Fed warnt
Zölle, Zweifel, Zurückhaltung: Trumps Handelskrieg verunsichert US-Wirtschaft
Die US-Notenbank warnt vor einer wachsenden Gefahr für die Wirtschaft des Landes, ausgelöst durch die umfassenden Zölle. Die Verunsicherung zieht sich durch alle Branchen.
- US-Notenbank warnt vor wirtschaftlicher Unsicherheit.
- Zölle führen zu steigenden Kosten und Investitionskürzungen.
- Konsumverhalten und Tourismus in den USA sinken stark.
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Die wirtschaftlichen Folgen der aggressiven Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hinterlassen erste Spuren in der US-Wirtschaft. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der US-Notenbank ("Beige Book") hervor, der einen ungewöhnlich düsteren Ton anschlägt.
Zwar sei die wirtschaftliche Aktivität insgesamt "kaum verändert" geblieben, doch die Unsicherheit rund um internationale Zölle habe sich deutlich verschärft und breite sich quer durch alle Branchen und Regionen aus.
Der Begriff "tariff" (Zoll) wurde in dem Bericht 107 Mal erwähnt – mehr als doppelt so oft wie in der vorherigen Ausgabe. Auch das Wort "uncertain" (unsicher) tauchte fast 90 Mal auf. In mehreren US-Regionen hätten sich die wirtschaftlichen Aussichten "erheblich verschlechtert", so die Fed, insbesondere wegen der anhaltenden Unklarheit über Trumps Zollpolitik.
Hintergrund ist eine Serie von Importzöllen, die Trump in den vergangenen Wochen in Kraft gesetzt oder angekündigt hat – darunter eine pauschale 10-Prozent-Abgabe auf Importe sowie über 100 Prozent Strafzölle auf chinesische Waren. Viele Unternehmen berichten von Lieferantenschreiben mit Preisanhebungen. Die Folge: gestiegene Kosten, Kürzungen bei Investitionen und zaghafte Personalentscheidungen. Mehrere Firmen drosseln Einstellungen oder bereiten sogar Entlassungen vor.
Der Zollschock macht sich auch beim Konsumverhalten bemerkbar: Während der Absatz von Neuwagen kurzfristig zulegte – offenbar aus Sorge vor Preissteigerungen –, gingen andere Konsumausgaben zurück. Auch der internationale Tourismus in die USA ist eingebrochen. Regionen wie Boston, Philadelphia und Cleveland berichten von deutlich gesunkenen Besucherzahlen. Besonders betroffen: Gastgewerbe, Gastronomie und der Einzelhandel in Touristenhochburgen.
Einzelne Unternehmen reagierten bereits mit Rabatten, verkürzten Preiszusagen oder dem Verkauf von Vermögenswerten, um Liquidität zu sichern. "Die aktuelle Situation macht Planung fast unmöglich", zitierte die Fed einen Hersteller von Holzprodukten aus Atlanta.
Zwar bleibt der Arbeitsmarkt stabil, doch die Nervosität nimmt spürbar zu. Besonders Einrichtungen mit öffentlicher Finanzierung – etwa Nonprofits oder lokale Behörden – verzeichnen bereits Rückgänge bei Mitteln und Personal.
Die Fed selbst will sich trotz der Unsicherheit vorerst nicht zu Zinssenkungen hinreißen lassen. Der Spielraum sei begrenzt, da Zölle tendenziell sowohl inflationstreibend als auch wachstumshemmend wirken. In einer solchen Situation sei es schwierig, mit geldpolitischen Instrumenten gezielt gegenzusteuern, sagten Fed-Vertreter. Beobachter erwarten daher frühestens im Juni eine Lockerung der Geldpolitik.
Der Bericht kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Trump hatte Fed-Chef Jerome Powell zuletzt wiederholt scharf kritisiert – und sogar öffentlich über eine Entlassung nachgedacht, bevor er am Dienstag überraschend zurückruderte. Die Finanzmärkte reagierten prompt mit einer Rallye. Doch das Vertrauen in die wirtschaftspolitische Linie der USA scheint längst angeschlagen.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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