Handelskonflikt mit USA
EU erwägt Strafzölle auf Boeing: Brüssels letzter Warnschuss?
Die Europäische Union bereitet Zölle auf Flugzeuge des US-Konzerns Boeing vor, sollte es in den laufenden Gesprächen mit den Vereinigten Staaten keine Fortschritte geben.
- EU plant Zölle auf Boeing-Flugzeuge bei Misserfolg.
- Ziel: Wettbewerbsbedingungen für Airbus angleichen.
- Ryanair erwägt Stornierungen von 33 Mrd. USD Bestellungen.
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Wie Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise berichtet, wären die Abgaben Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, das US-Waren im Wert von rund 100 Milliarden Euro mit zusätzlichen Zöllen belegen soll.
Die Vorschläge sollen diese Woche den EU-Mitgliedstaaten vorgelegt werden und könnten im Verlauf der kommenden Wochen noch angepasst werden. Ziel der Strafmaßnahmen sei es, die Wettbewerbsbedingungen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus anzugleichen, dessen Produkte bei der Einfuhr in die USA derzeit mit Zöllen belegt werden, so die Quelle.
Ein Zoll auf Boeing-Flugzeuge würde aus Sicht der EU auch eine Antwort auf die einseitige Handelspolitik von Präsident Donald Trump darstellen. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Trump Zölle von 25 Prozent auf europäische Autos und Metalle sowie pauschale Einfuhrabgaben von zunächst 20 Prozent auf nahezu alle EU-Güter angekündigt, vorübergehend reduziert auf 10 Prozent bis Juli.
Während die US-Seite bislang kaum Zugeständnisse gemacht hat, warnen europäische Fluggesellschaften bereits vor den Folgen möglicher Strafzölle auf US-Flugzeuge. Ryanair-Chef Michael O'Leary schrieb in einem Brief an einen US-Abgeordneten, dass seine Airline im Falle zusätzlicher Abgaben über eine Stornierung von Boeing-Bestellungen im Wert von 33 Milliarden US-Dollar nachdenke.
Auch der Airbus-Vorstandsvorsitzende Guillaume Faury forderte ein entschiedenes Vorgehen. "Wenn die Gespräche scheitern, erwarte ich, dass Europa ebenfalls Zölle auf Flugzeuge verhängt", sagte Faury am Montag bei einer Veranstaltung in Paris.
Die Luftfahrtbranche ist traditionell weitgehend von Importzöllen ausgenommen. Ein WTO-Abkommen aus dem Jahr 1979 hatte die Abgaben auf Verkehrsflugzeuge und -teile praktisch eliminiert. Dennoch eskalierte der Dauerkonflikt zwischen Airbus und Boeing bereits während Trumps erster Amtszeit. Die wechselseitigen Strafzölle wurden zwar 2021 vorläufig ausgesetzt, doch die erneuten Spannungen drohen nun ein Comeback dieser Maßnahmen zu erzwingen.
Die Europäische Kommission bereite derzeit ein offizielles Positionspapier für die US-Regierung vor, das noch in dieser Woche übermittelt werden soll. Es soll Vorschläge zur Reduzierung von Handelshemmnissen und zur Förderung transatlantischer Investitionen enthalten – allerdings ohne Verzicht auf Gegenzölle.
Laut Kommission belief sich der Wert aller Luftfahrtprodukte, die die USA 2023 in die EU exportierten, auf 35,3 Milliarden US-Dollar. Boeing beliefert unter anderem Air France-KLM, Lufthansa und Ryanair. Angesichts der drohenden Zölle haben mehrere Fluggesellschaften signalisiert, dass sie keine Maschinen abnehmen würden, deren Importkosten durch neue Abgaben steigen.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion

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