Luxusbranche nicht immun
Handelskrieg trifft Herzstück: Mercedes-Benz kassiert Jahresprognose
Selbst die Luxusbranche kann sich nicht von der Verunsicherung an den Weltmärkten loslösen. Funktioniert die Strategie von CEO Källenius noch?
- Mercedes zieht Jahresprognose wegen US-Zöllen zurück.
- Luxussegment leidet unter geopolitischen Unsicherheiten.
- Operative Marge sinkt, Umsatz und Gewinn stark betroffen.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Die wirtschaftspolitischen Schockwellen aus Washington erfassen nun auch das Premiumsegment der Autoindustrie: Mercedes-Benz hat seine Jahresprognose zurückgezogen – ein drastischer Schritt, ausgelöst durch die neuen US-Autozölle. Das Management sieht sich nicht mehr in der Lage, die Geschäftsentwicklung für den Rest des Jahres verlässlich einzuschätzen.
Mit dem Luxusauto-Hersteller wird das Herzstück der deutschen Automobilbranche getroffen, die gerade in diesem Segment mit Mercedes, BMW und der VW-Tochter Audi besonders stark aufgestellt ist. "Die derzeitigen handelspolitischen Rahmenbedingungen, insbesondere die erheblichen Unsicherheiten infolge der US-amerikanischen Zollpolitik sowie der Gegenmaßnahmen anderer Regierungen" mache belastbare Vorhersagen unmöglich, teilte Mercedes am frühen Mittwoch mit.
Hintergrund sind die von US-Präsident Donald Trump Anfang April verhängten Einfuhrzölle von 25 Prozent auf Fahrzeuge aus der EU. Besonders hart trifft es Autobauer wie Mercedes, die Modelle sowohl aus Europa in die USA verschiffen als auch in US-Werken wie dem in Tuscaloosa, Alabama, für den Weltmarkt produzieren. Auch Volkswagen schockierte die Anleger am Mittwoch mit einem Gewinneinbruch.
Der Aktienkurs von Mercedes pendelte im Xetra-Handel zwischen Gewinnen und Verlusten und notierte zuletzt (10:00 Uhr) bei 53,44 Euro 0,9 Prozent schwächer. Seit Jahresbeginn haben die Titel damit noch 1 Prozent zugelegt.









Der DAX-Konzern geht davon aus, dass die neuen Handelsbarrieren das Betriebsergebnis, den Barmittelzufluss und die Margen signifikant belasten könnten. Schon im Februar hatte Mercedes gewarnt, dass die operative Marge im Pkw-Geschäft durch Zölle ohne Abfederung um bis zu 2,5 Prozentpunkte schrumpfen könnte.
Auch das erste Quartal 2025 verlief durchwachsen. Der Umsatz sank um sieben Prozent auf 33,2 Milliarden Euro, der Nettogewinn fiel um 43 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Besonders schwach entwickelte sich das China-Geschäft, wo die Verkaufszahlen um zehn Prozent zurückgingen – ein Rückschlag für die Luxusstrategie von CEO Ola Källenius, der auf margenstarke Modelle wie Maybach und AMG setzt.
In der Kern-Autosparte fiel die operative Marge von 9,6 auf 7,3 Prozent – weniger stark als befürchtet. Im Van-Geschäft brach die Marge sogar von 19,1 auf 5,6 Prozent ein. Ein Lichtblick: Die Finanzsparte Mobility steigerte ihre Eigenkapitalrendite leicht auf 8,6 Prozent.
Um die Belastungen abzufedern, hat Mercedes die Lagerbestände in den USA im ersten Quartal deutlich aufgestockt – und denkt laut internen Überlegungen sogar über eine Produktionsverlagerung des SUV-Bestsellers GLC in die USA nach.
Finanzvorstand Harald Wilhelm verweist auf die hohe Nettoliquidität von 33,3 Milliarden Euro und eine bald anlaufende Produktoffensive. "Unsere gesunde Bilanz bietet eine solide Grundlage, um unser Unternehmen durch eine Zeit geopolitischer Unsicherheiten zu führen", sagte er gegenüber Analysten.
Ob diese Basis ausreicht, um Trumps Zollpolitik zu überstehen, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass die Lage aktuell so unsicher ist, dass Mercedes nicht absehen kann, wie die Geschäfte weiter laufen werden. Und diese Unsicherheit trifft mit den Stuttgartern selbst einen der Stärksten der Branche.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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