Warren Buffett unaufhaltsam
Berkshire Hathaway: "Never bet against America" war gestern
Warren Buffett, das Orakel von Ohama, hat das Jahr mit so viel Bargeldbeständen wie noch nie begonnen. Inzwischen dämmert es, warum.
- Buffett hält Rekord-Bargeldbestände von 345 Mrd. USD.
- Warnung vor "fiskalischen Torheiten" und Gaunern.
- Investitionen in japanische Konglomerate weiterhin attraktiv.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Es spricht wohl kaum für eine heitere Stimmung, dass Warren Buffett – der bekannteste und erfolgreichste Investor der Welt – inzwischen mehr als die Hälfte des Nettovermögens seines Unternehmens in Bargeld und US-Staatsanleihen hält.
Ebenso wenig beruhigend ist der Umstand, dass der legendäre Vorsitzende von Berkshire Hathaway inzwischen mehr liquide Mittel als börsennotierte US-Aktien besitzt.
Und in seinem jüngsten Jahresbrief an die Aktionäre – Buffett ist mittlerweile 94 Jahre alt – verzichtet er auf den sonst üblichen patriotischen Optimismus und warnt stattdessen vor den Gefahren "fiskalischer Torheiten" sowie vor "Gaunern und Geschäftemachern", die "sich an jenen bereichern, die ihnen irrtümlich vertrauen".
Das ist ein klarer Bruch mit seinem sonst so optimistischen Ton. Noch vor vier Jahren schrieb er: "Wetten Sie niemals gegen Amerika."
Doch wer seinen aktuellen Bericht aufmerksam auf der Suche nach lukrativen Anlageideen liest, dürfte feststellen: Buffetts Aussagen und Finanzdaten deuten darauf hin, dass die fünf japanischen "Mini-Berkshire"-Konglomerate, in die er seit 2019 investiert, derzeit attraktiv bewertet sind.
Buffett – dessen langjähriger Weggefährte und Vizevorsitzender Charlie Munger vor gut einem Jahr verstorben ist – gilt laut Forbes mit einem Vermögen von 150 Milliarden US-Dollar als siebtreichster Mensch der Welt. Seit den 1950er-Jahren hat er dieses Vermögen durch Aktieninvestments aufgebaut – zunächst über eine private Investmentpartnerschaft, später über die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway.









In dieser Zeit hat er die wichtigsten Aktienindizes bei weitem übertroffen. Seine Fähigkeiten bei der Auswahl von Aktien sind legendär – auch wenn manche Analysten meinen, eines seiner Erfolgsgeheimnisse sei schlicht gewesen, qualitativ hochwertige Unternehmen zu kaufen, finanziert durch günstiges Kapital aus seinen Versicherungen.
Der interessanteste Teil seines Jahresberichts ist die Bilanz. Laut den jüngsten Zahlen belaufen sich Berkshire Hathaways liquide Mittel und kurzfristige Anlagen – hauptsächlich US-Staatsanleihen – auf ein Rekordniveau von 345 Milliarden US-Dollar. Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahr und macht inzwischen erstaunliche 53 Prozent des Nettovermögens des Unternehmens aus.
Dieser Betrag übersteigt sogar Berkshires Investitionen in börsengehandelte Aktien, die derzeit bei 270 Milliarden US-Dollar liegen. Vor einem Jahr war der Aktienanteil noch fast doppelt so hoch wie der Anteil an Staatsanleihen.
Buffetts Rückzug vom US-Aktienmarkt fällt in eine Zeit, in der US-Aktien neue Höchststände und teils extreme Bewertungen erreichten. Gemessen am sogenannten "Buffett-Indikator" – dem Verhältnis der gesamten Marktkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt – waren Aktien in den USA noch nie so teuer wie heute.
Buffett bemühte sich jedoch, die Sorgen über seine wachsenden Bargeldreserven zu relativieren. "Trotz dessen, was manche Kommentatoren als außergewöhnlich hohe Barposition bei Berkshire betrachten, befindet sich der Großteil Ihres Geldes weiterhin in Aktienanlagen", schrieb er. Dabei verwies er auf die zahlreichen Privatunternehmen im Besitz des Konzerns. "Diese Präferenz wird sich nicht ändern … Berkshire-Aktionäre können sicher sein, dass wir auch künftig den Großteil ihres Kapitals in Aktien investieren werden – vorwiegend in amerikanische, aber viele davon haben bedeutende internationale Aktivitäten."
Privatanleger, die von Buffetts legendärem Gespür profitieren wollen, richten ihren Blick womöglich auf die fünf japanischen Handelskonzerne, in die er seit 2019 investiert: Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo.
"Diese Unternehmen operieren in einer Art, die der von Berkshire Hathaway ähnelt", erklärte Buffett in seinem aktuellen Schreiben. "Jede dieser großen Firmen hält Beteiligungen an einer Vielzahl von Unternehmen – viele davon in Japan ansässig, andere wiederum weltweit aktiv."
Seine Begeisterung für diese Unternehmen und deren Management sei stetig gewachsen, so Buffett. Berkshire sei ein "engagierter" und "langfristiger" Investor. Der Konzern hält jeweils knapp unter 10 Prozent der Anteile.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion

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