Diskrepanz gegenüber Gold
Startet jetzt die große Silber-Aufholjagd?
Viele Anlegerinnen und Anleger hoffen auf eine Aufholjagd von Silber gegenüber Gold. Die ist technisch möglich, könnte zugunsten einer Korrektur aber ausfallen.

Willkommen zum Smartbroker+ Chart der Woche – Silber
Anhaltende wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sorgen spätestens seit der Corona-Pandemie für eine hohe Nachfrage nach Edelmetallen. Nicht nur private Anlegerinnen und Anleger fragen Gold und Silber als Absicherung für ihre Depots nach, auch institutionelle Investoren und Notenbanken bauen ihre Reserven immer weiter aus.
Vor allem der starke Preisanstieg im vergangenen Jahr hat viele Marktteilnehmende überrascht, denn die hohen Anleiherenditen sowie der starke US-Dollar bedeuteten aus fundamentaler Perspektive kräftigen Gegenwind.
Diesem haben Gold und Silber trotzen können. Das hängt auch mit sinkenden Fördermengen bei großen Produzenten wie Barrick Gold und Newmont zusammen, die in den Jahren zuvor aufgrund deutlich niedrigerer Preise nur wenige Investitionsanreize für den Ausbau und die Erneuerung ihrer alternden Minen- und Förderinfrastruktur hatten.
Wenngleich Silber das volatilere der beiden Edelmetalle ist, hängt die Preisentwicklung Gold auf vielen Zeitebenen um einige Prozentpunkte hinterher. Auch das Gold-Silber-Verhältnis verharrt schon seit Jahren auf einem historisch hohen Niveau. Viele Anlegerinnen und Anleger hoffen daher auf einen Ausbruch und eine große Aufholjagd. Die jedoch könnte noch eine Weile auf sich warten lassen, wie der Blick in den Silber-Chart zeigt.
Silber Chartsignale
- Intakter Aufwärtstrend: Das Edelmetall befindet sich in einem technisch intakten Aufwärtstrend, auch ein Ausbruch über frühere Verlaufshochs ist gelungen.
- Trendbeschleunigung möglich: Der Trendstärkeindikator MACD ist über die Signallinie geklettert. Das deutet auf einen möglichen Zugewinn von Dynamik hin.
- Drohende Top-Bildung: Trotz des intakten Aufwärtstrends zeichnet sich mit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation ein potenzielles Trendwendemuster ab.
- Bearishe Divergenzen: Gegen den mittelfristigen Trend von Silber befinden sich die technischen Indikatoren in Abwärtstrends. Das spricht für wachsende Probleme.
Silber in Lauerstellung – nur die Richtung ist noch unklar
Nach einem zwischenzeitlichen Einbruch auf den tiefsten Stand seit 2009 auf dem Höhepunkt des Corona-Crashs befindet sich Silber in einem Aufwärtstrend. Bei diesem handelt es sich übergeordnet um einen Erholungstrend, denn trotz der beachtlichen Kursgewinne in den vergangenen Jahren konnten frühere Hochs wie jene aus den Jahren 1980 und 2011 noch nicht wieder erreicht werden.
Trotz der Kurserholung gegenüber dem Einbruch im März 2020 dominierte lange Zeit eine breite Trading-Range zwischen 20 und 30 US-Dollar pro Feinunze das Kursgeschehen. Als Pivot-Zone für diese Handelsspanne diente der Bereich zwischen 25 und 26 US-Dollar. Erst der Ausbruch vor einem Jahr verhalf Silber schließlich dazu, auch das obere Ende der Trading-Range zu knacken und so auf neue Mehrjahreshochs anzusteigen, die aus technischer Perspektive ein Kaufsignal bedeuteten.
Silber in technisch guter Verfassung, aber …
Dem Ausbruch über 30 US-Dollar folgte eine Anschlussrallye, die sich immer wieder an der 50-Tage-Linie orientierte. Ein zwischenzeitlicher Einbruch im vergangenen Sommer wurde dynamisch zurückgekauft und brachte den Käuferinnen und Käufern ein weiteres Mehrjahreshoch ein. Ein dem Goldpreis vergleichbarer Anstieg auf neue Allzeithochs blieb bislang jedoch aus.
Grundsätzlich stehen die Chancen für eine Aufholjagd nicht schlecht, denn der mehrjährige Aufwärtstrend wird durch die technische Indikation bestätigt. Der Relative-Stärke-Index liegt bei rund 70 Zählern und zeigt damit einen starken Trend an. Dieser wird vom Trendstärkeindikator MACD, der sich trotz der jüngsten Konsolidierung oberhalb der Nulllinie befindet, unterstrichen.
Auch die gleitenden Durchschnitte unterstützen die These weiter steigender Kurse, denn diese befinden sich ebenfalls in Aufwärtstrends, während die 50-Tage-Linie weiterhin oberhalb der 200-Tage-Linie notiert und das vor einem Jahr gebildete Golden Cross als Kaufsignal unverändert Bestand hat.
… erste Ermüdungserscheinungen sind zu erkennen
Als lupenrein kann der Trend jedoch nicht bezeichnet werden, denn erste Ungereimtheiten liegen bereits seit einigen Wochen und Monaten vor. In den technischen Indikatoren ist es zu bearishen Divergenzen gekommen. Trotz höherer Kurse im Silber-Chart sind RSI und MACD keine neuen Hochs gelungen. Damit ist die Anschlussrallye nach dem Ausbruch über 30 US-Dollar technisch nur bedingt bestätigt.
Außerdem ist inzwischen eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation erkennbar. Solche gelten in der technischen Analyse als potenzielle Trendwendemuster. Vor allem die Doji-Kerze der vergangenen Woche gibt zu denken, da ihr schmaler Körper genau unterhalb der Nackenlinie der potenziellen SKS liegt und diese bislang als Widerstand bestätigt.
Dazu kommt, dass die gleitenden Durchschnitte zwar als Unterstützungen agieren, die Distanz zum aktuellen Kursniveau jedoch äußerst gering ist. Eine Vollendung der SKS würde daher mit dem Bruch der gleitenden Durchschnitte einhergehen, was für großen Verkaufsdruck sorgen dürfte. Hierfür ist der Bereich zwischen 30 und 32 US-Dollar entscheidend.
Die erhoffe Aufholjagd könnte ausbleiben
Während in Silber also grundsätzlich ein intakter Aufwärtstrend vorliegt, mehren sich die Anzeichen dafür, dass dieser vor seinem vorläufigen Ende stehen könnte. Die von vielen Anlegerinnen und Anlegern erhoffte Aufholjagd gegenüber Gold könnte daher ausbleiben.
Dafür sprechen neben technischen auch fundamentale Gründe. Silber ist viel stärker auch als Industriemetall gefragt. Die Industriekonjunktur ist aber nicht nur in Deutschland, sondern weltweit anhaltend schwach, sodass Nachfrageimpulse von diesem Endmarkt ausbleiben. Im Unterschied zu Gold zeichnet sich auch keine physische Knappheit ab. Das dämpft die Preiserwartungen zusätzlich.
Reagieren könnte das Gebot der Stunde sein
Investoren dürften daher gut beraten sein, bei Silber derzeit nicht proaktiv, sondern reaktiv zu agieren. Anstatt also eine mögliche Aufholjagd zu handeln, sollte der nächste größere Impuls getradet werden. Ein neues Mehrjahreshoch würde die Gefahr einer SKS-Formation und damit einer Top-Bildung neutralisieren. In diesem Fall könnte Silber gekauft und Long gehandelt werden – einen Preis von 40 US-Dollar pro Feinunze hält unser Rohstoffexperte Marcel Torney mittelfristig für wahrscheinlich.
Fällt das Edelmetall hingegen unter den Unterstützungsbereich zurück, der aus den gleitenden Durchschnitten und dem ehemaligen Ausbruchsniveau von 30 US-Dollar gebildet wird, könnten Short-Positionen aufgebaut werden. In diesem Szenario dürfte Silber in den kommenden Monaten in Richtung 25 US-Dollar oder sogar bis zur Aufwärtstrendlinie fallen.
In der Zwischenzeit dürften Gold und Kupfer die besseren Anlagevehikel bleiben. Für Gold spricht die größere institutionelle Akzeptanz sowie der klare langfristige Aufwärtstrend. Kupfer hingegen dürfte von einer Erholung der weltweiten Industriekonjunktur stärker als Silber profitieren. Gleichzeitig ist Kupfer ein potenzieller KI-Gewinner, da das leitfähige Metall als Werkstoff für den Auf- und Ausbau von Datenzentren und der hierfür benötigten Energieinfrastruktur gebraucht wird.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
Disclaimer: Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
Bei den vorliegend dargestellten Informationen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Finanzanalyse genügt bzw. nicht in Einklang mit Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt wurde und auch keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen unterliegt.
Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Simulation oder Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen.
Die angebotenen Beiträge stellen weder ein Angebot noch eine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten irgendeiner Finanzanlage dar, weil sie die persönlichen Verhältnisse des Kunden nicht berücksichtigen. Sie dienen lediglich Ihrer Information und der Unterstützung Ihrer selbständigen Anlageentscheidung.
Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein.
Ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG ist grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden und ein Totalverlust des investierten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Anleger sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren.

Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte