Milliardenflut für Rüstung
Thyssen, Renk, Rheinmetall & Thales: Letzte Einstiegschance?
Thyssenkrupp, Renk, Rheinmetall & Thales profitieren massiv vom EU-Aufrüstungsboom. Milliardenaufträge haben die Kurse bereits stark ansteigen lassen – und Analysten sehen weiter Luft nach oben.
- Thyssenkrupp profitiert stark von EU-Rüstungsplänen.
- Renk meldet Rekordaufträge, Umsatzsteigerung erwartet.
- Rheinmetall und Thales sehen großes Wachstumspotenzial.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Europäische Verteidigungsaktien haben einen historischen Aufschwung verzeichnet. Auslöser sind geopolitische Spannungen und massive staatliche Aufrüstungspläne. In Deutschland wurde eine Schuldenreform verabschiedet, die zusätzliche Rüstungsausgaben ermöglicht. Großbritannien kündigte ebenfalls eine Erhöhung des Verteidigungsetats an. Die EU will bis zu 800 Milliarden Euro für die regionale Sicherheit mobilisieren.
Der STOXX Europe Aerospace & Defense Index ist seit Jahresbeginn um rund 38 Prozent gestiegen – einige Einzelwerte legten noch deutlich stärker zu.
So profitierte Thyssenkrupp besonders stark. Laut S&P Global stieg die Marktkapitalisierung seit Vorstellung des EU-Plans ReArm Europe um 1,5 Milliarden US-Dollar. Die Aktie legte seit Jahresbeginn um rund 138 Prozent zu. Das Unternehmen meldete im ersten Quartal einen Auftragsanstieg von 50 Prozent – vor allem durch "Großaufträge" in der Marinesparte. Diese stellt U-Boote, Schiffe und Marineelektronik her. Reuters berichtet, dass die Marinesparte künftig eigenständig an der Frankfurter Börse notiert werden soll.
Ein Sprecher sagte gegenüber CNBC: "Die aktuellen finanz- und verteidigungspolitischen Ziele werden wahrscheinlich zu weiteren Aufträgen für die Marineindustrie führen. Deshalb stehen wir in ständigem Kontakt mit unseren deutschen und europäischen Partnern, um auf künftige Anforderungen vorbereitet zu sein."
Citi bewertet die Aktie weiterhin als "Kauf" und verweist auf ein Bewertungspotenzial von 5 bis 8,3 Milliarden Euro für das Marinegeschäft. "Die Richtung der Verteidigungsausgaben in Europa geht nach oben, was sich in einem längerfristig stärkeren Auftragseingang für etablierte Unternehmen niederschlagen sollte", so die Analysten.
Auch Renk meldete einen Rekordauftragseingang von 1,4 Milliarden Euro und erwartet für 2025 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Bis 2028 soll dieser auf 2 Milliarden Euro steigen. Die Deutsche Bank hob das Kursziel der Aktie um 55 Prozent auf 45 Euro an, um "die jüngste Neubewertung des Sektors widerzuspiegeln".
Rheinmetall rechnet mit einem Verteidigungsumsatzplus von bis zu 40 Prozent im Jahr 2025 – auch ohne zusätzlichen Rückenwind durch neue Budgets. Das Unternehmen erwartet "große Aufträge mit hohem Volumen von Militärkunden" und sieht sich "in einer vielversprechenden Position, um eine bedeutende Rolle bei der bevorstehenden Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit zu spielen". Analysten von der Bank of America (BofA) halten einen Umsatz von 30 Milliarden Euro bis 2029 für realistisch – langfristig seien sogar 50 Milliarden Euro möglich.
*ab 500 Euro Ordervolumen über gettex, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Thales konnte seit der ReArm-Ankündigung seine Marktkapitalisierung um über 6 Milliarden US-Dollar steigern. CEO Patrice Caine erklärte gegenüber CNBC: "Die Pläne der EU für Verteidigungsausgaben bestärken unsere eigene Überzeugung, dass wir für Thales ein Jahrzehnt des Wachstums im Verteidigungsbereich sehen – es wird die Gleichung für 2025 nicht ändern, aber langfristig ist es eindeutig positiv." Die UBS verdoppelte das Kursziel von 160 auf 330 Euro. "Wir modellieren eine Compound Annual Growth Rate [jährliche Wachstumsrate] von 12,6 Prozent für 2023 bis 2030."
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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