Nächster Stopp Allzeithoch?
US-Aktienmarkt: "Neue Korrektur unwahrscheinlich!"
Geht es nach den Analystinnen und Analysten der US-Großbank JP Morgan dürfen sich Anlegerinnen und Anleger von US-Aktien auf neue Allzeithochs einstellen.
- JP Morgan sieht S&P 500 auf Kurs zu Allzeithochs.
- Korrektur unwahrscheinlich, aber Pullback-Risiken steigen.
- CEO Dimon bleibt skeptisch, warnt vor Rezession.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Selbst das am Freitag erfolgte Downgrade der Kreditwürdigkeit der USA durch die Bewertungsagentur Moody's scheint die Gesamtmarkterholung nicht aufhalten zu können.
Zwar eröffneten die US-Indizes am Montag tiefrot, der Nasdaq-Future notierte zeitweise mehr als 1,5 Prozent im Minus, doch schon nach wenigen Handelsstunden war das Thema gegessen: Angeführt vom Dow-Jones-Index, der von der Erholung der Aktie des Indexschwergewichtes United Health profitiert, wechselte der US-Markt das Vorzeichen. Der Gesamtmarktindex S&P 500 liegt damit weiter auf Kurs, die Marke von 6.000 Punkten zurückzuerobern.
S&P 500 auf dem Weg zu neuen Allzeithochs?
Geht es nach dem Trading-Desk der US-Großbank JP Morgan dürfte das noch nicht das Ende der Mitte April gestarteten Erholung sein. Die Expertinnen und Experten sehen den S&P 500 sogar auf Kurs zu neuen Allzeithochs. Eine neue Korrektur sei unwahrscheinlich, während der Anstieg über 5.900 Punkte weitere Käuferinnen und Käufer an den Markt locken würde.
"Nächster Stopp? 6.144 Punkte ist das Allzeithoch, das 3,1 Prozent vom Schlusskurs am Freitag entfernt ist. Wir bleiben taktisch bullish und warten darauf, dass der SPX [Anmerkung der Redaktion: Bloomberg-Ticker des S&P 500] sein bisheriges Rekordhoch bricht", geben die Analystinnen und Analysten der Markets-Intelligence-Abteilung in ihrer Mitteilung am Montag an.
Pullback möglich, aber Korrektur "unwahrscheinlich"
Mit einer Korrektur rechnet das Trading Desk von JP Morgan derzeit nicht, wenngleich das Risiko eines Pullbacks wachsen würde. Für einen solchen haben sie drei Risikofaktoren identifiziert. Das sind erstens, wenn Nvidia mit seinen in der kommenden Woche anstehenden Quartalszahlen die Analystenerwartungen verfehlen sollte.
Zweitens nennen die Experten einen Stillstand in den Verhandlungen um weitere Handelsabkommen beziehungsweise eine erneute Eskalation in der Auseinandersetzung zwischen den USA und China. Sowie drittens die Positionierung der Marktteilnehmenden: Die Käufe von Privatanlegerinnen und -anlegern lassen nach Beobachtung von JP Morgan wieder nach, während Marko-Hedgefonds ihre Short-Positionen geschlossen hätten und sich ausländische Investoren lieber auf anderen Märkten umsehen würden.









V-Erholung hält an, Vorzeichenwechsel gegenüber dem Jahresauftakt
Seine nach dem "Liberation Day" erlittenen Verluste hat der S&P 500 inzwischen vollständig wettgemacht. Gegenüber dem Stand vor einem Jahr notiert er mit einem Plus von 12,6 Prozent, während gegenüber dem Jahresbeginn das Vorzeichen gewechselt hat und jetzt ein Plus von 1,4 Prozent zu Buche steht.
Mit der Kurserholung ist allerdings auch die Überbewertung des US-Marktes zurückkehrt: Der Buffett-Indikator liegt mit 211 Prozent auf dem höchsten Stand der Börsengeschichte, während das Shiller-KGV mit 36,6 auf dem dritthöchsten Niveau aller Zeiten notiert.
Uneinigkeit bei JP Morgan: CEO bleibt skeptisch
Selbst innerhalb der US-Großbank JP Morgan herrscht keine Einigkeit über den weiteren Kursverlauf am US-Aktienmarkt. Während das Trading Desk den Weg zu neuen Allzeithochs frei sieht, zeigte sich CEO Jamie Dimon zuletzt wiederholt skeptisch für die Wachstumsaussichten auch der US-Wirtschaft.
In der vergangenen Woche bekräftigte er trotz der Annäherung der USA und China im Handelsstreit seine Warnung vor einer Rezession. Diese Warnung wiederholte er am Montag auf einer Investorenkonferenz: Selbst die auf 10 Prozent herabgesenkten Zollsätze seien "ziemlich extrem" und könnten zu einer gefürchteten Stagflation führen.
Fazit: Weiterhin Vorsicht geboten
Wie zum Beweis für seine These ist der am Montag veröffentlichte Index der Frühindikatoren (LEI) um 1,0 Prozent auf einen Indexwert von 99,4 eingebrochen. Das entspricht dem größten Rückgang seit März 2023 und entspricht in der Logik des Conference Board einem Warnsignal. Zum Einbruch des LEI haben vor allem das gesunkene Verbrauchervertrauen sowie schwache Einkaufsmanagerindizes beigetragen.
Anlegerinnen und Anleger sollten der jüngsten Rallye sowohl am deutschen als auch am US-Markt daher mit allergrößter Skepsis begegnen: Der Markt preist derzeit die beste aller Welten ein, zu der es angesichts der Vielzahl an Unsicherheitsfaktoren kaum kommen wird. Selbst das jüngst im DAX erzielte Allzeithoch ist nicht wirklich ein Grund zu feiern und könnte Investoren noch viel Geld kosten.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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