Historisches Beben in Berlin
Merz fällt durch, Rüstungsrallye gestoppt: Rheinmetall fällt vom Rekordhoch!
Rüstungsaktien brechen am Dienstag ein –wegen der gescheiterten Kanzlerwahl. Warum die politische Unsicherheit Anleger nervös macht und was jetzt auf der Kippe steht.
- Rüstungsaktien fallen stark nach Merz' Wahlpleite.
- Anleger fürchten Verzögerungen bei Investitionsplänen.
- Politische Unsicherheit könnte Neuwahlen nach sich ziehen.
- Report: Zeitenwende! 3 Uranaktien vor der Neubewertung

Der gescheiterte Kanzlerwahl-Anlauf von CDU-Chef Friedrich Merz sorgt nicht nur in der Politik für Erschütterungen – auch der Aktienmarkt reagierte prompt. Besonders betroffen waren Rüstungsaktien, deren Aufwärtsdynamik zuletzt eng mit den milliardenschweren Investitionsplänen von Merz verknüpft war. Die Rheinmetall-Aktie verlor in einer ersten Reaktion bis zu 6 Prozent, bevor sich der Titel zum Mittag auf ein Minus von rund 1 Prozent einpendelte. Renk- und Hensoldt-Aktien fielen um bis zu 3,8 Prozent.
Anleger befürchten nun Verzögerungen bei der Umsetzung des angekündigten Sondervermögens in Höhe von einer Billion Euro, das unter anderem 500 Milliarden Euro für Verteidigung und kritische Infrastruktur vorsah.
Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei ING, bezeichnete die Niederlage als "Katastrophe". Es sei unklar, ob CDU/CSU- oder SPD-Abgeordnete Merz die Unterstützung verweigert hätten. "Es versteht sich von selbst, dass die neue Regierung einen sehr schwierigen Start hat. Wir glauben weiterhin, dass Friedrich Merz letztendlich der nächste Kanzler werden wird. Die Ereignisse des heutigen Tages zeigen jedoch, dass offenbar nicht alle die Dringlichkeit und die Notwendigkeit einer funktionierenden Regierung verstanden haben. Sie zeigen auch, dass die Hoffnung, die designierte nächste deutsche Regierung werde Investitionen und Reformen schnell vorantreiben können, zerschlagen ist", so Brzeski.
Verunsicherung statt Verlässlichkeit – so lässt sich die Stimmung an den Märkten zusammenfassen. Die Aussicht auf eine mögliche Patt-Situation oder sogar Neuwahlen wirft Schatten auf Planbarkeit und politische Handlungsfähigkeit. Denn: Noch nie ist ein Kanzlerkandidat nach erfolgreicher Koalitionsbildung im Bundestag durchgefallen. Sollte kein zweiter Wahlgang mit absoluter Mehrheit gelingen, könnte am Ende sogar eine einfache Mehrheit reichen – oder es kommt zu Neuwahlen.
Laut Grundgesetz hat der Bundestag nun 14 Tage Zeit, um erneut über den Kanzlerposten abzustimmen. Artikel 63 legt fest: "Wird der Vorgeschlagene nicht gewählt, so kann der Bundestag binnen 14 Tagen nach dem Wahlgang mit mehr als der Hälfte seiner Mitglieder einen Bundeskanzler wählen." Merz kann erneut antreten. Bleibt eine absolute Mehrheit aus, reicht später eine einfache Mehrheit. In diesem Fall kann der Bundespräsident entscheiden: Ernennung – oder Neuwahl.
Am Montag blickten Anleger noch auf positive Impulse aus den USA: US-Präsident Donald Trump will die Verteidigungsausgaben im kommenden Jahr um 13 Prozent erhöhen. Davon profitierten Rüstungswerte, allen voran Rheinmetall, deren Aktie bis auf 1.629 Euro kletterte. Seit dem April-Tief bei 933 Euro hat sich das Papier um mehr als 70 Prozent erholt.
UBS-Analyst Sven Weier sieht weiteres Potenzial. Er hob das Kursziel von 1.600 auf 1.840 Euro an. Für jeden Anstieg seiner Umsatzschätzung für 2030 um 5 Milliarden Euro würde der faire Aktienwert um weitere rund 200 Euro steigen, so Weier. Die Quartalszahlen am Donnerstag und der anstehende Nato-Gipfel könnten laut seiner Einschätzung zusätzliche Impulse liefern.
Doch kurzfristig könnte die Unsicherheit rund um Merz den Optimismus bremsen – auch für internationale Anleger, die auf politische Stabilität in Europas größter Volkswirtschaft setzen.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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