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     1956  0 Kommentare Wie dumm ich bin

    Ich will gar nichts wissen

    Liebe Leser, wenn Sie diese Zeilen lesen, komme ich gerade aus dem Urlaub zurück. Was in den letzten zwei Wochen gewesen ist, weiß ich nicht. Ich bin also ganz dumm im Vergleich zu Ihnen. Ein interessantes Gedankenexperiment, oder? Ich weiß gar nichts und Sie wissen alles. Doch hilft Ihnen das etwas? Was haben Sie daraus gemacht? Ich meine das natürlich nicht persönlich, es ist ja nur ein Gedankenexperiment.

    Ist derjenige, der die Nachrichten und Aktienkurse verfolgt, tatsächlich klüger als derjenige, der das nicht tut und fern von allem ist? Oder ist vielmehr das Gegenteil davon wahr? Ist derjenige, der nur die großen Strömungen der Gesellschaft und der Weltereignisse betrachtet und ganz selten ins Detail schaut, nicht sogar überlegen?

    Wenn Sie das lesen, wissen Sie natürlich bereits, wer Fußball-Weltmeister ist. Sie wissen nicht nur das, sondern sie wissen bereits, dass das der Schnee von gestern ist. Haben es erlebt und in die Vergangenheit geschoben. Ich weiß dagegen noch nicht einmal, wer im Finale steht. Da sehen Sie, wie dumm ich bin.

    Vor dem Urlaub habe ich noch meine Goldpositionen aufgestockt – und auf Bill Bonners Hinweis den indischen Autohersteller Tata Motors gekauft. Ob beides bis heute gestiegen ist? Sie wissen es, ich habe keinen Schimmer! Da sehen Sie wieder, wie dumm ich bin. Ich will es auch gar nicht wissen. Ich bin fest überzeugt, dass Gold die alten Höchstmarken knacken wird. Und wenn das passiert, werde ich es in der Tagesschau vernehmen. Dann werden alle sagen, jetzt nur noch Gold. Und dann werde ich verkaufen. Da sehen Sie einmal, wie dumm ich bin. Denn wahrscheinlich wird das Gold dann noch auf 1.000 Dollar gehen, bevor es drastisch fällt.

    Und Tata Motors? Da habe ich mir vorgenommen, im Jahr 2010 das erste Mal hinzuschauen. Ach, wie viele herrliche Urlaube werde ich bis dahin noch erleben. Und das ist dann eigentlich weniger dumm, oder?

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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