Warum die aktuelle Erholung entscheidend ist
Die Privatanleger sind zu Extremisten geworden. Zumindest scheinen sich derzeit zwei große Gruppen mit völlig gegensätzlichen Ansichten gegenüberzustehen. Na klar, ich meine natürlich Bullen und Bären.
- Privatanleger polarisiert: Bullen vs. Bären dominieren.
- Hohe Kaufaktivität: 4,7 Mrd. Dollar am 3. April.
- Erholung entscheidend: Gefahr eines Bärenmarkts droht.
Warum die aktuelle Erholung entscheidend ist
von Torsten Ewert
Die Privatanleger sind zu Extremisten geworden. Zumindest scheinen sich derzeit zwei große Gruppen mit völlig gegensätzlichen Ansichten gegenüberzustehen. Na klar, ich meine natürlich Bullen und Bären.
Neulich am Gartenzaun
Aber ist das so ungewöhnlich? Es ist doch eher der Normalfall: Damit an der Börse überhaupt ein Handel zustande kommt, muss es einen Verkäufer und einen Käufer geben. Der erste ist logischerweise bearish für den Wert, den er verkauft, der zweite bullish.
So wie neulich am Gartenzaun: Der eine Nachbar gab sich erleichtert, dass er nun seine Aktien weitgehend verkauft hat. Der andere verkündete triumphierend, dass er die Kurseinbrüche genutzt hat, um sich „bis zur Halskrause“ mit Aktien einzudecken. Jeder Jeck ist halt anders...
So weit, so klar. Dennoch gibt es Auffälligkeiten im Stimmungsbild, die auf eine außergewöhnliche Polarisierung der Privatanleger hindeuten. So berichteten diverse US-Medien in den vergangenen Tagen über starke Handelsaktivitäten bei verschiedenen Plattformen.
Privatanleger-Extremismus
Demnach haben laut der US-Bank JPMorgan private Investoren am 3. April, also am Tag nach Donald Trumps „Zoll-Hammer“, Aktien im Wert von 4,7 Milliarden Dollar gekauft. Dies sei der höchste Tageswert seit mehr als einem Jahrzehnt gewesen. Nach Angaben des Datenanbieters Vanda Research waren es zwar „nur“ 3 Milliarden Dollar, was aber dennoch der höchste Tageswert in der Vanda-Historie war, die bis 2014 zurückreicht.
JPMorgan und Vanda Research verzeichneten auch in den darauffolgenden Tagen eine sehr hohe Kaufbereitschaft bei den Privatanlegern. Die konkreten Werte unterscheiden sich zwar ebenfalls, aber beide Unternehmen beziffern die Größenordnung der Käufe auf das Zwei- bis Dreifache des normalen Volumens. Ähnliches berichten auch einschlägige Broker, z.B. der US-Finanzdienstleister Wealthfront.
Offenbar gibt es also eine große und/oder kapitalstarke Gruppe von Privatanlegern, die nach dem bekannten Motto „Buy the dip“ (auf das auch Sven Weisenhaus in der Vorwoche schon mehrfach hingewiesen hat) gekauft haben. Das sind die Bullen.
Hier sind die Bären los!
Und wo sind dann die bearishen Privatanleger? Laut den Medienberichten waren ab Anfang April vor allem institutionelle Anleger unter den Verkäufern. Und die „privaten“ Bären haben sich vor allem in den Umfragen der American Association of Individual Investors (AAII) geoutet. Dort liegt ihr Anteil seit mittlerweile 9 Wochen (!) bei mehr als 50 %: