Oxfam-Bericht
"Wir leben im Zeitalter der Milliardäre" – Immer mehr Superreiche
Die Zahl der Milliardäre nimmt weltweit zu. Auch das Gesamtvermögen der reichsten Menschen der Welt wächst. Problematisch ist der wachsende politische Einfluss von Milliardären wie Musk. Wenn Milliardäre Politik machen!
- Milliardäre wachsen: 2024 auf 15 Billionen USD gestiegen.
- Politischer Einfluss: Musk beeinflusst Debatten und Wahlen.
- Reiche fordern: Höhere Steuern zur Bekämpfung von Ungleichheit.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

Die Reichen werden immer reicher: Das Gesamtvermögen der reichsten Menschen der Welt ist 2024 von 13 auf 15 Billionen US-Dollar gestiegen, so der jährliche Ungleichheitsbericht von Oxfam. Das ist der zweithöchste Anstieg in der Geschichte der Datenerhebung der globalen Hilfsorganisation.
204 neue Milliardäre haben sich im vergangenen Jahr in die exklusive Gruppe der Superreichen eingereiht, deren Gesamtzahl damit auf 2.769 gestiegen ist. Diese Entwicklung unterstreicht die rasante Beschleunigung der Vermögensbildung bei den Reichsten.
Dabei wuchs das Vermögen der reichsten zehn Milliardäre im Schnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst ein Verlust von 99 Prozent ihres Vermögens würde sie nicht aus dem Kreis der Milliardäre ausschließen.
In Deutschland erhöhte sich die Zahl der Milliardäre 2024 um neun auf insgesamt 130. Damit belegt Deutschland weltweit den vierten Platz bei der Anzahl der Milliardäre. Ihr Gesamtvermögen stieg um beeindruckende 26,8 Milliarden US-Dollar auf 625,4 Milliarden US-Dollar an.
"Die Geschwindigkeit, mit der Milliardäre ihr Vermögen anhäufen, hat sich verdreifacht, ebenso ihr Einfluss", sagte Amitabh Behar, Geschäftsführer von Oxfam International. Jenny Ricks von der Menschenrechtsorganisation Fight Inequality Alliance warnte: "Wir leben im Zeitalter der Milliardäre. Die Herausforderung besteht nun darin, den Trend umzukehren und das Zeitalter der 99 Prozent einzuläuten."
Steigende Macht der Milliardäre
Milliardäre wie Elon Musk gewinnen weltweit an politischem Einfluss. Als CEO von Tesla, SpaceX und X (ehemals Twitter) nutzt Musk seine wirtschaftliche Macht und öffentliche Präsenz, um Meinungen zu formen. Über X erreicht er Millionen von Menschen und beeinflusst nicht nur politische Debatten, sondern auch Märkte. Kritiker werfen ihm vor, seine Plattform für eigene Interessen zu instrumentalisieren, Befürworter sehen in ihm einen Visionär, der Innovationen vorantreibt.
In einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" warb Musk für die AfD und bezeichnete sie als "letzten Funken Hoffnung" für Deutschland. Gleichzeitig warnte er vor einem angeblich drohenden "wirtschaftlichen und kulturellen Kollaps". Diese Äußerungen stießen bei der Bundesregierung auf scharfe Kritik. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann wertete Musks Äußerungen als Versuch der Einflussnahme auf die Bundestagswahl, die sie als eine rein deutsche Angelegenheit bezeichnete.
Kritik an Musk kam nicht nur aus der Regierung. SPD-Chef Lars Klingbeil zog einen Vergleich zu Wladimir Putin und sprach von gezielten Versuchen, die deutsche Demokratie zu destabilisieren. Während Musk seine Äußerungen mit Meinungsfreiheit verteidigt, sehen viele in seiner Wahlempfehlung eine gefährliche Plattform für rechtspopulistische Parteien. Der Fall zeigt, wie die Macht von Milliardären politische Debatten beeinflussen kann – und wirft die Frage auf, wie solche Eingriffe in demokratische Prozesse reguliert werden sollten.
Appell der Reichen: "Besteuert uns!"
Nach der Veröffentlichung des Oxfam-Berichts haben mehr als 370 Millionäre und Milliardäre beim Weltwirtschaftsforum in Davos in einem offenen Brief höhere Steuern für die Reichsten gefordert. "Beginnen Sie mit der einfachsten Lösung: Besteuern Sie uns, die Superreichen", hieß es in dem Brief. Die Unterzeichner, darunter Marlene Engelhorn und Abigail Disney, betonten, dass extreme Ungleichheit Demokratie und sozialen Zusammenhalt gefährde.
Abigail Disney sagte: "Es ist leicht, die gegenwärtige Situation als Ausnahme zu betrachten, aber sie ist das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Untätigkeit."
Die Patriotic Millionaires, Mitorganisatoren des Briefes, wiesen darauf hin, dass 75 Prozent der Reichen weltweit politischen Einfluss für käuflich halten. Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, dass die Superreichen die öffentliche Meinung manipulieren, indem sie die Medien kontrollieren. Eine Umfrage ergab, dass 63 Prozent den Einfluss der Superreichen auf die Präsidentschaft von Donald Trump als Gefahr für die globale Stabilität sehen.
Der Brief fordert eine stärkere Besteuerung großer Vermögen, die Regulierung von Steuerschlupflöchern und eine Umverteilung zugunsten von Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur. "Unsere politischen Systeme stehen auf wackeligen Beinen, wenn sie die Konzentration von Reichtum nicht eindämmen", warnt Marlene Engelhorn.
Marlene Engelhorn, die zuvor ankündigte, einen großen Teil ihres Vermögens zu spenden, sagte auch: "Superreiche wie wir haben eine Verantwortung. Das ist nicht nur eine moralische Frage, sondern eine Frage der Stabilität unserer Gesellschaften. Die Zeit zum Handeln ist jetzt."
Der Appell soll den politischen Willen stärken, gerechte Lösungen gegen die wachsende Ungleichheit zu etablieren und die Demokratie vor dem Einfluss extremer Reichtümer zu schützen.
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Redaktion
Die Tesla Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,41 % und einem Kurs von 397,1EUR auf Tradegate (23. Januar 2025, 12:49 Uhr) gehandelt.

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