Mr Market vs. Mr Right
Der Markt hat immer Recht, heißt es bekanntlich. Demnach wäre der Markt also „Mr Right“, was auch der landläufigen Interpretation der klassischen Finanzwissenschaft entspricht:
- Markt ist oft irrational, schwankt zwischen Extrem.
- Panik bietet Chancen, antizyklisches Handeln möglich.
- Quartalszahlen zeigen negative Trends, abwarten!
Mr Market vs. Mr Right
von Torsten Ewert
Der Markt hat immer Recht, heißt es bekanntlich. Demnach wäre der Markt also „Mr Right“, was auch der landläufigen Interpretation der klassischen Finanzwissenschaft entspricht: Dort wird der Markt als effizient angesehen, weil er jederzeit alle Informationen einpreist und in der Summe rational handelt – eben wie ein echter homo oeconomicus.
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis
Soweit die Theorie. Aber ist das tatsächlich der Markt, den wir täglich in der Praxis erleben? Oder begegnen wir doch öfter mal „Mr Market“, einem Kameraden, dessen Stimmung zwischen überschäumend euphorisch und extrem depressiv schwankt, sodass die Preise, die er uns für börsennotierte Unternehmen bietet (also die Kurse), mal völlig überzogen und mal grotesk niedrig sind?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber in den vergangenen Monaten sah ich Mr Market häufig vorbeiflitzen. Meist war er in großer Eile, weil er hyperaktiv von einem Hoch zum nächsten springen und dabei die KI-Blase aufpumpen musste.
In jüngster Zeit schleppte er sich dagegen eher dahin. Seine Stimmung sank rapide, und in der vergangenen Woche war er völlig am Boden und wand sich in Panikattacken.
Erst war ihm alles „Wurscht“, …
Keine Ahnung, was den armen Kerl derart aus der Fassung gebracht hat. Gerüchten zufolge soll es irgendwas mit Zöllen, einer möglichen Rezession und anderen schlimmen Dingen zu tun haben. Gut, das ist nichts, was die Börsenkurse antreibt – aber eben auch nichts Neues.
Vielleicht erinnern Sie sich ja auch noch ein paar von Ihnen: Noch Anfang November sprang Mr Market freudestrahlend umher, als Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Was genau ihm einen solchen Kick gegeben hat, habe ich nicht ganz verstanden – wie gesagt, im Überschwang ist dieser Filou nicht zu halten und mit unsereinem gibt er sich ohnehin nicht groß ab.
Aus den paar Brocken, die ich aufschnappen konnte, entnahm ich, dass ihm damals die Zölle und andere Pläne des Präsidenten in spe aus irgendeinem Grund „Wurscht“ waren. Stattdessen krähte er was von „Steuerreform“ und dass ihn Trump niemals fallen lassen würde – und dann war er auch schon wieder weg.