Banklandschaft im Umbruch
UniCredit sichert sich grünes Licht der EZB für Commerzbank-Beteiligung!
Die EZB gibt UniCredit grünes Licht für eine größere Commerzbank-Beteiligung – kommt jetzt die größte Bankenfusion seit der Finanzkrise?
- EZB genehmigt UniCredit Beteiligung an Commerzbank.
- Widerstand in Deutschland, Commerzbank bleibt unabhängig.
- Mögliche Fusion könnte deutschen Bankenmarkt schwächen.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat der italienischen Großbank UniCredit grünes Licht für den Erwerb einer Beteiligung von bis zu 29,9 Prozent an der Commerzbank erteilt. Das teilte UniCredit am Freitag mit. Damit rückt eine der größten grenzüberschreitenden Bankfusionen Europas seit der Finanzkrise in den Bereich des Möglichen – auch wenn CEO Andrea Orcel betont, dass eine endgültige Entscheidung wohl erst 2026 fallen dürfte.
Strategischer Schachzug mit Signalwirkung
UniCredit hatte bereits im vergangenen Jahr durch den Kauf von Commerzbank-Aktien und den Einsatz von Derivaten eine Position von rund 28 Prozent an der deutschen Bank aufgebaut. Die Genehmigung der EZB war der entscheidende regulatorische Schritt, um eine direkte Beteiligung weiter auszubauen.
Die Reaktionen aus Deutschland fallen jedoch gemischt aus. Während UniCredit betont, dass der Schritt "die finanzielle Stärke und regulatorische Compliance" der Bank unterstreicht, stößt der Vorstoß in Berlin auf Widerstand. Die Commerzbank selbst bekräftigte am Freitag ihre Unabhängigkeitsstrategie und machte deutlich, dass sich durch die Entscheidung der EZB an der derzeitigen Aktionärsstruktur nichts ändere.
Deutsche Politik und Wirtschaft alarmiert
Die Bundesregierung, die nach der Finanzkrise 2008/2009 einen erheblichen Anteil an der Commerzbank hielt und diesen erst schrittweise reduziert hat, betrachtet UniCredits Vorstoß mit Skepsis. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Schritt im vergangenen Jahr als "unfreundlichen Angriff". In Finanzkreisen wächst die Sorge, dass ein Verkauf der Commerzbank an UniCredit langfristig zu einer Schwächung des deutschen Bankenmarktes führen könnte.
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Rückblick: Die Commerzbank und ihr schwieriger Weg
Die Commerzbank hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Gegründet 1870 in Hamburg, entwickelte sie sich zu einer der führenden Banken Deutschlands. Doch die Übernahme der Dresdner Bank 2008 erwies sich als kostspielig. Während der globalen Finanzkrise musste der deutsche Staat mit Milliarden einspringen. Jahrelange Umstrukturierungen und Fusionsgerüchte – von der Deutschen Bank bis hin zu BNP Paribas – begleiteten die Bank bis heute.
Die aktuelle Führungsspitze um Finanzchefin Bettina Orlopp hatte sich erst im vergangenen Jahr vehement gegen eine Fusion mit UniCredit ausgesprochen. Ein zentrales Argument: Die Bank wolle weiter eigenständig wachsen und die Transformation zur modernen Digitalbank vorantreiben.
Mögliche Szenarien für 2025 und darüber hinaus
Ob UniCredit tatsächlich den nächsten Schritt geht und eine Komplettübernahme anstrebt, bleibt offen. CEO Andrea Orcel hat stets betont, dass er nur mit Unterstützung aller relevanten Stakeholder eine Fusion angehen werde. Fakt ist jedoch: Sollte UniCredit die 30-Prozent-Marke überschreiten, wäre sie regulatorisch verpflichtet, ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile zu unterbreiten.
Gleichzeitig prüft die deutsche Commerzbank offenbar Gegenmaßnahmen, darunter die Übernahme einer mittelgroßen deutschen Bank, um die eigene Position zu stärken. Auch der deutsche Staat könnte sich erneut in die Debatte einschalten und den Verkauf weiterer Anteile strategisch steuern.
An der Börse sorgten die Nachrichten für Bewegung. Während die UniCredit-Aktie aktuell bei 51,14 Euro notiert, legte die Commerzbank-Aktie um 1,5 Prozent auf 23,40 Euro zu.
Autor: Pascal Grunow, wallstreetONLINE Redaktion

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