"Schwerste Zeit seit Gründung"
Xiaomi: SU7-Neubestellungen brechen ein – München soll’s jetzt richten!
Ein tödlicher Unfall, Ärger um Fake-Lüftungen und Chaos bei den Lieferzeiten bringen Xiaomis E-Auto-Erfolg ins Wanken. Jetzt soll ein Forschungszentrum in München die Wende bringen.
- Xiaomis SU7: Bestellungen um 55% im April gefallen.
- Tödlicher Unfall und Fake-Lüftungen schaden Ruf.
- München: Neues Forschungszentrum soll Wende bringen.
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Xiaomis Elektro-Limousine SU7, einst ein Verkaufshit auf dem chinesischen Markt, erlebt einen deutlichen Dämpfer. Laut der Deutschen Bank brachen die Neubestellungen im April um 55 Prozent gegenüber dem März ein – und auch im Mai hält der Abwärtstrend an. Nur 13.500 Bestellungen wurden in den ersten beiden Mai-Wochen registriert, während allein in der zweiten Märzwoche noch 23.000 Orders eingingen.
Auslöser der Krise ist ein tödlicher Unfall mit einem SU7 im April, der eine öffentliche Debatte über die Sicherheit der smarten Fahrfunktionen entfachte. Die Regulierungsbehörden verschärften daraufhin die Werbevorgaben für autonome Fahrhilfen.
Für weiteren Ärger sorgte eine "unklare Kommunikation" beim Premium-Modell SU7 Ultra. Fast 400 Käufer forderten Rückerstattung, nachdem sich herausstellte, dass die Carbon-Motorhaube – ein Aufpreis von 42.000 Yuan – keine funktionierenden Luftkanäle besitzt. Die staatliche Nachrichtenagentur The Paper schrieb: "Diese Krise offenbart nicht nur die Glaubwürdigkeitskrise von Xiaomi SU7, sondern auch die Verzerrung einiger Werte in der aktuellen Branche für Fahrzeuge mit neuen Energien."
Xiaomi-CEO Lei Jun nannte den vergangenen Monat "die schwierigste Zeit seit der Gründung" des Unternehmens. Kunden beklagen zudem undurchsichtige Lieferzeitschätzungen. Oft treffen Fahrzeuge früher ein als angegeben. Das nährt Spekulationen, Xiaomi könne durch künstlich lange Wartezeiten eine Knappheit suggerieren.
Ein chinesischer Blogger namens A Zu hat eine App entwickelt, mit der Käufer ihre Daten teilen können, um tatsächliche Liefermuster zu analysieren. Die offizielle Xiaomi-App zeigte zuletzt geschätzte Lieferzeiten zwischen 26 Wochen und 11 Monaten an.
Laut der Beratungsfirma LandRoads stößt Xiaomis bewährtes Smartphone-Marketing hier an Grenzen: "Im Gegensatz zu digitalen Konsumgütern erfordert der Kauf eines Autos [...] höhere Anforderungen an die Fähigkeit der Marke zur Einhaltung ihrer Versprechen."
Trotz Gegenwind treibt Xiaomi seine Expansion nach Europa voran. In München soll bald ein Forschungs- und Entwicklungszentrum entstehen. Christoph Angerbauer von der IHK München und Oberbayern sagt: "Wir begrüßen jede Investition und haben keine Vorbehalte gegenüber Chinesen."
Der Automobilforscher Prof. Stefan Bratzel erklärt: "Die Chinesen müssen den Geschmack der Europäer treffen. Dafür ist ein Forschungs- und Entwicklungszentrum nötig." Xiaomi wirbt bereits Fachkräfte von BMW und Ferrari ab; rund 50 Spezialisten sollen in München arbeiten, in Düsseldorf entsteht ein Vertriebsteam.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion

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