Neue Warnung
Trotz staatlicher Eingriffe: Chinas Immobilienkrise verschärft sich weiter
Zurzeit sind alle Augen auf die Rallye von China-Aktien wie Alibaba gerichtet. Im Hintergrund schwelt jedoch weiterhin die Immobilienkrise – eine Lösung scheint nicht in Sicht.
- Immobilienkrise in China bleibt ungelöst, trotz Maßnahmen.
- Aktienrallye könnte durch schwache Wirtschaft gefährdet sein.
- Banken verschärfen Kreditvergabe, belasten Entwickler stark.
- Report: Nvidia bringt’s nicht mehr!

Die Immobilienkrise in China, die seit 2021 die Wirtschaft des Landes belastet, zeigt trotz verschiedener staatlicher Eingriffe keine Anzeichen einer Besserung. Der Immobiliensektor, die einst als Wachstumsmotor galt, wird zunehmend zur finanziellen Belastung. Richtig wahrgenommen wird die schwelende Krise aber nicht, im Gegenteil. Alle Welt setzt auf eine ungebremste Rallye am chinesischen Aktienmarkt. Diese Hoffnung könnte schnell verpuffen.
Nach einem Rückgang der Immobilienpreise um etwa 25 Prozent von ihren Höchstständen hat die chinesische Regierung im September ihre restriktive Immobilienmarktpolitik gelockert. Diese Maßnahmen, einschließlich reduzierter Anzahlungen und Hypothekenzinsen sowie Plänen zur Nutzung spezieller Anleihen für den Erwerb unbebauter Grundstücke und nicht verkaufter Immobilien, schienen zunächst eine Erholung zu fördern. Doch eine langfristige Besserung ist bislang ausgeblieben.
Die jüngsten politische Lockerungen sind zwar "effektiver als frühere Eingriffe", heißt es in einer aktuellen Analyse von Goldman Sachs, die Maßnahmen reichten jedoch nicht aus, um eine nachhaltige Erholung zu gewährleisten. Die Bank fordert weitere Unterstützungsmaßnahmen für eine dauerhafte Belebung des Sektors.
Erst am Mittwoch hatten Berichte über eine Rettungsaktien für den angeschlagenen Immobilienentwickler China Vanke zu einer Rallye in der Branche geführt. Titel von Vanke schnellten bis zu 19 Prozent hoch und für Poly Developments und China Overseas ging es ebenfalls deutlich aufwärts. Allerdings schmolz ein Großteil der Gewinne in der Zwischenzeit wieder weg.






Trotz der Freigabe von Krediten für Projektabwicklungen in Höhe von 5,6 Billionen Yuan (733 Milliarden Euro) seit Januar 2024 durch die chinesische Finanzregulierung, ist es nicht gelungen, die bedrückende Lage auf dem Immobilienmarkt wesentlich zu verbessern. Die Bautätigkeit ging 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 27,4 Prozent zurück, während die Gesamtfinanzierung der Entwickler um 17 Prozent sank.
Ein weiteres Hindernis stellt die Zurückhaltung der Banken dar, die nach einer Welle von Zahlungsausfällen großer Entwickler interne Kreditstandards verschärft haben. Sie bevorzugen es, das Kreditrisiko über staatliche Richtlinien hinaus zu kontrollieren, was private Entwickler mit schwachen Bilanzen vom Kreditzugang ausschließt. Selbst das Weiße-Liste-Programm, das lokalen Regierungen erlaubt, Projekte für Bankkredite vorzuschlagen, hat größtenteils nur staatlich unterstützten oder finanziell gesunden Entwicklern genützt.
Die Immobilienkrise hat mittlerweile auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Hongkongs. Der Rückgang der Einzelhandelsausgaben und der Verkauf von Bürotürmen durch chinesische Unternehmen haben die Preise für Gewerbeimmobilien um mehr als 40 Prozent von ihren Höchstständen im Jahr 2018 fallen lassen.
Trübe Aussichten
Angesichts der anhaltenden Schwäche der chinesischen Wirtschaft und der zusätzlichen Belastung durch US-Zölle, die die Exporte bedrohen könnten, bleibt die Prognose für Chinas Wirtschaftswachstum trübe. Volkswirte, die von Bloomberg befragt wurden, prognostizieren ein reales Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent für dieses Jahr.
Ohne umfassendere und effektivere Unterstützungsmaßnahmen könnte die Immobilienkrise in China weiterhin eine Lösung vermissen lassen und das Vertrauen in Pekings Fähigkeit untergraben, langfristige wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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