Earnings Season
Rheinmetall unter Druck: US-Konkurrenz mit enttäuschenden Zahlen!
Die Rheinmetall-Aktie kämpft am Dienstag mit Verlusten und handelt am DAX-Ende. Grund dafür sind auch schwache Vorgaben der US-Konkurrenten.
- Rheinmetall-Aktie am DAX-Ende, US-Konkurrenten schwach.
- Northrop Grumman enttäuscht, Gewinn halbiert sich stark.
- Lockheed Martin übertrifft Erwartungen, bleibt jedoch unsicher.
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Die US-Quartalssaison ist inzwischen in vollem Gange. Einer der Höhepunkte am Dienstag ist die Zahlenvorlage von gleich drei US-Rüstungskonzernen – ein Ereignis, das auch an DAX-Konzern Rheinmetall nicht spurlos vorüber geht, dessen Aktie am Ende des deutschen Leitindex landet.
Zwar konnte die Aktie von Mitbewerber Lockheed Martin nach den Quartalszahlen zumindest zwischenzeitlich zulegen, die Stimmung gegenüber der Branche wird jedoch von den deutlichen Verlusten bei Northrop Grumman und RTX getrübt. Die Ergebnisse der drei Unternehmen im Einzelnen:









Mit Verlusten von bereits 10 Prozent in der US-Vorbörse ist die Aktie von Northrop Grumman am Dienstag das schwächste Papier der Branche. Das Unternehmen enttäuschte auf ganzer Linie und verfehlte sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnerwartungen.
Gegenüber dem Vorjahresquartal fielen die Erlöse um 6,5 Prozent auf 9,47 Milliarden US-Dollar. Damit wurden die Schätzungen um 480 Millionen US-Dollar verfehlt. Das Unternehmen begründet den unerwartet starken Rückgang mit einer geringeren Nachfrage in seiner Raumfahrt-Sparte – bedingt auch durch die Einstellung einiger Raumfahrtprogramme.
Der Nettogewinn halbierte sich gegenüber dem Vorjahresniveau von 944 Millionen US-Dollar auf nurmehr 481 Millionen US-Dollar, was 3,32 US-Dollar je Aktie entspricht. Vor allem die Entwicklung des B2-Nachfolgers belastet die Ertragslage: Northrop Grumman musste hier eine Abschreibung in Höhe von 2,74 US-Dollar pro Aktie vornehmen.
Zwar kletterten die Auftragseingänge um 10,8 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 92,8 Milliarden US-Dollar. Nichtsdestotrotz senkte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr deutlich. Statt eines Gewinns von 27,85 bis 28,28 US-Dollar je Aktie erwartet das Management nun nur noch 24,95 bis 25,35 US-Dollar pro Anteilsschein. Damit wurden die Gewinnerwartungen von 28,05 US-Dollar deutlich verfehlt, was die empfindliche Kursreaktion erklärt.









Auch bei RTX zeigen sich Investoren am Dienstagnachmittag enttäuscht. Die Anteile büßten bereits im vorbörslichen Handel mehr als 7 Prozent ein. Im Unterschied zu Northrop Grumman konnten die Erwartungen hier zwar deutlich übertroffen werden – Anlegerinnen und Anleger hatten sich aber schlicht noch mehr ausgerechnet.
Gegenüber dem Vorjahresquartal kletterten die Erlöse um 5,2 Prozent auf 20,3 Milliarden US-Dollar. Das sind 500 Millionen US-Dollar mehr als vorab geschätzt. Dementsprechend fiel auch der Gewinn höher aus. Statt 1,37 US-Dollar je Aktie konnte RTX 1,47 US-Dollar präsentieren. Das entspricht einem Nettogewinn von knapp 2 Milliarden US-Dollar.
Zum Erfolg beigetragen hat vor allem die Triebwerksparte Pratt & Whitney, die ihr Ergebnis im Vorjahresvergleich um 14,2 Prozent steigern konnte – wovon sich die Aktie des deutschen Triebwerkshersteller MTU Aero Engines aber unbeeindruckt zeigt. Bei Raytheon hingegen verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 4,8 Prozent.
Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bekräftigt. RTX erwartet Erlöse zwischen 83 bis 84 Milliarden US-Dollar, was geringfügig unter den jüngsten Prognosen liegt. Der bereinigte Gewinn pro Aktie soll zwischen 6,00 und 6,15 US-Dollar liegen, womit die Midpoint-Guidance von 6,08 US-Dollar um drei Cent unter den Analystenerwartungen liegt.









Zumindest in der Vorbörse wurde als einziges der drei US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin für seine Zahlen belohnt. Die im erweiterten Handel gewährten Kursgewinne waren jedoch bereits unmittelbar nach der Handelseröffnung wieder aufgezehrt – und das, obwohl das Unternehmen die Erwartungen übertreffen konnte.
Gegenüber dem Vorjahresquartal kletterten die Erlöse um 4,4 Prozent auf 17,96 Milliarden US-Dollar. Damit wurden die Schätzungen um 160 Millionen US-Dollar überboten. Deutlich größer fiel die Überraschung beim Gewinn aus. Während Experten auf 6,35 US-Dollar je Aktie getippt hatten, konnte Lockheed Martin 7,28 US-Dollar präsentieren. Das entspricht einem Gewinn in Höhe von 1,7 Milliarden US-Dollar.
Wie RTX bekräftigte das Unternehmen seine Prognose trotz der Befürchtungen um Ausgabenkürzungen im Pentagon, landete aber ebenfalls etwas unter den Analystenerwartungen. Gegenüber der Umsatzschätzung von 74,27 Milliarden US-Dollar landete Lockheed Martin 20 Millionen US-Dollar unter den Erwartungen. Beim Gewinn pro Aktie beträgt die Differenz zwischen Schätzung (27,15 US-Dollar) und Erwartung (27,22 US-Dollar) 7 Cent – und damit ebenfalls weniger als ein Prozent. Möglicherweise nehmen es Investoren dem Management übel, sich gar nicht erst zu den jüngsten Veränderungen im politischen Umfeld geäußert zu haben.
Fazit: Enttäuschung und Unsicherheit – aber zunehmend attraktive Bewertungen
Die im vergangenen Jahr noch so erfolgreichen Anteile großer US-Rüstungskonzerne stehen in diesem Jahr unter erheblichem Druck. Die Branche wird von widersprüchlichen Aussagen aus Washington belastet: Erst hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, die Rüstungsausgaben deutlich zurückfahren zu wollen, ehe er vor wenigen Tagen eine Anhebung des Verteidigungsbudgets auf eine Billionen US-Dollar versprach.
Diese Volatilität schlägt sich in den Prognosen von Unternehmen wie RTX und Lockheed Martin nieder, die den Erwartungen des Marktes trotz einer zufriedenstellenden Entwicklung im abgelaufenen Quartal gerade so gerecht werden konnten. Alle drei Papiere haben am Dienstag daher mit Verlusten zu kämpfen, wobei es Northrop Grumman am heftigsten erwischt.
Das hinterlässt Spuren auch in der Aktie von Rheinmetall, die zu den schwächsten Werten im DAX gehört. Im Unterschied zum deutschen Anlegerliebling zeichnen sich bei den US-Pendants angesichts der fallenden Kurse jedoch fundamentale Einstiegschancen ab: Während das KGV von RTX am Dienstag unter 20 rutscht, gibt es Northrop Grumman inzwischen für das 19-fache der in diesem Jahr erwarteten Gewinne zu haben. Für Lockheed Martin ist sogar nur das 17-fache fällig – allerdings zum Preis politischer Unsicherheit sowie Befürchtungen um Stornierungen aus dem Ausland.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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