt, nachdem Nel an der Börse nur noch mit 323 Millionen Euro bewertet wird, scheint sich weit und breit niemand für die Wasserstoff-Technologie der Norweger zu interessieren.
Daher setzten nur harte Zocker auf eine Übernahme. Die Chancen für einen erfolgreichen Turnaround laufen immer mehr gegen 0 - der Kurs übrigens auch.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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