Chartanalyse
Hensoldt & Renk nach den Zahlen: Wie geht's jetzt weiter?
Trotz starker Geschäftsentwicklung bleibt das Kursgeschehen bei Hensoldt und Renk von großer Volatilität geprägt. Wie es charttechnisch um die Aktien steht.
- Hensoldt und Renk: Volatile Kursentwicklung bleibt.
- Überkaufte Aktien zeigen technische Schwächen auf.
- Hohe Bewertungen machen Einstieg unattraktiv.
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Befeuert durch die sicherheitspolitische Wende der USA und steigende Rüstungsausgaben in Europa sind den beiden deutschen Verteidigungswerten Hensoldt und Renk zuletzt starke Geschäftsergebnisse gelungen. Neben dem Umsatz- und Gewinnwachstum wusste in beiden Fällen vor allem der Auftragseingang zu überzeugen.
Gleichzeitig bleibt die Kursentwicklung stark newsabhängig. Ging es am Montag nach Berichten über mögliche Waffenstillstandsverhandlungen in der Türkei bergab, sind Rüstungswerte bereits am Donnerstag wieder gefragt.
Anhaltend hohe Abhängigkeit vom Newsflow
Erstens wird Russlands Präsident Vladimir Putin nicht selbst in Istanbul erscheinen und zweitens hat Außenminister Johann Wadepuhl Verteidigungsausgaben in Höhe von 5 Prozent der Wirtschaftsleistung angekündigt – wovon jedoch 1,5 Prozent in militärisch nutzbare Infrastruktur fließen könnten. Wirklich neu sind die von Wadepuhl in den Raum gestellten Zahlen damit nicht. NATO-Generalsekretär Mark Rutte hatte diesen Vorschlag schon vor Wochen gemacht.
Nichtsdestotrotz ist damit erneut für Volatilität gesorgt. In einem von Verlusten geprägten Gesamtmarktumfeld können Verteidigungswerte outperformen. Wie es jetzt um die Anteile aus charttechnischer Perspektive steht.
Der Kursmotor läuft nicht mehr
Die Anteile des Spezialisten für Luftverteidigung und elektronische Kriegsführung Hensoldt befinden sich in einem übergeordneten Aufwärtstrend. In den vergangenen Monaten sind der Aktie dabei gleich zwei Trendbeschleunigungen gelungen, wobei die letzte für ein Allzeithoch bei 80 Euro sorgte.
Seit Mitte März ist der Kursmotor jedoch ins Stocken geraten. Der Grund dafür ist, dass die Aktie auf allen Zeitebenen stark überkauft war und diese Überhitzung konsolidieren musste. Weder der Aktie noch den technischen Indikatoren sind zuletzt höhere Hochs gelungen. Im Gegenteil ist hier sogar ein kurzfristiger Abwärtstrend zu beobachten. Das könnte in den kommenden Wochen noch zu Problemen führen – insbesondere dann, wenn sich der Trendstärkeindikator MACD weiter verschlechtern und unter die Nulllinie rutschen sollte, was einen Abwärtstrend der Aktie anzeigen würde.
Auch die Aufwärtstrendlinie der im Februar erfolgten Trendbeschleunigung ist bereits wieder in Gefahr. Hier verläuft zudem auch die 50-Tage-Linie. Ein Unterschreiten des aktuellen Kursniveaus dürfte für Abgaben bis mindestens 60 Euro sorgen. In Abhängigkeit vom Newsflow muss mittelfristig außerdem mit einem Pullback bis an die 200-Tage-Linie gerechnet werden: Wenngleich der RSI mit einem Tageswert von 55 zurückgekommen ist, ist er auf Wochenbasis 67,8 fortgeschritten und mit einem Monatswert von 79,4 noch immer im überkauften Bereich.
Höhenflug mit Makeln
Beim Panzergetriebehersteller Renk liegt eine ähnliche, in wichtigen Details aber verschiedene Situation vor. Auch diese Aktie befindet sich in einem übergeordneten Aufwärtstrend, wobei ihr im Februar eine starke Trendbeschleunigung gelungen ist, die sie an ihr Allzeithoch bei 60 Euro geführt hat. Lange wurde sie dabei von steigenden technischen Indikatoren begleitet, sodass die Hochs als bestätigt galten durften.
Das ist seit Mitte März jedoch nicht mehr der Fall. Gegen den Trend der Aktie ist es sowohl im RSI als auch im MACD zu niedrigeren Hochs gekommen. Damit liegen bearishe Divergenzen vor und dem vor wenigen Tagen erzielten Allzeithoch fehlt es an der technischen Bestätigung. Damit könnte sich dieses mittelfristig als Fehlsignal entpuppen und es in der Aktie zu einer nachhaltigen Trendwende kommen.
In den vergangenen Tagen war die Aufwärtstrendlinie stark gefährdet, am Donnerstag gelingt es der Aktie jedoch, sich hiervon noch einmal abzusetzen, was zu einem weiteren Versuch führen könnte, die 60-Euro-Marke zu überwinden. Die bearishen Divergenzen dürften in diesem Fall aber bestehen bleiben und die Gefahr eines Pullbacks nur aufgeschoben sein. Kursziele zur Unterseite sind 46,50 Euro, wo eine Horizontalunterstützung sowie die 50-Tage-Linie verlaufen. Da Renk ähnlich wie Hensoldt auf höheren Zeitebenen noch immer überkauft ist, sollte auch ein schärferer Einbruch nicht ausgeschlossen werden. Anlegerinnen und Anleger sind zur Vorsicht aufgerufen.
Fazit: Das lohnt sich jetzt einfach nicht mehr
Neben ersten technischen Schwächen sollten Investoren bei ihrer Anlageentscheidung auch die weit fortgeschrittenen Bewertungen nicht außer Acht lassen. Beide Titel sind für 2025 bereits mit mehr als dem 48-fachen ihrer erwarteten Gewinne bewertet. Das bedeutet eine Gewinnrendite von 2,08 Prozent – Tagesgeldkonten bieten derzeit 2,75 Prozent und mehr.
Selbst für 2026 liegen die Erwartungen für das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 32,7 für Hensoldt und 36,7 im Fall von Renk. Damit ist ein Einstieg zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr attraktiv. Wer bereits investiert ist, sollte mit Rücksicht auf die bearishen Divergenzen außerdem Stopp-Loss-Aufträge setzen oder sofortige Gewinnmitnahmen erwägen. Hier kann derzeit mehr schief als richtig gehen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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