Von AMD bis Zim
90 Tage Schonzeit - diese Aktien feiern den Deal zwischen den USA und China
Auf einmal ging es fix. Nach wochenlangen Drohungen und Anhebung der Strafzölle einigten sich beide Seiten auf ein 90-tägige Probezeit. Diese Aktien profitieren jetzt von der Senkung der Strafzölle für rund 3 Monate.
- USA und China senken Zölle für 90 Tage deutlich.
- Logistik- und Technologieaktien profitieren stark.
- Anleger sollten vorsichtig bleiben, Chipbeschränkungen bestehen.
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Die USA und China haben sich darauf geeinigt, ihre gegenseitigen Zölle für einen Zeitraum von 90 Tagen deutlich zu senken. Die USA reduzieren ihre Zölle auf chinesische Waren von 145 auf 30 Prozent, China senkt die Abgaben auf US-Produkte von 125 auf 10 Prozent.
Das Ziel: die Handelsbeziehungen entspannen, den grenzüberschreitenden Handel ankurbeln und die Lieferketten entlasten. Erste Reaktionen an den Börsen fielen positiv aus – vor allem Aktien aus der Logistik-, Halbleiter- und Schifffahrtsbranche profitierten.
Halbleiter
Das Analysehaus Wedbush sieht in der deutlichen Senkung der Zölle ein "Best-Case-Senario" für Technologieaktien. "Dies ist eindeutig nur der Anfang umfassenderer Verhandlungen, und wir gehen davon aus, dass beide Zollsätze im Laufe der kommenden Monate im Zuge der Verhandlungen deutlich sinken werden", schrieben die Analysten des Unternehmens in einer Mitteilung.
Sie bezeichnen die aktuelle Entwicklung als ein "Traumszenario" für den Markt und optimistische Anleger. Ihrer Einschätzung nach befinden sich die USA und China nun auf einem "beschleunigten Weg zu einem umfassenderen Abkommen", das dem Gesamtmarkt und insbesondere Technologiewerten in diesem Jahr zu neuen Höchstständen verhelfen könnte.
Größter Gewinner zum Wochenauftakt war die Aktie von Marvell, die über 7 Prozent in die Höhe schoss. Ähnliche Gewinne verzeichneten auch Micron und SK hynix. Mit Gewinnen zwischen 4 und 5 Prozent folten dahinter AMD, ASML, Nvidia, Intel und Taiwan Semiconducter.
Obwohl die Aktien aus der Branche einen starken Auftakt in die Woche gefeiert haben, sollten Anleger nicht vergessen, dass nur die Strafzölle gesenkt wurden. Was die Chipbeschränkungen angeht, so bleibt alles beim Alten. Daher sollten Anleger nicht in Euphorie verfallen, sondern mit Bedacht ihre Positionen in der US-Technologiebranche Aufbauen.
In der wallstreetONLINE Börsenlounge habe ich Montag früh bei einem Vertreter aus diesem Pool zugegriffen und die Papiere von AMD ist Depot geholt. Die Aktien von Micron und SH Hynix halte ich aufgrund ihrer fundamentalen Bewertung ebenfalls für aussichtsreich. Allerdings sollte nur einer der beiden Konkurrenten ins Depot wandern.
Bei Intel würde ich abwarten, bis der neue Vorstand mit positiven Nachrichten um die Ecke kommt und bei Nvidia sollten Zahlen und Ausblick auf dem Tisch liegen, bevor eine neue Anlageentscheidung getroffen wird. Die Zahlen kommen am 28.05.2025.
Versand und Logistik
Die 90-tägige Ruhepause dürfte sicherlich von vielen Konzerne dazu ausgenutzt werden, ihre Waren schnell in die USA und China zu bringen. Die vereinbarte Zollsenkung könnte daher nicht nur den grenzüberschreitenden Versand beschleunigen, sondern auch spürbare Kostenvorteile mit sich bringen. Für global agierende Logistikdienstleister eröffnet sich dadurch die Chance auf höhere Margen und wachsende Gewinne – insbesondere in einem Umfeld, in dem Effizienz und Tempo zunehmend über Wettbewerbsfähigkeit entscheiden.
Die großen Profiteure zum Wochenauftakt waren die Reedereien. Zim Integrated, Hapag-Lloyd und A.P. Møller-Mærsk schossen allesamt zweistellig in die Höhe. Aber auch die Logistikkonzerne FedEX, UPS und DHL Group starten mit guten Gewinnen in die neue Woche.
DHL-Chef Tobias Meyer hatte erst am Wochenende betont, dass er in der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump durchaus Chancen für seinen Konzern sieht. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte er, dass der andauernde Handelskonflikt zwischen China und den USA dem Unternehmen voraussichtlich zusätzliches Geschäft verschaffen werde.
"Unternehmen bauen ihre Lieferketten um, dies führt teils zu mehr Transporten", so Meyer. Besonders positiv bewertet er dabei die Entwicklung auf alternativen Handelsrouten: "Außerdem ist der Marktanteil von DHL auf der Route China – USA klein im Vergleich zu unserem Anteil auf anderen Routen. Gewinnen andere Routen an Bedeutung zulasten des Handels China–USA, ist das gut für DHL."
Auch die zunehmende Zollbürokratie sieht Meyer nicht als Belastung, sondern als Geschäftsmodell: "Mehr Verzollung bedeutet mehr Arbeit für Dienstleister wie uns. Die Arbeit rechnen wir ab."
Zwar trifft die Annahme von Herrn Meyer die nächsten 90 Tage nicht mehr so ganz zu, trotzdem ist die DHL Group mein Favorit unter den Logistikkonzern. Die Aktie hat den Widerstand bei 37,50 Euro geknackt und ist damit aus der Charttechnik heraus ebenfalls ein Kauf.
Den Reedereien hinterherzuspringen halte ich für nicht sehr aussichtsreich. Hier sollten Anleger erst einmal eine Beruhigung abwarten. Danach wären die Aktien für einen kurzen Zeitraum eine Spekulation wert.
Autobauer und Zulieferer
Klar in diesem Bereich ist die Auswahl enorm groß. Trotz des verbesserten Umfeldes für erst einmal 90 Tage sollten sich Anleger auf die üblichen Verdächtigen konzentrieren. BYD ist einfach aktuell nicht zu stoppen. Das Thema Strafzölle hat die Aktie immer mal wieder temporär belastet, aber diese Rücksetzer waren unterm Strich alles Gelegenheiten. Jeden Rücksetzer konterte der chinesische Autobauer mit Rekorden.
Die Tesla-Aktie ist und bleibt ein Papier, das Anleger lieben oder hassen. Aber egal für welche Seite sie sich entscheiden, eins steht auch fest: Solche Steilvorlagen wie am Wochenende spielt die Aktie des Musk-Konzerns definitiv. Daher führte sie auch die Gewinnerliste unter den großen Autobauern am Montag an. Wer das Papier hat, der behält es auch.
Was die deutschen Autobauer betrifft, so konnten VW und BMW charttechnische Befreiungsschläge zum Wochenauftakt feiern, während Porsche und Mercedes dieses Kunststück nicht schafften. Bei diesen Werten sollten Anleger sich noch in Geduld üben, während VW und BMW Kaufgelegenheiten sind.
Was die Zulieferer angeht. Hier können Anleger mal einen Blick in Richtung Forvia werfen. Der französische Zulieferer konnte mitten in die gute Stimmung noch einen Milliarden-Auftrag vermelden, was die Laune der Anleger gleich doppelt steigerte. Hält sich der Kurs in den kommenden Tagen über 8 Euro, könnte die Aktie eine Versuchung wert sein.
Wir könnten diese Liste jetzt noch für viele weitere Branchen weiterführen. Damit wir aber auch zu einem Ende kommen, habe ich zum Schluss noch ein paar Aktien rausgesucht, die ebenfalls von der Pause profitieren dürften. Zum Start in die neue Woche habe ich zu AMD noch das Papier von Amazon ins Depot der Börsenlounge geholt. Auch für Apple und Dell dürften die kommenden 90 Tage und was auch immer danach geschieht eine Erleichterung sein.
Zudem dürften auch chinesische Aktien von dem Deal profitieren. In dieser Woche werden noch JD.com, Tencent und Alibaba berichten. Hier würde ich die Zahlen und Ausblick abwarten. Gleiches gilt für Walmart, die Donnerstag vor US-Börsenstart berichten. Mal schauen, ob die neue Situation sich auch auf den Ausblick der Amerikaner auswirkt.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, für den hab ich auch noch einen Tipp. Schauen Sie sich die Aktie von Tapestry an. Die ist fast komplett immun gegen die ganzen Zoll-Querelen von Donald Trump. Der Modekonzern hat im laufenden Geschäftsjahr schon dreimal die Prognose angehoben. Das ist doch einen genaueren Blick wert.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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