Besser als Gold

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    Rubel im Ausnahmezustand: Schon 30 Prozent Plus

    Der Gewinn des Rubels zum US-Dollar übertrifft sogar den von Gold in diesem Jahr. Viele Gründe treiben die Rallye an, es bleiben aber gewaltige Risiken.

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    Besser als Gold - Rubel im Ausnahmezustand: Schon 30 Prozent Plus

    Der russische Rubel hat 2025 eine erstaunliche Renaissance hingelegt. Seit Jahresbeginn hat er auf dem internationalen Devisenmarkt rund 30 Prozent zum US-Dollar gewonnen und damit sogar das als Krisenwährung geschätzte Gold überflügelt.

    Die Entwicklung ist ein Kuriosum: Trotz massiver westlicher Sanktionen, anhaltender geopolitischer Spannungen und einer schwächelnden Ölkonjunktur führt ausgerechnet Russlands Währung das globale Performance-Ranking an.

    Ein zentrales Element dieser Rallye ist die ultrarestriktive Geldpolitik der russischen Zentralbank. Mit einem Leitzins von aktuell 21 Prozent bietet der Rubel einen sehr hohen Zinsaufschlag – ein klassisches Umfeld für sogenannte Carry Trades. 

    Ein vermeintliches Tauwetter in der US-Politik gegenüber Russland hat die Attraktivität des Rubels für ein klassisches Carry-Trade-Geschäft wiederbelebt. Ausländische Anleger, die sich von den anhaltenden Sanktionsrisiken nicht abschrecken lassen, wenden sich dabei Ländern zu, die gute Beziehungen zu Russland unterhalten, um sich in renditestarken Rubelanlagen zu engagieren.

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    Hinzu kommt: Aufgrund von Kapitalverkehrskontrollen und staatlicher Anordnung müssen russische Exporteure einen Großteil ihrer Deviseneinnahmen in Rubel tauschen – was die Nachfrage zusätzlich antreibt. Doch der Zins ist nur ein Teil des Bildes. Auch die Außenpolitik der USA hat eine Rolle gespielt: Die Zollpolitik von Präsident Donald Trump hat das Vertrauen in den US-Dollar als sicheren Hafen erschüttert. 

    Anleger ziehen sich aus US-Staatsanleihen zurück und schichten in alternative Assets um – darunter auch in risikoreiche Rubel-Anlagen, besonders in Ländern, die enge Beziehungen zu Russland pflegen. Russlands Innenpolitik tut ihr Übriges: Steuerzahlungen russischer Großexporteure, beispielsweise im Energiesektor, führen zu saisonal erhöhter Rubelnachfrage, was den Kurs zusätzlich stützt.

    Allerdings sind die strukturellen Risiken dieser Entwicklung nicht zu übersehen. Eine starke Währung bedeutet für einen Rohstoffexporteur wie Russland sinkende Einnahmen in Landeswährung – besonders problematisch in einem Umfeld, in dem Ölpreise unter Druck stehen.

    Schon jetzt liegt der Rubel-Kurs weit über dem Niveau, auf dem die russische Regierung ihren Staatshaushalt kalkuliert hat. Die Budgetplanung für 2025 geht von einem durchschnittlichen US-Dollar-Rubel-Kurs von 96,5 aus – aktuell notiert der Rubel 16,5 Prozent stärker.

    Zudem hat der wirtschaftspolitische Kurs des Kremls gravierende Langfristfolgen. Wie eine aktuelle Studie des Stockholm Institute of Transition Economics (SITE) zeigt, hat Russland in Folge seiner Gegenmaßnahmen auf westliche Sanktionen zahlreiche marktwirtschaftliche Prinzipien über Bord geworfen. Preisdeckel auf Grundnahrungsmittel, Pflichtverkäufe von Devisen, massenhafte Subventionen und die Verstaatlichung westlicher Vermögenswerte – all das weist auf eine zunehmende Rückkehr staatlicher Kontrolle über Wirtschaft und Märkte hin.

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    Ein wachsender Teil der Staatsausgaben läuft inzwischen außerhalb des offiziellen Haushalts – etwa über staatsnahe Konzerne wie Rostec oder regionale Sonderprogramme. Damit geht nicht nur Transparenz verloren, sondern es entstehen auch schwer kalkulierbare Fiskalrisiken. Die Kreditvergabe steigt rapide, Überschuldung von Haushalten und Unternehmen nimmt zu, während Insolvenzen per Regierungsbeschluss zeitweise ausgesetzt wurden.

    Kurzfristig mag die Stärke des Rubel ein Erfolg für Präsident Wladimir Putin sein. Langfristig jedoch droht Russland ein fiskalisches Ungleichgewicht, das durch wachstumshemmende Bürokratie und staatliche Übersteuerung weiter verschärft wird.

    "Die langfristigen wirtschaftlichen Aussichten für Russland sind zunehmend negativ", warnt SITE. Durch die Gegensanktionen Russlands seien "strukturelle Schwachstellen verfestigt, die fiskalische Flexibilität verringert und systemische Risiken, insbesondere im Finanz- und Immobiliensektor" nur noch verstärkt worden.

    Die aktuelle Rubel-Rallye – so spektakulär sie ist – könnte sich auf längere Sicht als trügerisch erweisen.

    Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion


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    Verfasst vonRedakteurIngo Kolf

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