Aufgeladen und umstritten
Elektrobauer in der Krise: Tesla-Aktie vor Todeskreuz
Sentiment macht scharf oder Pleite – Wie Gefühle den Kurs der Tesla Aktie treiben.
- Musk beeinflusst Kaufentscheidungen negativ, 37% boykottieren.
- Tesla-Aktie stieg 120%, jetzt droht "Death Cross".
- Absatzrückgang in USA und China, Marktanteil sinkt.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Die öffentliche Rolle von CEO Elon Musk in Washington und seine Führungsfunktion in der sogenannten "Abteilung für Regierungseffizienz" (Department of Governmental Efficiency, kurz: DOGE) hat zuletzt das Narrativ rund um die Tesla Aktie geprägt.
Laut einer YouGov-Umfrage vom März sagten 37 Prozent der Befragten, Elon Musk sei (mit-)ausschlaggebend dafür, dass sie keinen Tesla kaufen oder leasen würden.
Die Aktie von Tesla legte im letzten Quartal 2024 kräftig zu – ein Plus von rund 120 Prozent zwischen Ende Oktober und Mitte Dezember – getragen teils von positiven Verkaufsaussichten, teils von Musks Nähe zu Präsident Donald Trump.
Doch inzwischen ist genau diese Nähe zu einem Problem für den Elektroautohersteller geworden. Tesla-Niederlassungen, Ladestationen und Fahrzeuge werden angegriffen, auch Kunden geraten ins Visier. Selbst wer die Marke nicht aktiv boykottiert, könnte derzeit davor zurückschrecken, einen Tesla zu fahren oder zu kaufen.
Da liegt auch das Problem: Tesla ist stark verbraucherorientiert, etwa 77 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Verkauf von Fahrzeugen, zudem vertreibt das Unternehmen Energieprodukte an Privatkunden. Die Markenwahrnehmung und ihr Einfluss auf den Umsatz sind daher entscheidend. Nur wenige prominente Marken haben jemals politischen Gegenwind und Boykotte in vergleichbarem Ausmaß erlebt wie Tesla derzeit.
Technische Analyse: düstere Signale
Am Freitagmorgen näherte sich Tesla einem sogenannten "Death Cross", dem "Todeskreuz" – der Punkt, an dem der 50-Tage-Durchschnitt unter den 200-Tage-Durchschnitt fällt, was als bärisches Signal gilt.









Die Bewertung von Tesla ist nicht nur wegen der negativen Markenwahrnehmung schwierig – das Unternehmen ist auch schwer vergleichbar. Laut Garrett Nelson, Vizepräsident für Aktienanalyse bei CFRA, ist Tesla eher ein Tech-Wert als ein klassischer Autohersteller. Deshalb ist auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) deutlich höher.
Derzeit wird Tesla mit einem Forward-KGV von rund 85,1 gehandelt. Zum Vergleich: Ford liegt bei gerade einmal 7, basierend auf Konsensschätzungen von FactSet.
Zwar wird ein hohes KGV bei Wachstumsunternehmen toleriert, doch Analyst Bob Lang zweifelt, ob Tesla dieses Wachstum noch liefert – besonders im Kerngeschäft Auto.
"Es ist ein riskantes Investment an diesem Punkt – selbst nachdem die Aktie bereits rund 40 Prozent verloren hat", so Lang.
Tesla ist schwach ins neue Jahr gestartet. Im Januar meldete das Unternehmen einen Rückgang des Auto-Absatzes im vierten Quartal um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Marktanteil in den USA fiel von 80 Prozent (2020) auf 49 Prozent (2024), laut Kelley Blue Book und CFRA.
Auch China, wo Tesla rund 21 Prozent seines Umsatzes erzielt, entwickelt sich schwächer. Der dortige Umsatz ging laut FactSet zuletzt um 4,9 Prozent zurück.
Was die Auswirkungen der neuen Zölle betrifft, könnte Tesla hier vergleichsweise glimpflich davonkommen – schließlich produziert das Unternehmen den Großteil seiner Fahrzeuge in den USA. Doch laut Forbes war es am Freitag auf der chinesischen Tesla-Website nicht mehr möglich, Model S und Model X zu bestellen. Ebenfalls am Freitag hob China die Einfuhrzölle auf US-Produkte auf bis zu 125 Prozent an.
Fazit
Der Kursrückgang selbst: Die Aktie ist so stark gefallen, dass sie nun möglicherweise eine "Margin of Safety" für mutige Käufer bietet. Laut FactSet liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten bei 342 US-Dollar. 29 von 56 Analysten sind weiterhin optimistisch. Am 22.04.2025 veröffentlicht Tesla seine Ergebnisse zu Q1.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion

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