LRN-Branchenstudie deckt Lücken bei ethischer Kultur, Durchsetzung und Risikomanagement auf
Die LRN Corporation, ein führender Anbieter von Lösungen für Ethik und Compliance, hat Global Study on Ethics & Compliance Program Maturity 2025 veröffentlicht. Der Bericht liefert einen umfassenden Überblick über den Stand der Compliance-Programme von Unternehmen rund um die Welt. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Komplexität des globalen regulatorischen Umfelds sind die Ethik- und Compliance-Programme laut der Studie nach wie vor ungleichmäßig ausgereift und weisen in Bereichen, die für den langfristigen Erfolg entscheidend sind, deutliche Defizite auf – etwa die Bewertung der Unternehmenskultur, die Verantwortlichkeit der Manager und die strikte Durchsetzung von Vorschriften.
„Angesichts der zunehmenden Überwachung, steigenden Komplexität und rasch evolvierenden Risiken wird die Stärke und Ausgereiftheit des Ethik- und Compliance-Programms eines Unternehmens zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal“, erläutert Kevin Michielsen, CEO bei der LRN Corporation. „Die Daten unserer neuesten Studie zeigen Fortschritte, sind aber auch eine Ermahnung an die Unternehmen, sich verstärkt dafür einzusetzen, ethisches Verhalten in die täglichen Entscheidungsprozesse einzubinden – insbesondere auf der Ebene des mittleren Managements.“
Der Bericht beruht auf Erkenntnissen aus globalen Benchmarking- und Umfragedaten auf der Grundlage des von LRN entwickelten Program Maturity Assessment (PMA) und bewertet den Reifegrad von Ethik- und Compliance-Programmen anhand von sechs Kerndimensionen: Kultur, schriftliche Standards, Durchsetzung und Anreize, Risikobewertung, Schulung und Kommunikation sowie Ressourcen und Aufsicht durch das Board. Zwar zeigt die Studie, dass die Unternehmen ihren Verhaltenskodex aktualisieren und die Aufsicht durch die Board-Ebene erweitern, bei der Einbeziehung des mittleren Managements, dem Aufbau einer Unternehmenskultur sowie der Durchsetzung und Risikobewertung bestehen jedoch weiterhin erhebliche Lücken.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Zu schwache kulturelle Ausrichtung: Obwohl 76 % der Unternehmen jährliche Bewertungen ihrer Unternehmensethik oder -kultur vornehmen, bewerten nur 31 % ethisches Verhalten im Rahmen einer Leistungsüberprüfung. Nur 15 % der Befragten berichten von einer starken Führungskultur im mittleren Management, wobei die Ausbildung und Verantwortlichkeit von Managern klar vernachlässigt wird – 20 % bieten sogar überhaupt keine managerspezifischen Schulungen an. Dieser Mangel an Investitionen birgt die Gefahr, dass die Werte des Unternehmens als leere Rhetorik betrachtet und nicht mehr gelebt werden.
- Häufig aktualisierte Verhaltenskodizes – aber ohne umfassende Integration: 71 % der Unternehmen überarbeiten ihren Verhaltenskodex mindestens alle drei Jahre, 45 % sogar jährlich. Vor zehn Jahren traf dies nur auf 11 % zu. Viele haben jedoch Schwierigkeiten, diese Standards in konkrete Entscheidungen zu integrieren und dafür zu sorgen, dass sie als relevante und umsetzbare Richtlinien anerkannt werden, die für Mitarbeiter in allen Funktionen und an allen Standorten gelten.
- Lücken bei Schulung und Erfolgsmessung: Lediglich 44 % der Unternehmen bewerten das Verständnis der Schulungsinhalte, und nur 37 % verfolgen die Entwicklung der Fälle von Fehlverhalten nach der Schulung. Viele Programme orientieren sich eher an Abschlussquoten als an ergebnisbasierten Metriken. Dies schränkt die Möglichkeit ein, ihre Effektivität nachzuweisen.
- Untersuchungen bleiben manuell und rudimentär: Mehr als 35 % der Unternehmen verwenden bis heute Tabellenkalkulationen, um Fälle von Fehlverhalten zu verfolgen. Weniger als 30 % setzen funktionsübergreifende Untersuchungsteams ein und werfen dabei ernste Bedenken in Bezug auf Datenintegrität, Prüfbarkeit und Konsistenz auf.
- Methoden der Risikobewertung ohne Tiefe: Nur 19 % der Unternehmen berücksichtigen die Risiken des Talentmanagements bei der Bewertung der Compliance-Risiken, und weniger als ein Drittel der Unternehmen bewerten die Reputationsrisiken oder die Risiken ethischen Fehlverhaltens in vollem Umfang.
„Unternehmen, die Ethik in die Führung, Verwaltung und Vergütung ihrer Mitarbeiter integrieren, positionieren sich für langfristige Resilienz und Vertrauenswürdigkeit“, berichtet Ty Francis, MBE, Chief Advisory Officer bei der LRN Corporation. „Auf dem Papier mögen Organisationen die richtigen Richtlinien haben, aber ohne Investitionen in die mittlere Führungsebene, integrierte Systeme und Verantwortungsstrukturen werden sie es schwer haben, diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen.“