Zölle nur ein Symptom
Hedgefonds-Legende Dalio warnt vor "einmaligem Systembruch"
Während Anleger weltweit nur auf die wirtschaftlichen Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Trump sehen, richtet Hedgefonds-Gründer Dalio den Blick auf ein grundlegenderes Problem: einen historischen Systembruch.
- Dalio warnt vor historischem Systembruch weltweit.
- Ungleichgewichte und Misstrauen gefährden Stabilität.
- Kurzfristige Marktreaktionen blenden tiefere Risiken aus.
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Der Milliardär und Gründer von Bridgewater Associates warnt vor einem "klassischen Zusammenbruch" der bestehenden monetären, politischen und geopolitischen Ordnung – einem Ereignis, das laut Dalio nur "einmal pro Generation" vorkommt.
Dalio befürchtet, dass sich viele Investoren zu sehr auf die kurzfristigen Folgen der Zölle konzentrieren – und dabei die tiefer liegenden, systemischen Risiken übersehen, die seiner Ansicht nach zu massiven Umbrüchen im globalen Währungs-, Politik- und Machtgefüge führen könnten, wie er in Beiträgen auf X, LinkedIn und gegenüber CNBC erklärt hat.
Die eigentliche Gefahr liege nicht in den Handelsbarrieren selbst, sondern in den massiven Ungleichgewichten zwischen Gläubiger- und Schuldnerstaaten, politischen Systemkämpfen im Innern und dem zunehmenden Verlust an globalem Vertrauen zwischen den Großmächten.
Im Kern sieht Dalio das globale System vor einer unausweichlichen Korrektur: Die USA seien süchtig nach immer mehr Schulden, während Länder wie China auf den Export in den Westen angewiesen seien. In einer Welt, in der niemand mehr sicher sein könne, ob sie nicht von den Waren, die sie brauchen abgeschnitten werden (US-Sorge) oder ob ihnen das Geld für ihre Waren auch wirklich gezahlt wird (Chinas Sorge), entstehe ein toxisches Klima aus Misstrauen und Protektionismus.
Der Hedgefonds-Milliardär teilt zwar Trumps Ansicht, dass die Produktion in den USA ausgebaut werden müsse, stellt aber die vorgeschlagenen Lösungen in Frage. "Mit Blick auf das Problem bin ich der gleichen Ansicht, aber ich bin sehr besorgt über die Lösung – die Durchführbarkeit der Lösung", erklärte Dalio am Dienstag gegenüber CNBC. Statt neuer Stärke sieht er eher ein "Sand-im-Getriebe"-Szenario für die Weltwirtschaft.
Neben den ökonomischen Problemen warnt Dalio auch vor politischen Spannungen im Inland: Das wachsende Ungleichgewicht in Bereichen wie Bildung, Einkommen und Werte, führe zu extremen Konfrontationen zwischen politischen Lagern – mit zunehmender Gefahr für das demokratische Gleichgewicht. International sieht er den Übergang von einem US-dominierten, multilateralen System zu einer unilateralen "America First"-Herangehensweise.
Dalios Fazit: Wer sich jetzt nur auf Marktreaktionen und kurzfristige Kurseinbrüche konzentriert, riskiert den Blick auf tiefere strukturelle Erschütterungen zu verlieren – mit potenziell weitreichenden Folgen für Anleger, Unternehmen und ganze Volkswirtschaften.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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