Trotz Zolldrohungen von Trump
Trader wetten auf Mega-Zinssenkung der EZB
Händler am europäischen Finanzmarkt wetten zunehmend darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bis Juni 2025 die Zinssätze deutlich senken wird.
- Händler setzen auf Zinssenkungen der EZB bis 2025.
- Euribor-Call-Optionen gewinnen stark an Beliebtheit.
- Fed-Entscheidungen könnten EZB-Druck erhöhen.
- Report: Zu günstig, um wahr zu sein?

Optionen, die auf eine Senkung des dreimonatigen Euribor-Finanzierungssatzes abzielen, haben seit Jahresbeginn stark an Beliebtheit gewonnen. Der Euribor ist der durchschnittliche Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander Geld anbieten. Wie Bloomberg berichtet, könnte sich insbesondere eine große Wette auszahlen, wenn die EZB den Einlagensatz in den kommenden vier Sitzungen um insgesamt 125 Basispunkte senkt – was dem 25-fachen des ursprünglichen Einsatzes entspricht.
Die EZB verfolgt weiterhin ihren Kurs schrittweiser Zinssenkungen, ungeachtet der Zolldrohungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos gegenüber CNBC, dass die Zentralbank nicht übermäßig besorgt über potenzielle Auswirkungen einer veränderten US-Handelspolitik auf die Eurozone sei. Selbst wenn die Inflation in den USA durch diese Maßnahmen steigen sollte, bleibe die EZB auf ihrem geplanten Weg.
Eine Inflation von rund 2 Prozent wird für das Jahr 2025 erwartet, was Raum für viertelprozentige Senkungen bei jeder geldpolitischen Sitzung lassen könnte. Swaps, die an die Termine der EZB-Sitzungen gebunden sind, signalisieren eine Senkung von 50 Basispunkten bei der nächsten Sitzung am 30. Januar.
Bis Juni erwarten Swaps eine Senkung der EZB um insgesamt 75 Basispunkte. Bis Jahresende könnten die Zinssätze sogar um 100 Basispunkte oder mehr gesenkt werden. Diese Prognosen sind jedoch abhängig von den globalen Entwicklungen, insbesondere den geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank Federal Reserve.
*ab 500 Euro Ordervolumen über gettex, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Aktuell ist unklar, ob die Fed ein oder zwei Zinssenkungen in diesem Jahr vornehmen wird. Anne Walsh, Chief Investment Officer von Guggenheim Partners, prognostizierte am Montag, dass die US-Notenbank die Zinssätze im Jahr 2025 voraussichtlich in vierteljährlichen Schritten senken wird. Insgesamt könnte dies zu einer Reduzierung um 75 Basispunkte oder sogar bis zu einem Prozentpunkt führen.
ING-Strategen weisen darauf hin, dass eine stärkere Lockerung der Fed die EZB unter zusätzlichen Druck setzen könnte, ihre Zinssenkungen zu intensivieren. "Die Märkte könnten durchaus anfangen, mit der Idee eines Endzinssatzes zu spielen, der wieder näher bei 1,5 Prozent liegt", schrieb Michiel Tukker, leitender europäischer Zinsstratege bei ING, in einer Mitteilung an Kunden.
Steigende Optionsaktivität
Die Volumina der im Juni auslaufenden Euribor-Call-Optionen haben am Mittwoch fast 600.000 Kontrakte erreicht. Seit Jahresbeginn sind die ausstehenden Positionen mit diesem Auslaufdatum um 75 Prozent auf nahezu 2 Millionen gestiegen.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
