Bund-Future: Nach Rücksetzer wieder einen Long-Trade wagen?
Vor allem die Aktien von Rüstungsunternehmen konnten jüngst deutliche Kursgewinne erzielen, „weil die Verteidigungsbudgets der europäischen Länder Hilfen usteigen (müssen), da die neue US-Regierung angekündigt hat, ...
- Rüstungsaktien profitieren von steigenden Budgets.
- Anleihemärkte unter Druck durch höhere Staatsausgaben.
- EZB diskutiert Zinssenkungen und Bilanzabbau.
Bund-Future: Nach Rücksetzer wieder einen Long-Trade wagen?
von Sven Weisenhaus
Vor allem die Aktien von Rüstungsunternehmen konnten jüngst deutliche Kursgewinne erzielen, „weil die Verteidigungsbudgets der europäischen Länder steigen (müssen), da die neue US-Regierung angekündigt hat, ihre Hilfen und Unterstützungen zurückzufahren“. Das war in der vorgestrigen Ausgabe des Newsletters Börse-Intern zu lesen.
Steigende Ausgaben für Verteidigung bedeutet aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch insgesamt höhere Staatsausgaben. Und beobachtet man aktuelle Diskussionen und Wortmeldungen der Politik, führt dies wohl auch zu einer höheren Verschuldung der jeweiligen Länder.
Höhere Staatsausgaben wirken auf die Anleihemärkte
Solche Schulden werden vielfach über Anleihen aufgenommen. Das Angebot dieser Finanzprodukte steigt in einem solchen Fall. In den letzten 5 Jahren ist das Volumen ausstehender Euro-Staatsanleihen bereits um rund 40 % gestiegen.
Ein steigendes Angebot führt bei gleichbleibender Nachfrage zu sinkenden Preisen. Und genau dies lässt sich aktuell bereits am Anleihemarkt wieder im kurzfristigen Bereich beobachten: Die Anleihekurse fallen (und die Anleiherenditen steigen), weil höhere Anleiheemissionen zur Finanzierung der Verteidigungsausgaben vom Markt frühzeitig eingepreist werden.
Der Bund Future hat dadurch jüngst deutlich nachgegeben. Die dynamische Aufwärtsbewegung, mit der eine Rückkehr in den breiten Aufwärtstrendkanal gelungen schien, wurde vollständig abgegeben. Das ist bearish zu werten.
Da im Gegenzug die Renditen steigen, werden Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) quasi ausgepreist, was sowohl für bisherige als auch für zukünftige gilt. Dadurch wird die Geldpolitik aus Sicht der Notenbank ungewollt straffer. Denn höhere Zinsen bedeuten höhere Kosten für Unternehmen. Die Kreditnachfrage für Investitionen sinkt und sinkende Investitionen wirken bremsend auf die Wirtschaft.
Weitere Leitzinssenkungen gegen straffere Finanzierungsbedingungen
Hinzu kommt, dass die Notenbank einen Bilanzabbau betreibt, indem sie auslaufende Anleihen aus ihrem billionenschweren Bestand nicht mehr ersetzt, wodurch die Bilanz schrumpft. Dadurch wird dem Markt Liquidität entzogen. Zudem steigen laut dem EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone durch diese Verkürzung der Notenbankbilanz – auch als quantitative Straffung (QT) bekannt – die Zinssätze von längerfristigen Verbindlichkeiten. Und daher solle die EZB auf ihrem Zinssenkungskurs auch den gegenläufigen Einfluss ihres Bilanzabbaus berücksichtigen, sagte das Mitglied des sechsköpfigen EZB-Führungsteams vorgestern. Denn das führe zu einer „Verschärfung der Finanzierungsbedingungen“. Es sei das erste Mal in der Geschichte der EZB, dass Zinspolitik und Bilanzabbau in entgegengesetzte Richtungen wirken, so Cipollone.