Schmach für VW und Co.
Die Demütigung ist perfekt: China will deutsche Autowerke kaufen!
Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer ihrer schwersten Krisen. Nun eine weitere Demütigung: China bekundet Interesse am Kauf deutscher Fahrzeugswerke.
- Deutsche Automobilindustrie in schwerer Krise.
- China interessiert sich für deutsche Fahrzeugwerke.
- Kurzfristige Erleichterung, langfristige Konkurrenzgefahr.
- Report: Zu günstig, um wahr zu sein?

Es liegen turbulente Monate hinter der deutschen, aber auch der gesamteuropäischen Automobilindustrie: Gekappte Prognosen, Vorstandswechsel, sinkende Aktienkurse und radikale Sparmaßnahmen mit harten Einschnitten für die Belegschaften sind die Folge verfehlter Modellpolitik, dem verschlafenen Mobilitätswandel und gestiegenen Energiekosten.
Zwar haben Autobauer auch in China und den USA zu kämpfen, die deutsche Volkswirtschaft ist aber überdurchschnittlich abhängig vom Erfolg ihrer Automobilindustrie und deren Zulieferern. Knapp 5 Prozent der gesamten Wertschöpfung werden in den Hallen deutscher Autobauer erbracht.
China hat es auf deutsche Fabriken abgesehen!
Von diesen könnten angesichts der gegenwärtigen Überkapazitäten künftig einige geschlossen und damit frei für erfolgreichere Nachfolger werden. Interessenten gibt es offenbar schon – und zwar ausgerechnet aus China. Also demjenigen Automobilmarkt, auf dem deutsche Hersteller wie Mercedes und Volkswagen jahrelang hervorragende Geschäfte gemacht haben. Dafür allerdings auch am Transfer von Technologien und Fertigungswissen beteiligt waren.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag berichtet hat, soll ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums das Interesse an Auslandsinvestitionen bekräftigt und die deutsche Regierung zu einem fairen Wettbewerb aufgefordert haben. Vertreter der chinesischen Außenhandelskammer in Berlin sollen außerdem ihr Interesse an der deutschen Automobilindustrie geäußert haben.
Herstellung in Deutschland hätte viele Vorzüge
Das hat triftige Gründe: Einerseits ist Deutschland der größte Automobilmarkt der Europäischen Union und andererseits hat die europäische Wettbewerbsbehörde zum Schutz der heimischen Automobilindustrie Importzölle auf chinesische E-Fahrzeuge erlassen. Diese betragen nicht weniger als 35,3 Prozent und sind für die kommenden 5 Jahre verhängt.
Mit einer Produktion von Ort könnten chinesische Fahrzeughersteller wie BYD, Nio und Xpeng die Zölle der EU umgehen und so stärker wieder auch über den Preis konkurrieren – umso mehr, als dass E-Fahrzeuge aus deutscher und europäischer Herstellung für untere Einkommensgruppen kaum erschwinglich sind.
Die Produktion von Fahrzeugen vor Ort könnte auch die Qualitäts- und Verarbeitungsvorbehalte von Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber chinesischen Automobilen reduzieren und sie so attraktiver gegenüber heimischen Marken machen, die ein weitaus höheres Vertrauen genießen.
Darüber hinaus vermutet Reuters, dass der Verkauf von Fertigungswerken beispielsweise für Volkwagen finanziell kosteneffektiver sein könnte als das Schließen. Entsprechende Deals könnte laut der Nachrichtenagentur einen Transaktionswert von 100 bis 300 Millionen Euro haben.
Fazit: Kurzfristige Vorteile, aber langfristige Nachteile
Wenngleich die Aktien deutscher Fahrzeugkonzerne zum Start in das neue Jahr zulegen konnten und davon profitiert haben dass, die heimische Automobilindustrie zumindest gerüchteweise von US-Zöllen verschont bleiben könnten, dürften die operativen und strukturellen Schwierigkeiten auch in diesem Jahr anhalten.
Zumindest wenn es nach chinesischen Regierungsvertretern geht, gibt es hierfür eine einfache Lösung: Nämlich den Verkauf von nicht mehr benötigten Automobilwerken – eine Option, die insbesondere für Volkswagen interessant sein könnte. Allerdings würde das zwar kurzfristig für Erleichterung und reibungslosere Unternehmenstransformationen sorgen, dafür aber langfristig die ohnehin schon gefährliche Konkurrenz direkt vor die Haustüre holen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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