Unbelastet von Zöllen
Bitcoin sicherer als Aktienmarkt
US-Aktien zeigen sich aktuell volatiler als Bitcoin. Oft passiert das nicht. Aber dank der Einführung von ETFs und Krypto-freundlicher Politik könnte das Auf und Ab bei der Digitalwährung weiter nachlassen.
- US-Aktien zeigen höhere Volatilität als Bitcoin.
- Bitcoin stabilisiert sich durch institutionelle Adaption.
- Krypto-Markt profitiert von proaktiver Regulierung.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Als Absicherung gegen Volatilität, wie sie vor allem Gold bietet, hat sich Bitcoin in der Vergangenheit nicht gerade angeboten. Zu heftig waren die Ausschläge – sowohl nach oben wie auch nach unten. Doch das hat sich gerade geändert.
Wobei nicht unbedingt Bitcoin viel stabiler geworden ist, sondern vielmehr die US-Aktienmärkte deutlich volatiler. In einem für Anleger nervenaufreibenden Umfeld hat die Volatilität an den US-Aktienmärkten ein so bemerkenswertes Niveau erreicht, dass sie die von Bitcoin übertroffen hat.
Nachdem seit Anfang des Monats Schlagzeilen rund um immer neue US-Zölle und politische Kehrtwenden aus dem Weißen Haus für extreme Ausschläge bei den Aktienkursen geführt haben, ist die reale 30-Tage-Volatilität des Nasdaq Composite deutlich über den Schwankungsgrad der weltgrößten Kryptowährung gestiegen.
Laut Dow Jones Market Data erreichte die annualisierte 21-Tage-Rollvolatilität des Nasdaq-Index Mitte April knapp 60 Prozent – deutlich über Bitcoins 30-Tage-Wert von 46,4 Prozent. Auch der S&P 500 überschritt kurzzeitig die Krypto-Schwelle und kletterte auf 47,7 Prozent.




Für gewöhnlich gilt Bitcoin als Inbegriff extremer Kursschwankungen – dass große Aktienindizes aufschließen, ist ein seltener, aber nicht mehr völlig ungewöhnlicher Vorgang, so James Butterfill, Research-Chef beim Krypto-Vermögensverwalter CoinShares.
Grund für den Anstieg ist vor allem die Verunsicherung an den Märkten rund um Präsident Donald Trumps US-Zollpolitik. "Zölle beeinflussen Aktien direkter, da sie Margen und Konsumlaune belasten – bei Bitcoin ist das nicht der Fall", erklärt Butterfill. Auch Greg Magadini vom Datenanbieter Amberdata sieht strukturelle Unterschiede: Die Volatilität von Bitcoin sei dank institutioneller Adaption, etwa durch die Einführung von ETFs, rückläufig.
Zudem profitiert der Krypto-Markt von seinem 24/7-Handelsrhythmus. "Der Bitcoin-Markt konnte schneller auf politische Entwicklungen reagieren als klassische Börsen", meint Alexander Blume, CEO des Krypto-Beraters Two Prime.
Auch regulatorisch hat sich das Blatt gewendet: Die Trump-Regierung hat im Gegensatz zur Vorgängerregierung eine proaktive Haltung gegenüber Kryptowährungen eingenommen. Mit Maßnahmen zur Regulierung digitaler Vermögenswerte, einer geplanten Bitcoin-Reserve und der Einstellung von SEC-Klagen gegen Unternehmen wie Coinbase oder Ripple sendet Washington Signale der Öffnung.
Während Krypto-Investoren neue Impulse erhalten, wartet die Aktienwelt noch auf Maßnahmen zu Steuererleichterungen oder Deregulierung, so Bruno Caratori von Hashdex. Die Folge: Während Bitcoin sich stabilisiert, werden US-Aktien plötzlich zu Risikopapieren.
Eine Entwicklung, die selbst erfahrene Marktbeobachter staunen lässt – und Investoren daran erinnert, dass in einem volatilen Weltwirtschaftsumfeld auch traditionelle Anlagen plötzlich neue Risiken bergen können.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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