Wohnungsmarkt vor dem Neustart
Aus Zeitenwende wird Bauwende: Koalition verspricht "Wohnungsbau-Turbo"!
Der neue Koalitionsvertrag signalisiert eine politische Kehrtwende in der Wohnungspolitik: Der Fokus liegt künftig klar auf dem Neubau.
- Neubau im Fokus: Koalitionsvertrag signalisiert Kehrtwende.
- Analyst Möbert sieht positiven Einfluss auf Wohnungsmarkt.
- Zinsvorteil soll günstige Mieten unter 15 Euro ermöglichen.
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Für Jochen Möbert, Analyst bei der Deutschen Bank, ist das ein positives Zeichen. "Unser bereits vorhandener vorsichtiger Optimismus wurde gestärkt", schreibt Möbert in einem aktuellen Kommentar. Die Koalition setze auf angebotsorientierte Maßnahmen und verfolge das Ziel, den Wohnungsmarkt strukturell zu entlasten – besonders in den Ballungsräumen.
Der Analyst begrüßt das Ende des umstrittenen Heizungsgesetzes. Die damit verbundene Marktverunsicherung hatte laut Möbert im Jahr 2023 zu teils massiven Preisabschlägen bei energieineffizienten Immobilien geführt. Die aktuelle Kehrtwende könne nun helfen, die jüngsten Zinserhöhungen besser zu verdauen.
Die angestrebte Technologieoffenheit sieht Möbert als Einladung an Ingenieure und Bauwirtschaft, innovative Lösungen zu entwickeln. Auch die geplante Harmonisierung der Effizienzklassen mit den EU-Nachbarländern bewertet er positiv – das erleichtere Vergleiche und reduziere Bürokratie.
Besonderes Augenmerk auf die Finanzierung
Der Bund wolle seinen Zinsvorteil nutzen, um Bauprojekte in angespannten Märkten günstiger zu machen – mit dem Ziel, Mieten unter 15 Euro pro Quadratmeter zu ermöglichen. "Das halten wir für ambitioniert, aber nicht unrealistisch", schreibt er.
Allerdings bleibe unklar, wer am Ende als Vermieter auftritt und wie teuer das Bauland tatsächlich wird. Mit einem neuen Investitionsfonds sollen zusätzlich öffentliche und private Mittel mobilisiert werden. Entscheidend sei jedoch das Volumen – und die Frage, ob die Gelder aus dem laufenden Haushalt oder dem 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket stammen.
Für 2025 erwartet die Deutsche Bank eine leichte Erholung der Bautätigkeit. Die Fertigstellungen sollen laut Prognose auf 250.000 Einheiten steigen – zuvor waren es 245.000. In den Jahren 2026 und 2027 rechnet Möbert mit einem Anstieg auf 270.000 beziehungsweise 290.000 Wohnungen. Impulse kämen unter anderem durch die Neuauflage der EH55-Förderung, steuerliche Anreize und geplante KfW-Programme für Neubau und Modernisierung.
Der Analyst verweist zudem auf mögliche staatliche Bürgschaften für Hypothekendarlehen, die insbesondere einkommensschwächeren Haushalten den Zugang zu Wohneigentum erleichtern könnten. Ein "Wohnungsbau-Turbo" soll zudem bereits in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung zünden. Ob dies gelingt, werde stark von den Details und der Umsetzung abhängen, so Möbert.
Für Möbert liefert der Koalitionsvertrag mehrere Gründe für verhaltenen Optimismus: Zahlreiche Gerüchte über steuerliche Belastungen und neue Mietbegrenzungen hätten sich nicht bestätigt. Zudem zeige sich die neue Regierung offen für konstruktive, zielgerichtete Reformen. Ein neues Neubauziel wurde bewusst nicht ausgerufen – das wertet der Analyst als realistischen Schritt, der unnötige Enttäuschungen vermeiden könne.
Der Immobilien-Titel Vonovia mauserte sich am Freitag schon mal zum Tagessieger im DAX. Möglicherweise ist das schon mal ein erster Vertrauensvorschuss der Anleger.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion

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