"Panikmodus"
Experten sehen "harte Landung" der Weltwirtschaft – Rückzug aus US-Aktien
"Hard Landing ahead?" Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 12 Monaten zu einem weltweiten Konjunktureinbruch kommt, hat sich vervierfacht, sagt Bank of America.
- Wahrscheinlichkeit für Konjunktureinbruch gestiegen.
- Fondsmanager wechseln in defensive Anlagen, Barmittelquote.
- Düstere Prognosen: Handelskrieg als größtes Risiko.
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Die Stimmung unter globalen Fondsmanagern kippt – und das schneller als erwartet. Laut der aktuellen April-Umfrage von Bank of America erwarten inzwischen 49 Prozent der befragten Investoren ein sogenanntes "Hard Landing" der Weltwirtschaft innerhalb der nächsten zwölf Monate.
Noch im März lag dieser Wert bei lediglich 11 Prozent. Dagegen glauben nur noch 37 Prozent an eine sanfte Landung, bei der die Inflation ohne Rezession unter Kontrolle gebracht werden kann – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 64 Prozent des Vormonats.
Der dramatische Stimmungsumschwung ist eng mit den wirtschaftspolitischen Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump verbunden. Seine "Liberation Day"-Zölle vom 2. April, die nahezu alle globalen Handelspartner betreffen, haben bei Anlegern Inflationssorgen geschürt und die Erwartung gedämpft, dass die US-Wirtschaft einem Einbruch entkommen kann.
James Egelhof, Chefvolkswirt für die USA bei BNP Paribas, bringt es auf den Punkt: "Die Fed war kurz davor, das Unmögliche zu schaffen – eine Soft Landing. Aber die neuen Zölle verändern alles."
Besonders deutlich wird die Verunsicherung bei der Asset-Allokation: Die Allokation in US-Aktien fiel laut Bank of America so stark wie noch nie innerhalb von zwei Monaten. Gleichzeitig stieg die Barmittelquote der Fondsmanager auf 4,8 Prozent – der höchste Stand seit Oktober 2023. Ein typisches Signal für einen "Panikmodus", wie Analysten betonen.
Ab einem Anteil von etwa 6 Prozent ist ein "Panik-Höhepunkt" (Peak of Panic) erreicht, wie das beispielsweise im Zuge der Corona-Krise (April 2020) und bei der Finanzkrise (Dezember 2008) der Fall war. Der umfassende Stimmungsindikator fiel von 3,8 im März auf nur noch 1,8 Punkte im April – der fünftniedrigste Wert der vergangenen 25 Jahre.
Auch bei den Risikoszenarien dominieren düstere Prognosen: 73 Prozent der Fondsmanager sehen in einem eskalierenden Handelskrieg das größte "Tail Risk", das die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Fast ebenso viele glauben, dass die "amerikanische Ausnahmestellung" ihren Zenit überschritten habe – mit negativen Implikationen für den US-Dollar und die Unternehmensgewinne.
Interessant ist auch die Veränderung bei den beliebtesten Investmentthemen: Zum ersten Mal seit über zwei Jahren gilt "Long Gold" als der am meisten überfüllte Trade, während die seit März 2023 dominierenden "Magnificent Seven" an Relevanz verlieren.
Sollten die Zölle wieder fallen oder die Fed kräftige Zinssenkungen einleiten, könnten Aktien und konjunkturzyklische Titel wieder Rückenwind erhalten. Doch in der aktuellen Gemengelage bleibt die Mehrheit der Fondsmanager defensiv: Versorger-, Pharma- und Basiskonsumaktien werden übergewichtet, während Technologiewerte, Industrie und Banken gemieden werden.
Kurzum: Die Marktteilnehmer bereiten sich zunehmend auf einen Abschwung vor – und hoffen, dass es nicht schlimmer kommt als befürchtet.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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