Konjunktur am Zittern
BIP steigt – aber wie lange hält Europa Trumps Zoll-Wahnsinn durch?
Die Wirtschaft der Eurozone hat im ersten Quartal 2025 überraschend an Fahrt gewonnen. Auch Deutschland verzeichnete mit einem Plus von 0,2 Prozent ein leichtes Wachstum. Dennoch bleiben die Sorgen groß.
- Eurozone wächst überraschend um 0,4 Prozent.
- Sorgen bleiben wegen Handelskonflikten und Druck.
- Neuer 500-Milliarden-Euro-Fonds könnte helfen.
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Laut vorläufigen Daten von Eurostat stieg das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent und übertraf damit die Erwartungen der Ökonomen, die mit 0,2 Prozent gerechnet hatten. Trotz der Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank kämpft die Eurozone weiter mit den Folgen internationaler Handelskonflikte.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte, dass externe Schocks das Bruttoinlandsprodukt weiterhin belasten könnten – auch wenn der Disinflationsprozess "kurz vor dem Abschluss" stehe.
Die vorübergehende Aussetzung pauschaler US-Zölle in Höhe von 20 Prozent auf europäische Waren verschafft der EU zwar Verhandlungsspielraum, doch viele Ökonomen sehen das Vertrauen in die Stabilität der Handelsbeziehungen erschüttert. "Der heutige BIP-Bericht zeigt, was ohne Trumps Zollpolitik möglich gewesen wäre: eine beginnende Erholung mit Rückenwind durch staatliche Investitionen", sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei ING.
Brzeski warnt vor zu viel Optimismus. "Der Anstieg ist noch zu schwach, um die jahrelange Stagnation zu beenden", so der Ökonom. Besonders die deutsche Wirtschaft stehe weiter unter Druck. Automobilhersteller leiden unter chinesischer Konkurrenz, die Bauwirtschaft kämpft mit hohen Kosten, und der Protektionismus der USA erschwert den Außenhandel zusätzlich.
Ein Hoffnungsschimmer für die angeschlagene Konjunktur
Gleichzeitig könnte ein neuer 500-Milliarden-Euro-Fonds der Bundesregierung, gespeist durch gelockerte Schuldenregeln, frischen Schwung bringen. Geplant sind Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaprojekte.
Die Inflationsrate in der Eurozone lag im März bei 2,2 Prozent und damit nahe am Ziel der EZB. Neue Zahlen werden im Laufe der Woche erwartet. EZB-Vertreter machten unterdessen klar, dass die Juni-Prognosen eine entscheidende Rolle für weitere geldpolitische Entscheidungen spielen werden.
Trotz der jüngsten Lichtblicke bleibt das wirtschaftliche Umfeld in Europa fragil. Die langfristige Erholung dürfte vor allem davon abhängen, ob geopolitische Risiken wie Trumps Handelspolitik eingedämmt werden können – oder ob neue Störungen das zarte Wachstum erneut ausbremsen.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
