Agrar und Rohstoffe gefragt
Erst Frieden, dann Wiederaufbau? Ukrainischer Aktien-Index im Rallye-Modus
Die Aussicht auf ein Ende des Krieges in der Ukraine macht den Weg frei für die Zeit danach. Das hat auch Folgen für Investoren. Infrastruktur, Agrar und Rohstoffe dürften in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen.
- Ende des Krieges könnte Investitionen ankurbeln.
- Agrar- und Rohstoffsektor profitieren von Frieden.
- Aktien ukrainischer Unternehmen steigen stark an.
- Report: Nvidia bringt’s nicht mehr!
Innerhalb von einem Tag wolle er den Krieg beenden, hatte US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf vollmundig angekündigt. Gut drei Wochen nach seinem Amtsantritt gab es nun ein erstes Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin, in dem eine mögliche Friedenslösung für den Ukraine-Krieg diskutiert wurde.
Die USA legten erstmals ihre Vorstellungen eines Deals offen – mit deutlichen Zugeständnissen an Moskau. Marktanalysten sehen darin ein Signal für Entspannung, das geopolitische Risiken mindert. Rüstungsaktien reagierten zunächst mit Verlusten, erholten sich jedoch rasch. Experten betonen, dass Europa ungeachtet einer möglichen Friedenslösung massiv in die eigene Verteidigung investieren muss. Trump fordert von europäischen Ländern fünf Prozent des BIP für Militärausgaben – weit mehr als die bisherigen zwei Prozent. Die Geschäfte bei Rheinmetall, Hensoldt und Co. dürften also auch in Zukunft laufen.
Die Hoffnung auf Frieden befeuert auch die Aussicht auf einen Neustart für die ukrainische Wirtschaft. Seit der Wahl von Trump hat sich der Ukrainian Traded Index verdoppelt. Am Donnerstag ging es fast 10 Prozent nach oben, seit der vergangenen Woche summiert sich das Plus schon auf 40 Prozent.









*ab 500 Euro Ordervolumen über gettex, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Als eines der wichtigsten produzierenden Ländern für landwirtschaftliche Produkte dürften die Produktionskapazitäten nach einem Ende der Kampfhandlungen wieder hochgefahren werden. Das macht sich in den Aktien einiger Agrarkonzerne schon jetzt bemerkbar.
Kernel ist der Marktführer für ukrainisches Sonnenblumenöl, ein besonders begehrtes Exportgut, dass nach Kriegsausbruch auch in deutschen Supermärkten spürbar teurer geworden war. Die Aktie hat in den vergangenen Tagen mehr als 20 Prozent hinzugewonnen. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,6 Milliarden Euro ist Kernel der größte Player am Agrarmarkt.
Die Firma Agroton produziert ebenfalls Sonnenblumenkerne, Geflügel und Milch. Die an der Warschauer Börse notierten Papiere haben nach Kriegsausbruch zeitweise 80 Prozent an Wert verloren. Seit Jahresanfang hat die Aktie mehr als 60 Prozent zugelegt, liegt aber immer noch mehr als 50 Prozent unter dem Vorkriegsniveau.
Noch steiler lief der Aufstieg für die Aktie von Astarta Holdings. Die in Warschau notierte Aktie des Getreide- und Zuckerproduzenten hat in den vergangenen sechs Monate über 140 Prozent hinzugewonnen.
Ebenfalls verdoppeln seit der US-Wahl im November konnte sich die Aktie des Milchproduzenten Industrial Milk Company und notiert inzwischen wieder über ihrem Niveau vor Kriegsausbruch.
Neben den Agrarwerten stehen in der rohstoffreichen Ukraine auch Aktien aus dem Eisenerzsektor im Fokus vieler Anleger. Das Land besitzt die weltweit größten Vorräte an nutzbarem Eisenerz. Der Schweizer Konzern Ferrexpo ist der weltweit drittgrößte Exporteur von Eisenerz und betreibt drei Minen in der Ukraine. Die Aussicht auf Frieden in der Ukraine hat sich auch hier ausgezahlt. Der Aktienkurs konnte sich in den letzten sechs Monaten mehr als verdoppeln.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion

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