Weltweit massiver Zinsanstieg – wie geht die Geldpolitik damit um?
Mit dem gestrigen Tage ging eine äußerst turbulente Handelswoche an den Börsen zu Ende. An den Märkten wurden die Kurse vor allem durch eine chaotische US-Handelspolitik wild auf und ab getrieben.
- Turbulente Handelswoche durch US-Handelspolitik.
- Anstieg der Renditen führt zu höheren Kreditkosten.
- EZB steht vor Dilemma: Inflation vs. Wirtschaftswachstum.
Weltweit massiver Zinsanstieg – wie geht die Geldpolitik damit um?
von Sven Weisenhaus
Mit dem gestrigen Tage ging eine äußerst turbulente Handelswoche an den Börsen zu Ende. An den Märkten wurden die Kurse vor allem durch eine chaotische US-Handelspolitik wild auf und ab getrieben. Hinzu kam ein teilweise historisch starker Anstieg der Renditen und somit Kreditkosten weltweit, verursacht durch die Pläne von CDU und SPD, die Schulden in Deutschland um mindestens eine halbe Billionen Euro massiv zu erhöhen, sowie die Pläne der EU, rund 800 Milliarden Euro für die Verteidigung zu mobilisieren.
Die 10-jährige Benchmark-Rendite der Eurozone kletterte am Mittwoch zum Beispiel um mehr als 30 Basispunkte und verzeichnete damit laut Medienberichten den größten Tagesanstieg seit rund 28 Jahren. Die Renditen für 30-jährige Anleihen in Deutschland stiegen zeitgleich um fast einen Viertelprozentpunkt, was laut Medien der größte Anstieg seit Oktober 1998 ist.
Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen stieg auf 1,53 % und damit den höchsten Stand seit 2009. Etwas weniger spektakulär: Die Rendite der 10-jāhrigen Bundesanleihen stiegen von 2,489 % am
Dienstag auf 2,681 % am Mittwoch und erreichen damit den höchsten Stand seit 16 Monaten. Einen so starken Renditeanstieg an nur einem Tag gab es laut Medien zuletzt im September 2022.
Aber mit nur einem Tag war es nicht getan. Vielmehr legten die Renditen an 3 Tagen in Folge massiv zu. Vorgestern erreichte die Verzinsung der 10-jährigen Bundesanleihe mit 2,93 % den höchsten
Stand seit Ende Oktober 2023. Vergangenen Freitag hatten die Titel noch bei 2,388 % rentiert.
Dem Bund-Future droht der tiefste Stand seit 10 Jahren
Im Gegenzug brachen die Kurse an den Anleihemärkten ein. Der Bund-Future fiel dadurch am Dienstag aus seinem möglichen Aufwärtstrendkanal heraus (grün im folgenden Chart), am Mittwoch auch noch aus der alternativen Seitwärtsspanne (gelb) und rauschte am Donnerstag auch noch weit unter das Korrekturtief vom Mai 2024 bei 128,73 Punkten.
Erst am Tief vom Oktober 2023 bei 126,62 Punkten endete die Talfahrt.
Sollte auch diese Marke unterschritten werden, würde der Bund-Future auf das tiefste Niveau seit 2014 geraten – also auf ein 10-Jahres-Tief.
Der Grund für diese Entwicklung ist, dass zur Finanzierung der neuen Schulden neue Anleihen begeben werden müssen. Analysten rechnen mit einer wahren Anleihenflut. Würden 100 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr am Kapitalmarkt ausgegeben, entspräche dies einer Zunahme des Bruttoemissionsvolumens von etwa 37 %. Und um dieses Angebot durch Nachfrage zu decken, müssen wahrscheinlich höhere Zinsen geboten werden.