Keine Senkung bis Sommer
Fed muss heute standhaft bleiben – US-Wachstum schwach
Eine Zinssenkung der Federal Reserve ist heute Abend nicht in Sicht – aber die Märkte hoffen auf Hinweise, wann es soweit sein könnte. Vor dem Sommer wird es wohl nichts.
- Zinssenkung der Fed heute nicht in Sicht, Märkte hoffen.
- Inflationsrückgang, aber stabile Arbeitsmarktdaten bleiben.
- Politischer Druck erschwert geldpolitische Entscheidungen.
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Wenn die US-Notenbank heute Abend ihre Entscheidung bekannt gibt, rechnen Beobachter mit einem Stillhalten – doch kaum jemand erwartet eine stille Sitzung. Die Federal Reserve wird den Leitzins voraussichtlich zum dritten Mal in Folge in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent belassen.
Die begleitende Erklärung und die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell könnten entscheidend dafür sein, ob die Märkte ihre Hoffnung auf baldige Zinssenkungen aufrechterhalten – oder nicht.
Die Ausgangslage ist komplex. Zwar ist die Inflation zuletzt auf 2,6 Prozent zurückgegangen und liegt damit deutlich unter dem Höchstwert von 2022. Gleichzeitig zeigen sich Arbeitsmarkt und Konsum stabil. Der April-Arbeitsmarktbericht fiel besser aus als erwartet, die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 Prozent. Auf den ersten Blick spricht wenig für eine schnelle Lockerung.
Dagegen stehen jedoch neue Belastungen durch die eskalierende Handelspolitik der US-Regierung. Präsident Donald Trumps Zölle, vor allem gegen China, haben bereits messbare Spuren hinterlassen: Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal fiel leicht ins Minus, Frühindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex deuten auf eine Eintrübung der Industrie. Das Atlanta Fed-Modell hat seine Prognose für das zweite Quartal zuletzt auf nur noch 1,1 Prozent gesenkt – halb so viel wie noch vor wenigen Wochen.
Dennoch überwiegt bei der Fed derzeit die Vorsicht. Selbst prominente Stimmen wie Fed-Gouverneur Christopher Waller, bislang einer der zinsfreundlichsten Entscheidungsträger, sehen vor Juli keinen Spielraum für eine Senkung. Auch andere Mitglieder wie Cleveland-Präsidentin Beth Hammack betonen die Notwendigkeit, erst klare Daten zu sehen, bevor gehandelt wird. Die Rede ist von "Geduld" und "Überzeugungskraft der Indikatoren".
Politischer Druck von Präsident Trump, der Powell öffentlich beschimpft und Zinssenkungen fordert, erschwert jede geldpolitische Kursänderung zusätzlich. Eine rasche Lockerung könnte als Einknicken gewertet werden – mit potenziellen Folgen für das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Fed und in die Stabilität von US-Staatsanleihen.
Aktuelle Marktpreise deuten auf eine erste Zinssenkung frühestens im Juli hin. Viele Ökonomen erwarten zwei bis drei Schritte im zweiten Halbjahr. Entscheidend wird sein, ob Powell heute Abend signalisiert, dass die Schwelle für eine Lockerung näher rückt – oder ob der geldpolitische Stillstand weitergeht.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

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