Infrastruktur
Die Chancen der Infrastruktur in ihrer ganzen Vielfalt ausschöpfen
Gastbeitrag von Klaus Weber, Geschäftsführer der PATRIZIA GrundInvest
Beim Thema
Infrastruktur geht es in der aktuellen öffentlichen und politischen Diskussion meist um sanierungsbedürftige und ausbaufähige Verkehrsinfrastruktur, vor allem Straßen, Schienen und Wasserwege, aber
durchaus auch um soziale Infrastruktur wie baufällige Schulen. Investoren wiederum denken zuerst an rentable Investments in erneuerbare Energien oder große Einzel-Assets wie Flughäfen oder
Häfen.
Beides ist richtig – und dennoch
unvollständig. Infrastruktur ist alles, was wir zum Leben und Wirtschaften brauchen. Und da sich unsere Gesellschaft in einem steten Wandel befindet, gilt das auch für die Infrastruktur. Die
Veränderungen sind vor allem an vier sogenannten Megatrends abzulesen: digitaler Wandel (D), urbaner Wandel (U), Energiewende (E) und die Veränderung der Lebensgewohnheiten (L) – daher kurz und
bündig: DUEL. Sie prägen die Entwicklung des Sektors.
Der digitale Wandel zum Beispiel
führt dazu, dass sich ganz neue Infrastrukturgeschäftsmodelle herausbilden – und damit auch Investitionschancen. Die Frage ist, wie Investoren möglichst konkret und frühzeitig solche neuen
Infrastrukturtrends aufgreifen und umsetzen können.
Digitale Infrastruktur –
unsichtbare Infrastruktur unter und über der Stadt
Rechenzentren und Glasfasernetze
bilden das Rückgrat der modernen Kommunikation und ermöglichen die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Für Cloud-Computing und Streamingdienste, KI-Anwendungen und Industrie
4.0 sind ausreichende Kapazitäten unabdingbare Voraussetzungen. Urbanisierung und technologischer Fortschritt treiben den Ausbau digitaler Infrastruktur voran. Unter unseren Städten erstreckt sich
bereits jetzt eine „unsichtbare Infrastruktur“ aus Datenleitungen, Rechnern, IoT(Internet of Things)-Geräten und -Software, die Verkehrssteuerung, Energieeffizienz und Echtzeitdatenverarbeitung
ermöglichen.
Doch nicht nur unter, auch über
den Städten – und auch in der breiten Fläche – wird die Netzabdeckung mit Mobilfunkmasten immer dichter. Verantwortlich hierfür sind in erster Linie die Mobilfunkbetreiber, doch auch die benötigen
dafür Standorte hauptsächlich in Form von Türmen und Masten, die ihnen spezialisierte Anbieter zur Verfügung stellen. Der führende Anbieter in den USA zum Beispiel, American Tower, zählt mit seiner
Marktkapitalisierung zu den weltweit wertvollsten börsennotierten „Immobilienunternehmen“ (REITs) überhaupt – ganz nebenbei ein schönes Beispiel dafür, wie die Grenze zwischen den Assetklassen
Immobilien und Infrastruktur („RE-Infra“) immer mehr verwischt. Das europäische Pendant, Vantage Towers, ist nach kurzer Zeit 2023 wieder von der
Börse genommen worden und seither wieder in Private-Equity-Hand.