Schutz vor Markt-Schocks
Wie sich Anleger jetzt gegen "Schwarze Schwäne" absichern
In den vergangenen Tagen sind die Märkte weltweit so schnell eingebrochen wie selten zuvor. Investoren setzen auf spezialisierte Absicherungs-Fonds.
- Märkte weltweit stark eingebrochen, Investoren panisch.
- Tail-Risk-Strategien erleben Comeback mit hohen Gewinnen.
- Absicherungsstrategien bieten Schutz, kosten aber mehr.
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Während sich die Märkte nach Donald Trumps jüngstem Zollschock im Panikzustand befinden, greifen Investoren zunehmend zu Strategien, die lange Zeit als übervorsichtig galten: Der Schutz vor dem nächsten "Black Swan"-Ereignis erlebt eine Renaissance.
Solche Tail-Risk-Strategien, die in den letzten Jahren kaum Beachtung fanden, feiern nun ihr Comeback – und verzeichnen plötzlich zweistellige Gewinne.
Der Cambria Tail Risk ETF, einer der bekanntesten börsengehandelten Fonds zur Absicherung gegen Marktzusammenbrüche, hat seinen stärksten Dreitageslauf seit seiner Einführung im Jahr 2017 verzeichnet und ist seit Mittwochabend um rund 20 Prozent gestiegen. Auch der Alpha Architect Tail Risk ETF, der ähnlich konzipiert ist, kletterte auf ein Rekordhoch.
Was diese Produkte gemeinsam haben: Sie setzen gezielt auf Volatilitätsausbrüche – etwa durch den Kauf von bestimmten Puts auf den S&P 500 oder Calls auf den VIX-Index, auch bekannt als "Angstbarometer" der Wall Street. Und tatsächlich: Der Cboe Volatility Index kletterte zu Wochenbeginn auf den höchsten Stand seit August.
"Das ist ein fast perfekter Hochgeschwindigkeits-Abverkauf", sagt Vineer Bhansali von Longtail Alpha gegenüber Bloomberg. Seiner Einschätzung nach steht das Schlimmste noch bevor. Auch Hedgefonds-Größen wie Boaz Weinstein von Saba Capital warnen, dass die Handelskonflikte nicht nur Aktienmärkte treffen, sondern auch zu einem Anstieg der Unternehmenspleiten führen könnten – vor allem im Kreditsektor.
Der Strategiewechsel vieler Anleger ist auffällig. Zwei Jahre lang war "Buy the dip" das Credo – jedes Tief wurde als Kaufgelegenheit gesehen, im Vertrauen darauf, dass die Fed im Zweifel mit Zinssenkungen eingreifen würde. Doch dieses Vertrauen scheint erschüttert. Die Notenbank signalisiert Zurückhaltung, Trump selbst sieht Marktvolatilität offenbar als notwendigen Nebeneffekt seiner Wirtschaftspolitik.
Inmitten dieser Unsicherheit geraten auch alternative Absicherungsstrategien in den Fokus. Ein Beispiel: Der Amplify BlackSwan Growth & Treasury Core ETF investiert 90 Prozent des Kapitals in US-Staatsanleihen, die restlichen 10 Prozent in Call-Optionen auf den S&P 500 – eine Umsetzung der von Nassim Taleb propagierten "Barbell"-Strategie.
Das Ziel: Verluste im Crash minimieren, aber an Kursgewinnen partizipieren, wenn die Märkte steigen. Seit seiner Auflage 2018 erzielt der ETF eine annualisierte Rendite von 6,8 Prozent – leicht unter dem S&P 500, aber mit deutlich geringerem Risiko.
Auch der Swan Hedged Equity US Large Cap ETF verfolgt einen hybriden Ansatz, indem er überwiegend in Aktien investiert und diese Position durch Put-Optionen absichert. Beide Produkte bieten institutionellen und privaten Investoren die Möglichkeit, sich gegen Extremszenarien zu wappnen – allerdings zu einem Preis: Historisch gesehen liegt die jährliche "Absicherungsprämie" dieser Absicherungen bei rund 1,6 Prozentpunkten im Vergleich zum Gesamtmarkt.
Die Rückkehr der Tail-Risk-Strategien erinnert daran, dass die Märkte nicht linear funktionieren – und dass es sich lohnen kann, gerade dann vorsichtig zu sein, wenn sich viele noch sicher fühlen. Mark Spitznagel, Gründer des Hedgefonds Universa, bringt es auf den Punkt: "Black Swans erkennt man nicht vorher – man erkennt sie nur daran, dass man vorher keine erwartet hat."
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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