US-Preise explodieren
Preisschock voraus – US-Verbraucher erwarten Inflation wie in den 1980ern
Unternehmen wie Best Buy und Volkswagen warnen davor, dass sie die höheren Einfuhrpreise an die US-Verbraucher weitergeben werden. Inflation könnte zu einer "selbsterfüllenden Prophezeihung" werden.
- Unternehmen geben höhere Einfuhrpreise weiter.
- Inflationserwartungen steigen auf 6,7 Prozent.
- Konsumverhalten ändert sich, Angst vor Preissprüngen.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Die Inflationserwartungen in den USA steigen rasant – und mit ihnen die Sorge der Verbraucher vor deutlich höheren Lebenshaltungskosten. Nach den immer neuen Zollankündigungen unter Präsident Donald Trump rechnet die Mehrheit der Amerikaner mit kräftigen Preisaufschlägen im Alltag. Die Konsumentenstimmung ist laut der Universität Michigan auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren gefallen – nur im Juni 2022 war der Wert noch schlechter.
Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung: die expansive Zollpolitik des Weißen Hauses. Trumps "Liberation Day"-Zölle haben die mittleren Importabgaben auf ein historisches Hoch von 22 Prozent katapultiert – der höchste Wert seit über einem Jahrhundert. Besonders drastisch trifft es Importe aus China, auf die ein effektiver Zollsatz von 145 Prozent erhoben werden soll.
Laut einer Umfrage der Boston Fed unter kleinen und mittleren Unternehmen planen viele Betriebe, die gestiegenen Importkosten direkt an ihre Kunden weiterzugeben. Schon jetzt bereiten sich große Konzerne auf Preiserhöhungen vor: Der Einzelhandelsriese Target und die größte US-Elektronikkette Best Buy warnten jüngst vor höheren Preisen, Volkswagen weist bei den Preisen einen "Importzuschlag" aus, um US-Kunden zu zeigen, um wie viel höher die Preise aufgrund der Zölle sind. Konsumgüterhersteller rechnen zudem mit einem Anstieg bei Alltagsprodukten wie T-Shirts oder Haushaltswaren.
Die Folge: Die Inflationserwartungen für das kommende Jahr stiegen im April auf 6,7 Prozent – ein Wert, wie er zuletzt 1981 gemessen wurde. Auch die längerfristigen Erwartungen zogen kräftig an: von 4,1 Prozent im März auf 4,4 Prozent im April. Damit entfernt sich die erwartete Preisentwicklung zunehmend vom 2-Prozent-Ziel der Federal Reserve.
Ökonomen schlagen Alarm. "Wenn Verbraucher und Unternehmen fest mit steigenden Preisen rechnen, wird Inflation schnell zur selbsterfüllenden Prophezeiung", warnt Claudia Sahm, ehemalige Chefökonomin der Fed, im Interview mit Yahoo Finance. Die Folge könnten höhere Lohnforderungen, weitere Preisanhebungen und letztlich eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale sein.
Gleichzeitig verdüstert sich die Konjunkturlage. Die US-Notenbank rechnet mit einer Wachstumsverlangsamung auf unter 1 Prozent und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Märkte preisen zunehmend das Risiko einer Rezession ein – in Kombination mit steigender Inflation ein mögliches Szenario für sogenannte Stagflation.
Die Angst vor Preissprüngen zeigt sich bereits im Konsumverhalten: Viele US-Haushalte decken sich vorsorglich mit langlebigen Konsumgütern ein. Doch Ökonomen wie Michael Feroli von JPMorgan warnen: Selbst wenn einige Zölle ausgesetzt wurden, dürfte die Kerninflation laut seinen Berechnungen bis Ende 2025 auf 4,4 Prozent steigen – bei gleichzeitig schrumpfender Wirtschaft.
Das Gesamtbild ist alarmierend: Steigende Preise, schwächelnde Märkte und eine verunsicherte Bevölkerung setzen der größten Volkswirtschaft der Welt zu. Und die US-Verbraucher? Sie stehen vor einem Sommer, der teurer werden dürfte als erwartet.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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