Zölle & Leitzins
Goldman Sachs dreht Konjunkturprognose: Stagflation der US-Wirtschaft droht
Die US-Konjunktur schwächt sich ab – ist das nur eine Verschnaufpause oder der Beginn einer ernsteren Krise?
- US-Wirtschaft schwächelt: Stagflation droht, Sorgen wachsen.
- Fed in der Zwickmühle: Zinserhöhungen vs. Beschäftigung.
- Goldman Sachs revidiert Prognosen: Nur eine Zinssenkung 2025.
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Während die einen glauben, die US-Wirtschaft lege lediglich eine kurze Pause ein – gestützt durch steigende Reallöhne, robuste Einzelhandelsumsätze und weiterhin niedrige Arbeitslosigkeit sowie moderate Inflation – warnen andere bereits vor einer gefährlichen Phase aus stagnierendem Wachstum und anhaltender Inflation: Stagflation. Warnsignale wie ein schwächerer Arbeitsmarkt und mögliche neue Inflationsimpulse durch Zölle nähren die Sorge vor einem bevorstehenden Abschwung.
Die Debatte hatte sich besonders seit den Zollankündigungen von Präsident Trump zugespitzt, denn die Maßnahmen fielen schärfer aus als erwartet, erhöhten den Inflationsdruck und sorgten für heftige Kursschwankungen an den Aktienmärkten.
So verlor der S&P 500 zunächst 19 Prozent – nahe am Bärenmarkt. Doch ein 90-tägiges Aussetzen zahlreicher Zölle ab dem 9. April ließ die Hoffnung auf Deeskalation wiederaufleben und löste eine beeindruckende Rally von 23 Prozent aus.









Noch mehr Rückenwind bekam die Wirtschaft, als Trump ankündigte, die chinesischen Zölle von 145 auf 30 Prozent zu senken.
Diese dynamische Entwicklung zwingt nun auch die großen Investmentbanken – darunter Goldman Sachs – ihre Konjunkturprognosen und Erwartungen an die US-Notenbank (Fed) zu überarbeiten.
Die Fed sitzt in der Zwickmühle
Die Federal Reserve hat einen doppelten Auftrag: für Preisstabilität zu sorgen und gleichzeitig die Beschäftigung zu fördern – zwei Ziele, die oft im Widerspruch zueinanderstehen.
Zinserhöhungen bremsen die Inflation, gehen aber zulasten von Jobs. Zinssenkungen stärken die Konjunktur, befeuern aber auch die Teuerung.
Diese Gegensätze spiegeln sich auch in den jüngsten Entwicklungen wider: 2023 senkte die Fed ihre Leitzinsen dreimal, um auf eine steigende Arbeitslosigkeit zu reagieren, die zuvor durch aggressive Zinserhöhungen ausgelöst worden war. Im April 2025 lag die US-Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent, deutlich höher als im Vorjahr (3,4 Prozent).
Doch obwohl viele weitere Zinssenkungen erwartet hatten, blieb die Inflation hartnäckig: Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg im April um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr – nur minimal weniger als im September (2,4 Prozent).
Zugleich drohen neue Zölle erneut für Inflationsdruck zu sorgen – weshalb Fed-Chef Jerome Powell vorsichtig bleibt und vorerst keine weiteren Zinssenkungen in Aussicht stellt.
Die Gefahr: Stagflation – oder doch neue Hoffnung?
Die Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung und die Situation am Arbeitsmarkt lässt die Sorge vor einem gefährlichen Mix aus Konjunkturschwäche, steigender Inflation und wachsender Arbeitslosigkeit wachsen – ein klassisches Stagflationsszenario.
Zwar setzen viele Marktteilnehmer weiterhin auf Zinssenkungen in diesem Jahr – doch gerade Fortschritte im Handelskonflikt könnten die Fed davon abhalten. Denn je besser die Konjunkturaussichten, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank die Zinsen senkt.
Goldman Sachs sieht nur noch eine Zinssenkung in 2025
Nach Trumps Entscheidung, chinesische Zölle deutlich zu senken, revidierte Goldman Sachs seine Einschätzungen: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten sank laut der Analysten auf 35 Prozent.
Zinssenkungen rücken damit in weite Ferne: Goldman rechnet nun nur noch mit einer einzelnen Zinssenkung im Jahr 2025 – und das erst im Dezember. Zuvor hatte man mit drei Zinssenkungen ab Juli gerechnet. Zudem erwartet man nun, dass die Fed ihre Schritte in größerem zeitlichen Abstand setzen wird – also nicht mehr bei jeder Sitzung, sondern nur noch bei jeder zweiten.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion

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