Streaming-Aktie vor den Zahlen
Netflix "nicht rezessionssicher": Folgt das böse Erwachen am Donnerstag?
Wenn Netflix am Donnerstag seine Quartalszahlen veröffentlicht, blickt die Wall Street auf mehr als nur Umsatz und Gewinn. Analysten erwarten ein solides Zahlenwerk.
- Netflix erwartet 12% Umsatzwachstum auf 10,5 Mrd.
- Analysten skeptisch: Aktie zu teuer, Wachstum langsamer.
- Nutzerbindung stark, trotz leichtem Rückgang der Zeit.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Laut FactSet wird Netflix für das 1. Quartal 2025 einen Umsatzanstieg um etwa zwölf Prozent auf rund 10,5 Milliarden US-Dollar melden. Der Gewinn je Aktie soll bei etwa 5,73 US-Dollar liegen. Angetrieben wird das Wachstum weiterhin durch den Zuwachs von über 40 Millionen Abonnenten im Jahr 2024 sowie durch Preisanhebungen im Januar. So kostet der Standard-HD-Tarif inzwischen 18 US-Dollar, der Premium-Tarif 25 US-Dollar im Monat.
Doch Analysten und Investoren fragen sich, ob Netflix dieses Tempo halten kann. Die Entscheidung des Unternehmens, künftig keine Abonnentenzahlen mehr zu melden, deutet auf eine Phase vorsichtiger Erwartung hin. "Netflix ist nicht rezessionssicher", sagt Morningstar-Analyst Matt Dolgin, "aber immerhin rezistenter als viele andere". In einem Umfeld sinkender Budgets würden Verbraucher ihre Ausgaben überdenken, aber Streaming sei oft das Letzte, woran gespart werde.
Zwar sei Netflix "fast nicht direkt von Zöllen betroffen", schreiben sie, doch die Folgen des Handelskriegs könnten Produktion, Werbung und Konsumstimmung treffen. Auch die Analysten von William Blair sehen "Budgetunsicherheit" bei Werbekunden.
Ein weiterer Kostentreiber ist die neue Strategie im Bereich Live-Inhalte. NFL-Spiele, WWE und andere hochpreisige Formate treiben die Produktionskosten in die Höhe. Auch die Konkurrenz im Streamingmarkt bleibt hart: YouTube, Disney+, Apple TV+ und andere kämpfen um Marktanteile. Dennoch sehen viele Netflix als klaren Favoriten. "Netflix ist besser positioniert, um Abwanderung zu verhindern – auch wegen seiner überlegenen Empfehlungsalgorithmen", so die Analysten von Benchmark. Sie bezeichnen Netflix gar als "Quasi-Versorger im Streaming-Haushalt".
Die Nutzerbindung bleibt ein zentrales Argument. Trotz eines leichten Rückgangs der "Nutzerzeit" um etwa fünf Prozent in der 2. Jahreshälfte 2024 halten Netflix-Abonnenten dem Dienst laut Umfragen länger die Treue als anderen Plattformen. Das dürfte helfen, sollte die Konjunktur tatsächlich einbrechen.
Insgesamt bleibt das Bild gemischt
Die Aktie hat sich nach einem Rücksetzer aufgrund der jüngsten Zollrhetorik von Präsident Donald Trump wieder erholt und liegt auf Sicht von zwölf Monaten im Plus:









Dennoch bleibt Analyst Dolgin skeptisch:
Die Aktie ist zu teuer. Das langfristige Wachstum ist intakt, aber die Zeit der explosionsartigen Umsatzsprünge ist vorbei.
Die durchschnittlichen Analystenschätzungen für Netflix auf MarketScreener zeigen ein mittleres Kursziel von etwa 1.068 US-Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von rund 16 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs entspricht. Von den 47 erfassten Analysten empfehlen die meisten, die Aktie aufzustocken oder zu kaufen.
Fazit
Netflix bringt inzwischen eine Marktkapitalisierung von etwas über 400 Milliarden US-Dollar auf die Waage. Im Jahr 2024 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 39 Milliarden, einen operativen Gewinn von 10 Milliarden und einen Nettogewinn von 8,7 Milliarden US-Dollar. Damit ist es profitabler denn je – doch die Investoren werden genau hinschauen, ob der Streaming-Gigant den Erwartungen weiterhin gerecht wird.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion

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