Zins-Schock in Sicht

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    Krisenthermometer steigt: Renditesprung in den USA ist klares Warnsignal

    Der jüngste Renditeanstieg bei 30-jährigen US-Staatsanleihen könnte zum Wendepunkt für die globalen Kapitalmärkte werden – mit Folgen für US-Dollar, Aktien und das Vertrauen in Amerikas Bonität.

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    Zins-Schock in Sicht - Krisenthermometer steigt: Renditesprung in den USA ist klares Warnsignal

    Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries hat erstmals seit November 2023 wieder die Marke von fünf Prozent überschritten, ausgelöst durch die Bonitäts-Herabstufung der Ratingagentur Moody’s.  Und während der US-Staat weiter munter Schulden macht, wächst bei Investoren die Sorge, dass die Bonitätssenkung Signalwirkung haben könnte – nicht nur für Anleiheinvestoren, sondern auch für Aktienmärkte und Wechselkurse.

    Institutionelle Investoren, etwa Versicherer und Pensionsfonds, müssen sich nun fragen, ob Treasuries mit einem reduzierten Rating überhaupt noch in dieselbe Risikokategorie gehören wie bisher. Zwar werden sie regulatorisch weiterhin als "risikofrei" eingestuft – doch das Vertrauen ist angeschlagen. In bestimmten AAA-basierten Anleiheindizes, die nur auf Papiere mit der höchsten Bonitätsnote setzen, dürften US-Bonds künftig an Gewicht verlieren, was Umschichtungen nach sich ziehen dürfte. Ein technischer Effekt mit psychologischer Wirkung.

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    Schon jetzt reagieren die Märkte sensibel: Langlaufende Treasuries, einst Inbegriff des sicheren Hafens, verzeichnen Abflüsse, die 30-jährige Rendite steigt. Es geht nicht mehr nur um Leitzinsen – es geht um Glaubwürdigkeit. Um fiskalische Nachhaltigkeit. Und um die Bereitschaft des Kapitalmarkts, der US-Regierung auch langfristig noch Geld zu leihen – zu vertretbaren Konditionen. Denn je höher die Rendite steigt, je höher der Risikoaufschlag ist, den Investoren fordern, umso schwieriger wird es für die USA, ihre Schulden weiter zu bedienen.

    Hinzu kommt: Der Anteil ausländischer Gläubiger an der US-Schuld steht seit Jahren unter Druck. Staaten wie China reduzieren ihren Bestand kontinuierlich. Und selbst Japan, aktuell die Nummer eins als Top-Besitzer von US-Treasuries, hält deutlich weniger der Papiere als noch vor 5 Jahren. Gleichzeitig werfen die USA immer mehr davon auf den Markt, um sich zu finanzieren. Seit 2007 ist das Volumen ausstehender US-Staatsanleihen von 4,5 Billionen US-Dollar auf heute fast 30 Billionen US-Dollar in die Höhe geschnellt.

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    Während der amerikanische Schuldenberg die Marke von 37 Billionen US-Dollar ins Visier genommen hat, steigen die jährlichen Zinsausgaben auf Rekordniveaus. Ökonomen und Analysten warnen, dass die Refinanzierungskosten auf Dauer untragbar werden könnten – vor allem, wenn das Vertrauen in die Stabilität des US-Haushalts weiter schwindet.

    Die Schuldenquote der Vereinigten Staaten wird im laufenden Jahr über 124 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, erwartet der Internationalen Währungsfonds. Damit wären weltweit nur sieben Länder höher verschuldet als die USA. Zum Vergleich: Für Deutschland wird 2025 eine Schuldenquote von 62,1 Prozent prognostiziert. Errechnet wird die Schuldenquote, indem die Staatsschulden durch das BIP geteilt werden.

    Auch aus der US-Regierung selbst kommen mittlerweile indirekte Signale der Besorgnis. Finanzminister Scott Bessent sprach unlängst von erschreckenden Schuldenzahlen, während er gleichzeitig den US-Kongress darum bat, die Schuldenobergrenze zu erhöhen oder auszusetzen, weil sonst mit "verheerenden Folgen für das US-Finanzsystem und die Sicherheit und globale Führungsposition Amerikas" zu rechnen sei.

    Ob die Folgen aber so viel besser sind, wenn die Erhöhung genehmigt wird und die Schulden weiter wachsen, ist fraglich. Moody’s selbst erwartet, dass das US-Haushaltsdefizit bis 2035 auf fast neun Prozent der Wirtschaftsleistung ansteigen könnte, während der Schuldenstand dann bei rund 134 Prozent des Bruttoinlandsprodukts läge.

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    Moody’s ist die letzte der drei großen Ratingagenturen, die den USA ihre makellose Bewertung entzogen hat. Dass dies nun ausgerechnet in einer Phase passiert, in der Washington auf dem besten Weg ist, neue Defizite im Billionen-Dollar-Bereich zu beschließen, kann auch als Warnschuss in Richtung Washington verstanden werden.

    Was bedeutet das für Anleger? Zunächst steigen die Renditen – aber diesmal nicht wegen steigender Leitzinsen, sondern weil Investoren einen Risikoaufschlag fordern. Eine solche Entwicklung könnte sich zur Abwärtsspirale auswachsen: Höhere Zinsen machen neue Schulden teurer, was zu neuen Defiziten führt, was wiederum die Risikoprämie steigen lässt. Eine Kettenreaktion mit potenziell systemischen Folgen.

    Noch ist es nicht so weit. Doch der Renditesprung bei den Langläufern ist mehr als nur eine Marktschwankung. Er ist ein Krisenthermometer – und die Temperatur steigt.

    Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion


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    Verfasst vonRedakteurIngo Kolf

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