VorOrth – Die Meinungskolumne
Trumps Zölle retten deutsche Arbeitsplätze
Viel wird über die US-Zölle diskutiert und die Folgen für unsere Wirtschaft. 300.000 Arbeitsplätze seien hierzulande gefährdet, hieß es jüngsten Medienberichten zufolge.
- US-Zölle könnten 300.000 Jobs in Deutschland kosten.
- Trumps Zölle könnten deutschen Produkten Wettbewerbsvorteil geben.
- Deutsche Industrie profitierte bereits von Trumps Steuerreform.
- Report: Zu günstig, um wahr zu sein?

VorOrth ist die neue Meinungskolumne auf wallstreetOnline – von Nachrichten-Redakteur Krischan Orth.
"Zölle" ist das Lieblingswort des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Das mag zunächst Stirnrunzeln bei so manchen Unternehmer verursachen.
Denn der Präsident in spe hat angekündigt, alle chinesischen Importe mit einem Zoll von 60 Prozent zu belegen. Und die übrigen Länder könnten mit einem Zoll von 10 bis 20 Prozent rechnen.
Aber, so berichtete zuletzt die Washington Post, die US-Zölle könnten weniger restriktiv ausfallen, als allgemein erwartet wird. Nach dem Bericht würden Trumps Berater Pläne für Importsteuern prüfen, die nicht auf alle Länder Anwendung finden sollen, sondern nur bestimmte Sektoren betreffen, die als kritisch für die nationale oder wirtschaftliche Sicherheit gelten. So wie zuletzt die Chip-Sanktionen der Regierung Biden. Trump verneinte dies sogleich.
Hierzulande ließ am Mittwoch eine andere Nachricht aufhorchen: Laut Süddeutscher Zeitung würden Trumps Zölle der deutschen Wirtschaft 300.000 Arbeitsplätze kosten. Dabei berief man sich auf Zahlen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).
Das wäre erschreckend, denn die USA sind Deuschlands wichtigster Handelspartner. 2023 belief sich der Wert der deutschen Ausfuhren auf 157,9 Milliarden Euro, was 9,9 Prozent der gesamten deutschen Exporte entspricht. In den Bereichen Kraftfahrzeuge, Maschinenbau, pharmazeutische Erzeugnisse sowie elektronische und optische Erzeugnisse wird am meisten umgesetzt.
Hier lohnt sich ein Blick auf die erste Amtszeit von Trump und die Handelsbilanz in diesen Sektoren mit den USA. Laut Statistischem Bundesamt stiegen zwischen 2017 und 2020 in allen Bereichen die Umsätze – und zwar jährlich. Wie kann das sein?
Der US-Industriesektor ist klein und macht nur rund 8 Prozent aller US-amerikanischen Beschäftigten aus. Das ist ein Pluspunkt für deutsche Unternehmen. Allein im Jahr 2023 stiegen die deutschen US-Importe im Maschinenbausektor um 19 Prozent auf 37 Millarden US-Dollar.
Trumps Zölle auf chinesische Waren in den USA könnten deutschen Produkten helfen. Denn sie konkurrieren mit den chinesischen auf dem US-Markt, gerade im Maschinenbau.
2020 sagte Ulrich Ackermann, der Außenwirtschaftsexperte des Maschinenbaubranchenverbandes VDMA, angesichts der US-Zölle: "Die deutschen Maschinenbauer brauchen sich keine Sorgen zu machen." Was niemand auf dem Schirm hatte: die deutsche Autoindustrie konnte Sondererträge in Milliardenhöhe bilanzieren, da Trump 2017 die Unternehmenssteuern in den USA drastisch senkte. Allein Mercedes-Benz konnte dadurch 1,7 Milliarden Euro Steuern einsparen, BMW 1,55 Milliarden Euro. Auch Fresenius profitierte damals, mit 200 Millionen Euro.
"Die Steuerreform wird das US-Geschäft für die Branche noch mal zusätzlich befeuern", urteilete Ackermann 2017. Und der VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers rief die Politik hierzulande in die Pflicht, ähnliche Modelle für Deutschland einzuführen.
"Wichtige Stellschrauben [für eine Unternehmenssteuerreform in Deutschland] sind dabei neben der absoluten Höhe der Steuersätze auch moderne Ansätze einer mittelstandsorientierten steuerlichen Forschungsförderung sowie den Wertverlust realistisch abbildende Abschreibungssätze."
Aber in Deutschland rührt sich nichts. Seit 2008.
"Trotz Trumps Rhetorik gegenüber Europa und Deutschland konnte unsere Industrie in der ersten Amtszeit Trumps seine Geschäfte auf dem amerikanischen Markt ausbauen", erklärt Ackermann.
Eine Rolle dabei haben nicht nur die gesenkete Unternehmenssteuer gespielt: die deutschen Produkte konkurrieren mit den chinesischen auf dem US-Markt. Und sie werden günstiger sein.
Die US-Zölle helfen der deutschen Wirtschaft mehr, als sie ihr schaden. Die Trumpzölle werden wenig mit den Arbeitsplatzverlusten zu tun haben.
Christian Kullmann, Chef des Spezialchemie-Konzerns Evonik sagte im Manager Magazin: "Der amerikanische Präsident ist nicht für unsere malade Infrastruktur verantwortlich und auch nicht für eine überbordende Regulierung in Europa und Deutschland, ebenso wenig hat er uns eine unzureichende Energieversorgung und zu hohe Energiepreise eingebrockt."
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion
