China öffnet Geldschleusen
So stellt sich China auf die Zoll-Verhandlungen mit den USA ein
Mit einem umfassenden Stimuluspaket stemmt sich China gegen die Folgen der neuen US-Zölle. Die Maßnahmen sollen Liquidität sichern, Investitionen fördern und Peking in den Gesprächen mit Washington stärken.
- China reagiert auf US-Zölle mit Stimuluspaket.
- Leitzins gesenkt, 1 Billion Yuan Liquidität freigegeben.
- Maßnahmen stärken Chinas Verhandlungsposition in Gesprächen.
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Kurz vor dem Start bilateraler Handelsgespräche mit den USA hat China ein geldpolitisches Maßnahmenpaket vorgestellt, das die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stabilisieren und widerstandsfähiger gegen die Eskalation im Zollkonflikt machen soll.
Die chinesische Zentralbank senkte ihren Leitzins – den siebentägigen Reverse-Repo-Satz – um 10 Basispunkte auf 1,4 Prozent und kündigte eine Reduktion der Mindestreserveanforderung (RRR) um 50 Basispunkte an. Diese Maßnahme wird laut Zentralbankchef Pan Gongsheng rund 1 Billion Yuan (etwa 122 Milliarden Euro) an zusätzlicher Liquidität freisetzen.
Die Schritte erfolgen als Reaktion auf die 145 Prozent Strafzölle, die US-Präsident Donald Trump auf nahezu alle chinesischen Produkte verhängt hat – ein Schock, der die ohnehin angespannte Konjunktur belastet und exportorientierte Unternehmen unter Druck setzt. Peking setzt daher gezielt auf Kreditlockerungen, um Investitionen zu stimulieren und die Binnenwirtschaft zu stützen.
Gleichzeitig geht es um mehr als reine Wachstumsimpulse: Die Maßnahmen sollen Peking in den anstehenden Gesprächen mit US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragtem Jamieson Greer in der Schweiz eine stärkere Verhandlungsposition verschaffen.







Neben der Leitzinssenkung umfasst das Paket ein ganzes Bündel gezielter Maßnahmen. Die Kreditkosten für staatlich gelenkte Entwicklungsbanken, Wohnungsbaudarlehen und strukturierte Re-Finanzierungsinstrumente werden gesenkt, neue Kreditlinien für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), für Konsum, Pflege und Technologie eingerichtet.
Zwei bestehende Börsenstützungsfonds im Volumen von insgesamt 800 Milliarden Yuan werden zusammengeführt, ein neues Risikoteilungsmodell für Unternehmensanleihen eingeführt. Für Auto- und Leasinggesellschaften wird die Reservepflicht sogar komplett gestrichen.
Finanzmarktanalysten werten die Entscheidungen als koordiniertes Vorgehen, um Chinas Wirtschaft robuster gegenüber externen Schocks zu machen – mit Blick auf möglichen Stillstand bei den Handelsgesprächen.
ING-Chefökonom Lynn Song sieht die Maßnahmen als "gut getimten Präventivschritt", der Peking politische Luft verschafft, ohne Schwäche zu signalisieren. Auch der zeitliche Abstand zur anstehenden US-Fed-Entscheidung spiele der PBOC in die Karten: Ohne starken Abwertungsdruck auf den Yuan kann Peking Zinssenkungen durchziehen, ohne Kapitalflucht zu riskieren.
Die Reaktionen an den Märkten fielen verhalten aus. Zwar legten die chinesischen Börsen zunächst zu, doch Ernüchterung setzte schnell ein. Der Offshore-Yuan gab leicht nach, auch die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bewegten sich kaum. Analysten mahnen, dass ohne zusätzliche fiskalische Impulse der Effekt begrenzt bleiben könnte – zumal die Kreditnachfrage nicht an mangelndem Angebot, sondern an schwacher Investitionsbereitschaft leide.
Trotzdem zeigt das Maßnahmenpaket, dass sich China nicht nur auf eine konjunkturell herausfordernde zweite Jahreshälfte einstellt – es bereitet sich strategisch auf einen langen wirtschaftspolitischen Konflikt mit den USA vor.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
