Börsen-Crash
Howard Marks: Ein Zusammenbruch, der eine Generation verändern wird
Der US-Investor Howard Marks, Mitgründer von Oaktree Capital, äußert sich sehr kritisch zum aktuellen Zoll-Geschehen und glaubt nicht, dass diese nur von kurzer Dauer sein werden.
- Howard Marks sieht langfristigen Wandel im Handel.
- Zölle gefährden Wohlstand und erhöhen Lebenshaltungskosten.
- Aktienmarkt: Hohe Bewertungen, realistische Renditen sinken.
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In seinen wöchentlichen Memos beschreibt Howard Marks, Mitgründer von Oaktree Capital, einen fundamentalen wirtschaftlichen Wandel, der nicht nur Investoren, sondern das wirtschaftliche Denken einer ganzen Generation prägen wird. Dort heißt es aktuell:
Die Ereignisse der letzten Woche erinnern uns an die Ereignisse von 2008 und die damit verbundene globale Finanzkrise. Alle Normen wurden über Bord geworfen. Die Art und Weise, wie der Welthandel in den letzten 80 Jahren funktionierte, könnte für die Zukunft kaum noch relevant sein.
Seiner Ansicht nach befinden wir uns in einem grundsätzlichem Wandel. Es handele sich nicht nur um einen Abschwung, sondern einen Paradigmenwechsel.
Besonderes Augenmerk widmet er den US-Zöllen: Marks sieht das Ende der jahrzehntelangen Ära der Globalisierung, in der freier Welthandel als wirtschaftliches Erfolgsmodell galt. Der globale Austausch von Waren führte zu günstigen Preisen, Effizienzgewinnen und Wohlstandszuwächsen auf breiter Basis.
Kritik an Zöllen
Heute hingegen erleben wir eine Rückkehr zu protektionistischen Maßnahmen: Zölle, Exportkontrollen und national orientierte Industriepolitik.
Diese Entwicklung sieht Marks kritisch, denn wenn jedes Land gezwungen sei, wieder alles selbst zu produzieren, anstatt sich auf seine wirtschaftlichen Stärken zu konzentrieren, werde die Welt ärmer. Die internationalen Wohlstandsgewinne, die durch Spezialisierung und Handel möglich waren, könnten sich ins Gegenteil verkehren. Der Hauptvorteil der Globalisierung sei:
Jedes Land produziert manche Dinge besser und/oder günstiger, andere umgekehrt. Wenn jedes Land die erstgenannten Produkte herstellt und weltweit verkauft und die letztgenannten Produkte aus anderen Ländern bezieht, maximiert sich der kollektive Wohlstand dank der gesteigerten Gesamteffizienz.
Zölle mögen auf den ersten Blick der heimischen Industrie helfen, führen laut Marks jedoch zu steigenden Preisen – und diese treffen vor allem die Verbraucher. Über Jahrzehnte sorgten Billigimporte aus Asien für niedrige Inflationsraten und preiswerte Konsumgüter. Wenn dieser Vorteil entfällt, müssen sich die Konsumenten auf deutlich höhere Lebenshaltungskosten einstellen. Die Folgen: sinkende Kaufkraft, Druck auf Unternehmensgewinne und Belastungen für die Finanzmärkte.
So sieht Marks den Markt
In Bezug auf den Aktienmarkt verweist Marks auf historisch hohe Bewertungsniveaus, etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im S&P 500.









Sein Mantra: Wer zu teuer kauft, darf keine hohen Renditen erwarten. Während langfristig im Schnitt rund zehn Prozent pro Jahr erzielt wurden, seien bei den heutigen Bewertungen eher vier bis sechs Prozent realistisch. Anleger sollten sich deshalb von überzogenen Renditeerwartungen verabschieden. Er fragt:
Wie wird die Fed voraussichtlich reagieren? Die Rezessionsgefahr könnte beschleunigte Zinssenkungen zur Ankurbelung der Konjunktur erforderlich machen.
Einschränckend meint er aber, dass er keinen Blick in die Glaskugel wage.
"Ich kann nicht behaupten, die Zukunft analysiert zu haben. Im Gegenteil, ich halte den Ausdruck `die Zukunft analysieren´ für einen großen Widerspruch. Die Zukunft ist noch nicht geschaffen und unterliegt Millionen komplexer, nicht quantifizierbarer und unerkennbarer Faktoren, die sich ständig verändern werden. Man kann über die Zukunft nachdenken und darüber spekulieren, aber es gibt nichts zu analysieren."
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion

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